Toedliche Worte
für Sie, das stimmt. Aber wir sind heute auch hier, weil ich Ihre Hilfe brauche. Kommen Sie, setzen Sie sich.« Er nahm den älteren Mann am Ellbogen, steuerte ihn auf einen der Sessel zu und setzte sich ihm dann gegenüber.
»Wie geht es Ihnen, Tom?«, fragte er.
Storey wandte den Blick ab und starrte auf die Stelle, wo früher seine Hand war. Die dicken Verbände waren jetzt durch einen leichteren ersetzt, der wie eine besonders langweilige, aus einer Socke gefertigte Puppe am Ende seines Arms hing. »Sie hatten recht. Sie sagen, ich hätte einen Gehirntumor.« Er ließ seinen Kopf kreisen, als sei sein Nacken verspannt. »Komisch, vor nicht allzu langer Zeit wäre mir das als das Schlimmste auf der Welt erschienen.«
»Gut ist das nie. Was würden Sie davon halten, wenn ich Ihnen sagte, dass man den Tumor operieren kann?«
Auf Tom Storeys Glatze zeigte sich eine dünne Schweißschicht. Er sah Tony düster an. »Es ist schrecklich, das zu sagen, aber ich würde mir wünschen, dass es operiert wird. Ich würde leben wollen. Ich weiß, dass ich mich oft fühle, als hätte ich nichts mehr, für das es sich zu leben lohnt, aber wenn Sie mich fragen, ob ich lieber das Risiko eingehen wolle weiterzuleben, würde ich Ja sagen.«
Tony konnte sein wachsendes Mitgefühl mit Tom Storeys zerstörtem Leben nicht unterdrücken. Es war so unnötig und so endgültig. So viel schlimmer, weil Storey offenbar ein intelligenter Mann war, der jetzt einen vernichtenden Einblick in seine Lage bekommen hatte. »Sie fühlen sich deshalb schuldig, nicht wahr, Tom? Zusätzlich zu all den anderen Dingen, die Ihnen Schuldgefühle verursachen, fühlen Sie sich auch noch schuldig, weil Sie leben wollen.«
Storey nickte, und die Tränen ließen seine Augen glänzen. »Ich bin ein Feigling«, stammelte er. »Ich … ich kann mir nicht mehr in die Augen sehen, weil ich sie dorthin geschickt habe.«
»Sie sind kein Feigling, Tom. Zu sterben, das wäre die Ausflucht des Feigen. Mit sich selbst zu leben, dafür braucht man Mut. Sie können das nicht zurückgeben, was Sie weggenommen haben, aber Sie können den Rest, der von Ihrem Leben noch bleibt, mit gutem Willen verbringen.«
»Kann man also operieren? Kann man diesen Tumor entfernen?«
Tony nickte. »So hat man es mir mitgeteilt. Wie ich schon sagte, dadurch wird nicht das heilen, was in Ihrer Psyche in Unordnung ist, aber wir können helfen, dass Sie es damit leichter haben. Sie haben bestimmt schon einen Unterschied bemerkt, seit wir Ihnen andere Medikamente geben?«
Storey nickte. »Ich bin viel ruhiger. Habe mich besser unter Kontrolle.«
Das war eine gute Neuigkeit in Hinblick auf Tonys Plan. »Und es dürfte sich weiter verbessern«, sagte er. »Die Operation wird Ihnen eine Zukunft geben. Und ich glaube, Sie werden sie nutzen, Tom. Ich glaube das wirklich.«
Storey rieb sich mit dem Rücken seiner gesunden Hand die Augen. »Sie werden mich aber nie hier rauslassen, oder?«
»Unmöglich ist es nicht, Tom. Es hängt sehr von Ihnen selbst ab, und auch von uns.«
»Ich nehme also an, Sie möchten über mich schreiben? Wollen sich einen Namen mit meiner Behandlung machen? Soll ich Ihnen dabei helfen?« Er klang etwas verstimmt.
Tony war wirklich bestürzt und verwünschte sich dafür, dass er angenommen hatte, er hätte Tom Storeys Vertrauen gewonnen, was offensichtlich nicht zutraf. »Es tut mir leid, wenn Sie denken, wir sind nur dazu da, aus Ihrem Schmerz Vorteil zu ziehen, Tom«, sagte er und versuchte das Terrain zurückzugewinnen, dessen Verlust ihm nicht einmal klar gewesen war.
»Aber so kommen Sie und Ihre Kollegen doch weiter, oder? Man legt solche Menschen wie mich unters Mikroskop, dann macht man Artikel und Bücher daraus.«
Tony schüttelte den Kopf. »Ich arbeite nicht so, Tom. Ja, manchmal schreibe ich über Fälle, aber nicht aus Ehrgeiz.«
Er breitete die Hände aus und wies mit dieser Geste auf das Zimmer hin.
»Finden Sie, das hier sieht nach der Behausung eines ehrgeizigen Mannes aus?«
Storey sah sich noch einmal um und zeigte diesmal offener, dass er sich ein Urteil bildete. An den Wänden hingen keine Diplome oder Urkunden zur Promotion, keine Bücher waren zu sehen, auf deren Umschlag sein Name zur Schau gestellt wurde, nichts, was darauf hinwies, dass Tony jemanden mit seiner Stellung oder seinen Erfolgen beeindrucken wollte. »Nein, sieht nicht danach aus«, sagte er. »Warum tun Sie es also, wenn nicht dafür, dass Sie gut dastehen?«
»Ich tue
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