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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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um in Fahrt zu kommen.«
    »Du hast leicht reden«, murmelte Paula. »Du musst ja nicht an der Straßenecke stehen, dir den Arsch abfrieren und dich mit den bescheuerten schmierigen Freiern abgeben.«
    Jan gluckste: »Nee, ich darf mich am Anblick erfreuen.« Sie stieß die Tür auf. Im Inneren war das Peccadilloes nicht so prächtig ausgestattet wie sein Gegenstück in Bradfield. Die Beleuchtung war nicht so gut und das Warenangebot weniger reichhaltig. Hinter dem Ladentisch stand eine Frau und betrachtete sie. Sie war wohl Ende dreißig und hatte ihr vielfarbig getöntes Haar mit Gel zu Löckchen und Spitzen geformt. Absurderweise trug sie eine braune Strickjacke, die besser zur Besitzerin eines Handarbeitsgeschäfts gepasst hätte. Paula vermutete, dass die bizarre Frisur von dem roten Muttermal ablenken sollte, das sich über die eine Seite ihres Gesichts zog und aussah, als hätte jemand einen Pinsel in Brombeereis getaucht und ihn ihr über die Wange gezogen.
    Jan sah sich um und führte Paula dann zu einem Kleiderständer im hinteren Teil des Ladens. Jan ging die Sachen durch und zog ein knappes schwarzes Latexkleid heraus. »He, Mädel, damit würdest du die im Rainbow Flesh fertig machen.«
    »Ich weiß nicht«, log Paula und versuchte ihre Intimsphäre zu retten, obwohl sie wusste, dass Jan Shields im Bilde war. »Das geht sowieso nicht, für heute Abend ist das nicht praktikabel. Darunter könnte ich kein Kabel für das Mikro tragen.«
    Jan grinste, ihr Engelsgesicht sah dabei ganz unangemessen bösartig aus. »Meine Gute, darunter könntest du überhaupt nichts tragen.«
    Sie hängte das Kleid an seinen Platz zurück und ging am Ständer entlang. Als Nächstes wählte sie einen roten Minirock aus Kunststoff. »Also, das ist genau das Richtige. Perfekt für Temple Fields. Don Merrick wird in seinen Tee sabbern, wenn er dich darin sieht.«
    Paula kicherte. »Was für ein durchschlagendes Argument, ihn zu kaufen.« Aber sie nahm den Rock trotzdem und hielt ihn an sich, um abzuschätzen, ob er passen könnte.
    Jan deutete auf den Rock. »Du wirst ihn anprobieren müssen«, sagte sie. »Und du brauchst jemand, der dich berät.«
    Paula warf ihr einen kühlen Blick zu. »Ich glaube, das wird nicht nötig sein«, reagierte sie auf das, was sie als pure Anmache empfand. Sie griff an Jan vorbei und zog ein enges, weit ausgeschnittenes silberfarbenes Lurexoberteil heraus. »Das dürfte es doch sein.«
    Jan zog die Augenbrauen hoch. »Ich könnte schwören, du fängst an, dich bei der Sache viel zu sehr zu amüsieren.«
    Diesmal brachte der kokette Tonfall Paula richtig durcheinander. Es schien ein Anflug echter Bewunderung darin zu liegen, sie fragte sich flüchtig, wie es wohl wäre, privat mit Jan zusammen zu sein. Aber sie unterdrückte den Gedanken und sagte: »Ich leiste gern gute Arbeit.« Beziehungen mit Kollegen waren immer eine ganz schlechte Idee. Und außerdem war Jan Shields nicht ihr Typ. Wenn dagegen Carol Jordan sie anmachen würde … Paula wandte sich ab und tadelte sich, das aus den Augen zu verlieren, weswegen sie hier waren.
    »Natürlich. Aber wenn das alles vorbei ist, würdest du dann mal eine kleine Modenschau nur für mich machen?« Jans Stimme war leise, und ihr warmer Atem hauchte auf Paulas Nacken.
    »Jan, ich schwöre, du bist genauso schlimm wie die Kerle«, sagte sie entnervt.
    »Du kannst dich drauf verlassen, Paula, ich bin besser als die alle zusammen«, sagte Jan, legte ihr eine Hand auf die Schulter und lächelte, als Paula zusammenzuckte. »Die Umkleidekabinen sind da drüben«, sagte sie und zeigte auf eine Kabine mit Vorhang hinter den Kleiderständern. Sie trat zurück und ließ Paula vorbei, ohne ihr nahe zu kommen.
    Fünf Minuten später betrachtete sich Paula im Spiegel der Kabine. Sie war sicher, sogar ihre besten Freunde würden sie – selbst ohne Make-up und die richtigen Schuhe – kaum erkennen. Sie erkannte sich ja selbst kaum. Es brachte sie ganz aus der Fassung, wie eine so oberflächliche Veränderung sie eindeutig zu einer ganz anderen Person machte. Eine Vorahnung ließ sie schaudern und Gänsehaut bekommen, hastig zog sie alles wieder aus und nahm dankbar ihre eigene Persönlichkeit mitsamt ihren schwarzen Jeans und der weißen Bluse wieder an. Dann riss sie den Vorhang zurück und reichte die Sachen mit ausgestrecktem Arm hinaus. »Die sind in Ordnung«, sagte sie.
    Jan hielt ihr eine Bomberjacke aus Kunstseide hin, die fast zu dem Rock passte. »Wie

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