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Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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hingeleuchtet und den Schock meines Lebens gekriegt. So was Schlimmes hab ich noch nie gesehen.«
    »Sind Sie sicher, dass sie tot ist?«, fragt Tomasetti.
    »Sie hat mich aus glasigen Augen angestarrt.« Er atmet schwer. »Sie ist tot, hundert pro.«
    Tomasetti zieht sein Handy hervor und drückt die Kurzwahltaste. Ich höre, wie er Goddard die Situation beschreibt und ihn bittet, rund um diesen Teil des Flusses Straßensperren aufstellen zu lassen.
    »Was haben Sie gemacht, nachdem Sie die Leiche entdeckt haben?«, frage ich.
    »Ich hab wie ’n Reiher gekotzt.« Er atmet tief ein, stößt die Luft aus. »Dann hab ich gemacht, dass ich wegkomme.«
    Blaulicht streift über die Bäume und verkündet die Ankunft eines Polizeiautos. Ich drehe den Kopf und sehe einen Streifenwagen des Sheriffbüros hinter dem Tahoe halten.
    »Wo genau haben Sie die Leiche gefunden?«, fragt Tomasetti.
    Foster zeigt wieder zur Mündung des Pfades. »Gehen Sie auf dem eine Viertelmeile weit rein, dann sehen Sie unten am Fluss auf der rechten Seite einen Baum mit freiliegenden Wurzeln. Da drin hängt sie fest.«
    Sheriff Goddard steigt aus dem Streifenwagen und richtet den Schein seiner MagLite auf den Angler. »Danny?«, fragt er und kommt auf uns zu. »Bist du das?«
    »Ja, Kumpel.« Der Mann seufzt erleichtert auf. »Ich bin’s.«
    Der Sheriff nickt Tomasetti und mir zu und sagt an Foster gewandt: »Was zum Teufel machst du um diese Zeit hier draußen?«
    »Angeln, wie immer. In dem tiefen Loch da unten sind Forellenbarsche. Ich versteh nicht, warum mich das alle fragen, wenn ich’s doch schon gesagt hab.«
    »Du weißt doch, wie Polizisten sind«, erwidert der Sheriff nur.
    Die Kissenabdrücke auf seiner Wange sagen mir, dass auch er aus dem Bett geklingelt wurde, was seiner Stimmung nicht besonders guttut.
    Goddard leuchtet mit der Lampe über Fosters Kleider. »Wieso bist du von oben bis unten voll Dreck?«
    Foster sieht an sich hinab, bemerkt den feuchten Fleck im Schritt und zieht das Hemd aus der Hose, um ihn zu bedecken. »Ich war so erschüttert vom Anblick der Frau da unten, dass ich meine Taschenlampe fallen lassen hab. Deshalb bin ich vom Pfad abgekommen und in irgendwelche Büsche gefallen.«
    Tomasetti sieht Goddard an. »Haben Sie schon die Absperrung organisiert?«
    Goddard nickt. »Zwei Deputys sind vor Ort, die State Highway Patrol ist unterwegs. Das ist zwar nicht gerade viel, müsste aber reichen.«
    »Wir würden uns gern den Tatort ansehen, wenn Sie nichts dagegen haben«, sagt Tomasetti.
    Augenblicklich zeigt sich Erleichterung im Gesicht des Sheriffs. Die meisten Polizisten sind – bis zu einem gewissen Grad – Adrenalinjunkies. Wenn irgendetwas Außergewöhnliches passiert, wollen sie dabei sein. Ich wage zu behaupten, dass einige sogar eine übertriebene morbide Neugier besitzen, doch Goddard gehört offensichtlich nicht dazu. »Wahrscheinlich ist es besser, wenn nicht zu viele von uns da unten rumtrampeln«, sagt er. »Sie zwei gehen schon mal vor, und ich warte auf den Coroner.«
    Ich folge Tomasetti durch den Straßengraben zu dem Pfad, der in den Wald führt. Das Blätterdach über uns ist wie eine feuchtkalte, erdrückende Hand, der Wald um uns herum dunkel und nass und voller Insekten und nachtaktiver Tiere. Dunst schwebt über dem Boden und hängt wie Rauch im dichten Unterholz. Für diese feuchte Umgebung sind wir beide völlig unpassend gekleidet und schon nach kurzer Zeit pitschnass.
    Der Duft des Laubes, der feuchten Erde sowie der nasskalte Geruch des Flusses umweht mich, je tiefer wir in den Wald eindringen. Tau tropft von Büschen und Baumwipfeln. Unsere Schuhe versinken im Matsch. Das entfernte Donnergrollen kündigt an, dass die Bedingungen in naher Zukunft nicht besser werden, eher schlechter.
    Tomasettis MagLite durchschneidet die Dunkelheit wie eine Klinge. An manchen Stellen ist der Pfad überwuchert und schwer auszumachen, so dass wir uns zweimal verlaufen und ein Stück zurückgehen müssen.
    »Da ist der Fluss.«
    Mein Blick folgt dem Strahl seiner Taschenlampe, und ich erkenne die grünblaue Oberfläche langsam fließenden Wassers. Nach ein paar Metern sehe ich den Baum, von dem Foster gesprochen hatte, ein uralter Osagedorn, der in einem Winkel von fünfundvierzig Grad aus dem Steilhang am Ufer wächst. »Da ist der Baum.«
    Mein Herz pocht heftig, als wir runter zum Wasser gehen. Blitze durchzucken jetzt den Himmel, und Regen klatscht auf das Blätterdach. Tomasetti bleibt kurz

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