Toedliche Worte
auf den er steht. Der gleiche Typ, den Derek Tyler sich holte.«
Carol wandte den Blick von den Fotos ab; der Gedanke an die brutal zerstörten Leben, die sie und ihre Kollegen nicht hatten retten können, quälte sie. Und einen Augenblick fühlte sie sich an den Punkt zurückversetzt, als sie nicht sicher war, wie lange sie noch an ihrem eigenen Leben würde festhalten können. »Ich bestreite das nicht. Aber …«
Brandon schnitt ihr das Wort ab. »Und wir haben eine Polizistin, die genau diesem Typ entspricht.«
Paula , dachte Carol sofort. Schlank, kurzes blondiertes Haar, blaue Augen . »DC McIntyre.«
»Genau. Sie wäre perfekt dafür.«
Carol spürte, wie sich ihr der Magen umdrehte. Das Gefühl, all dies schon einmal erlebt zu haben, überwältigte sie. »Ich habe Erfahrung mit solchen Dingen, Sir«, sagte sie so distanziert und eindringlich sie konnte. »Wir würden sie einem ungeheuren Risiko aussetzen.«
Brandon schien sich zusammenzunehmen, als falle ihm plötzlich ein, mit wem er da sprach. »Gerade Ihre Erfahrung ist es, die mich umso zuversichtlicher macht, dass dies kompetent durchgeführt werden kann. Ich meine, Sie werden in der Lage sein, das Risiko einzugrenzen. Und ich glaube, wenn wir DC McIntyre damit betrauen, wird sie sich auf die Chance stürzen, uns dabei zu helfen, diesen Bastard hinter Gitter zu bringen.«
Genau wie bei mir. »Ich bin sicher, das würde sie tun. Sie setzt sich sehr für ihre Arbeit ein. Aber ich bin nicht sicher, dass wir sie einer solchen Gefahr aussetzen sollten. Gerade weil sie in ihrem Beruf so engagiert ist, könnte das ihr Urteilsvermögen trüben.«
Brandon sammelte ungeduldig die Fotos wieder ein. »Was schlagen Sie sonst vor?«
Sie hatte nichts vorzuschlagen, was sie beide wussten. Also schob sie die Entscheidung so gut sie konnte hinaus. »Wir müssen sicher sein, dass unsere Strategie funktionieren wird. Ich glaube, wir werden Dr. Hill einbinden müssen.«
»Bei der Planung. Natürlich«, gestand ihr Brandon zu.
»Ich glaube, wir sollten mit ihm sprechen, bevor wir damit anfangen, Sir. Ich glaube, bevor wir das Leben einer Beamtin aufs Spiel setzen, müssen wir verdammt sicher sein, dass wir das Ergebnis bekommen, das wir uns wünschen.«
Einfühlsamkeit war für Tony immer die beste Antwort. Jeder Mörder handelte nach seiner eigenen inneren Logik. Wenn man diese Logik fand, konnte man den Mörder aufspüren. Das einzige Problem war, die konkreten Symbole zu analysieren und ihre Bedeutung zu verstehen. Alles hatte sich aus den Phantasien des Mörders entwickelt, und jede Wahnvorstellung hatte ihre Wurzeln in einer verzerrten Sicht der Wirklichkeit. Manchmal konnte Tony mit Hilfe von Worten den Weg durch das Labyrinth finden; manchmal brauchte er etwas Konkreteres dazu.
Er hatte seine Einkäufe mit nach Hause genommen und erstellte sich daraus seine eigene Version des mörderischen Spiels. Nachdem er seine Fußgelenke mit Lederfesseln am Küchenstuhl festgebunden hatte, lagen noch die Handschellen auf seinem Schoß. Er legte eine Schelle um ein Handgelenk und testete, wie stabil sie war. »Oben und unten festgebunden. So musst du tun, was ich will. Kontrolle ohne Einwilligung. Das ist es, was ich von dir will.«
Er fummelte an der anderen Handschelle herum und legte sie sich ums Handgelenk, ohne sie zuschnappen zu lassen. Aber beim Klingeln des Telefons fuhr er zusammen, seine Finger zuckten, hatten blitzschnell die Schelle zugedrückt, und die Sperrklinke rastete ein. »Scheiße«, rief er, als sein Anrufbeantworter ansprang.
Er hörte seine eigene Stimme: ›Ich kann leider im Moment nicht mit Ihnen sprechen, hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton.‹
Ein langes Piepsen, dann kam Carols Stimme. »Tony, ruf mich zurück, sobald du dies hörst. Ich muss unbedingt mit dir sprechen. Wenn ich nicht selbst rangeh, weil ich mich nicht losmachen kann, sag ihnen, sie sollen mich unterbrechen.«
Er sah den Apparat verwundert an und lachte auf. »Wenn du dich nicht losmachen kannst?« Düster starrte er auf den Schlüssel, der einen knappen Meter entfernt auf dem Tisch lag. Seine Zehen reichten nicht ganz bis zum Boden. Er schaukelte mit dem Stuhl vor und zurück und versuchte, auf den Fliesen vorwärtszukommen. Nach ein paar Minuten gelang es ihm, schwitzend und voller Wut, nahe genug an den Tisch heranzukommen, um den Schlüssel der Handschelle mit der rechten Hand greifen zu können. Er musste es fünf- bis sechsmal versuchen, aber
Weitere Kostenlose Bücher