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Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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    Tomasetti parkt nahe des Büros und stellt den Motor aus. »Ich melde uns an und hole die Schlüssel.«
    Ohne meine Antwort abzuwarten, steigt er aus und geht. Ich sehe ihm hinterher, mag, wie er sich bewegt, bis mir plötzlich klar wird, dass ich keine Ahnung von dem Schlafarrangement habe, das er telefonisch getroffen hat – in welche Richtung sich also die Nacht entwickelt. Bei den früheren gemeinsamen Ermittlungen war unsere Beziehung nie ein Thema und nie ein Problem, denn die Arbeit hatte immer Priorität. Doch dieser Fall ist anders, keiner von uns ist in seinem eigenen Territorium, und ich frage mich, ob uns das vielleicht in die Quere kommt.
    Die Tür geht auf, und ich schrecke hoch. Tomasetti schiebt sich auf den Fahrersitz, lässt den Motor an und fährt zu den Hütten ganz hinten. »Ich habe die Nummer zwölf, du die elf.«
    »Dann sind wir Nachbarn.« Ohne ihn anzusehen, drehe ich mich zum Rücksitz, um meine Reisetasche zu nehmen.
    Er stoppt mich. »Das mache ich.«
    »Okay, danke.« Ich steige schnell aus, bevor mir irgendwelche Peinlichkeiten rausrutschen. Er macht die Hintertür auf und holt unsere Taschen heraus.
    Wir gehen zur Hütte Nummer elf, er schließt auf und gibt mir den Schlüssel. Mein Blick fällt sofort auf das große Doppelbett mit der Tarnmuster-Tagesdecke und dem Kopfteil aus Geweihstangen. Tarnmuster-Gardinen, an den Wänden Bilder mit Jagdmotiven – Enten und Wild und Labrador-Retriever. Aber der Raum ist sauber und riecht nach frischer Wäsche und Zedernholz.
    »Ich habe bestimmt noch nie so viele Geweihe an einem Ort gesehen«, bemerke ich.
    »Könnte zum Problem werden, wenn man einen unruhigen Schlaf hat.«
    Ich lache. »Aber immer noch besser als Tierköpfe an der Wand.«
    »Die sind wahrscheinlich in meiner Hütte.« Lachend stellt er meine Tasche aufs Bett und steckt den Kopf in die Tür zum Badezimmer, um es zu checken. »Falls du die Kaffeemaschine suchst, die ist da drin«, sagt er.
    Auf dem kleinen Tisch beim Fenster steht ein handgeschriebenes Schild mit der Mitteilung, dass der WLAN-Empfang kostenlos ist. Daneben liegt ein Block mit dem Briefkopf des Motels, und an der Wand dahinter gibt es eine Steckdose für den Laptop. »Ist ja wie zu Hause«, sage ich.
    Und dann tritt eine peinliche Stille ein. Die wachsende Anspannung ist offenkundig. Ich wende mich Tomasetti zu, der mich intensiv anschaut. Eine ganze Minute lang sehen wir uns in die Augen, ohne etwas zu sagen.
    »Und, wie geht’s jetzt weiter?«, fragt er schließlich.
    Was er meint, ist eindeutig. »Keine Ahnung«, sage ich ehrlich. »Ich fühle mich hier irgendwie verloren.«
    »Ich auch«, erwidert er. »Ich bin es gewohnt, allein zu reisen.«
    »Ich bin es gewohnt, dass du mitten in der Nacht durch die Hintertür in mein Haus schleichst.«
    Er lacht.
    Ein paar Herzschläge lang bleibt die Zeit stehen. Ich spüre die Anziehungskraft, die er auf mich ausübt, fühle, wie wichtig dieser Moment ist, das Unbehagen zwischen uns.
    Wir haben schon während anderer gemeinsamer Ermittlungen miteinander geschlafen, können trotz unserer Liebesbeziehung gut zusammenarbeiten. Aber das ist mein erster Berater-Job. Es fühlt sich anders an, kommt mir so … geplant vor.
    »Ich will nichts vermasseln«, sage ich kurz darauf.
    »Das wirst du auch nicht«, erwidert er ruhig. »Kannst du gar nicht.«
    »Vielleicht sollten wir lieber langsam machen.«
    Er nickt und tritt einen Schritt zurück. Die Spannung zwischen uns lässt ein wenig nach, und ich kann wieder atmen.
    Er beugt sich zu mir runter und haucht einen Kuss auf meinen Mund, sagt: »Vorsicht mit dem Kopfteil«, und geht zur Tür. Kurz davor dreht er sich um. »Schlaf gut, Chief, wir sehen uns morgen früh.«
    Er geht, und ich stehe eine ganze Minute lang mit klopfendem Herzen da und weiß nicht, ob ich froh bin oder enttäuscht, dass er gegangen ist.
    Schließlich mache ich den Fernseher an, suche die Lokalnachrichten und höre mit halbem Ohr zu, während ich meine Kleidung auspacke. Dann schließe ich den Laptop an, rufe meine E-Mails ab und versuche, mich auf den Fall zu konzentrieren. Doch das Zwischenspiel mit Tomasetti hat mich sehr aufgewühlt. Dazu kommen sechsunddreißig Stunden ohne Schlaf, so dass ich einfach zu verwirrt und zu müde bin, um produktiv arbeiten zu können. Ich beantworte ein paar Mails und gehe dann unter die Dusche.
    Die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, wie unsere Beziehung weitergehen wird. Ich

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