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Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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»Glauben Sie, dass ihr etwas passiert ist?«
    »Das versuchen wir gerade herauszufinden.«
    Zehn Minuten später setzt Angi McClanahan sich auf den Besucherstuhl. Rasmussen holt einen zweiten für ihre Mutter und stellt sich dann wieder auf seinen Platz an der Tür.
    Ich stelle den Kassettenrekorder wieder an, rassle die notwendigen Informationen herunter und wende mich Angi zu. »Wann hast du Sadie zuletzt gesehen oder von ihr gehört?«
    »An dem Tag, als ich sie zu Hackfleisch gemacht hab.« Ihre Mutter kichert, doch ich sehe weiter Angi an. Sie findet sich gut. Ihr gefällt die freche Antwort und die Tatsache, dass sie Zuschauer hat.
    »Warum habt ihr euch geschlagen?«, frage ich.
    »Weil sie sich an meinen Freund rangemacht hat.«
    »Wie ist sein Name?«
    Sie hebt die Hand, betrachtet ihre Fingernägel und fängt an, Nagellack vom Daumen zu kratzen. »Hab ich vergessen.«
    Die Versuchung, sie am Kragen zu packen und für ihre »Ist mir doch Scheißegal«-Attitüde durchzuschütteln, ist riesengroß, doch natürlich geziemt sich das nicht für eine Polizeichefin.
    Ich wende mich an Kathleen McClanahan. »Es wäre gut, wenn Sie Ihre Tochter ermutigen würden, mit uns zu kooperieren.«
    »Angi hat dem kleinen amischen Früchtchen nichts getan. Was immer Sadie Miller passiert ist, hat sie sich selbst zuzuschreiben.«
    »Sein Name«, sage ich zu Angi. »Sofort.«
    Sie wirft ihrer Mutter einen Seitenblick zu und verschränkt die Arme. »Dave Westmoore.«
    Ich notiere den Namen, erinnere mich, dass seine Eltern nahe Millersburg wohnen. »Du warst also sauer, weil Sadie deinen Freund angemacht hat?«
    »Nicht nur angemacht. Die Nutte hat ihn von oben bis unten betatscht.«
    »Eifersucht ist ein starkes Gefühl.«
    Etwas Hässliches blitzt in Angis Augen auf. »Ich bin nicht eifersüchtig auf das Miststück.«
    »Und wie würdest du es nennen?«
    »Revierschutz.«
    »Wie weit würdest du gehen, um dein Revier zu schützen?«
    Sie sieht mich ungläubig an. »Machen Sie Witze? Ich hab ihr nichts getan!«
    »Du hast gedroht, sie zu töten«, sage ich.
    »Das hab ich nicht wörtlich gemeint.«
    »Oder vielleicht hast du eine kleine Revanche geplant.«
    Ihre Mutter springt vom Stuhl auf. »Das ist doch Schwachsinn.«
    Ich starre sie an. »Setzen Sie sich.«
    Das macht sie, und ich fahre fort. »Ihre Tochter gehört zu den Letzten, die mit Sadie vor ihrem Verschwinden gesprochen haben. Sie hatten eine körperliche Auseinandersetzung. Angi hat gedroht, sie umzubringen, und zwar in Gegenwart von Zeugen, mich eingeschlossen.«
    Ich sehe Angi mit kalten Augen an. Die Kratzer an ihrem Hals sind teilweise verheilt, aber immer noch zu sehen, was ich strategisch nutze. »Woher hast du die Kratzer am Hals?«
    Das Mädchen fährt sich mit den Fingern darüber. »Die sind alt, hab ich an dem Tag auf der Brücke gekriegt.«
    »Und wie genau?«
    »Die amische Psychopathin hat sie angegriffen«, fährt die Mutter dazwischen.
    »Das würde ich gern von Angi selbst hören«, sage ich, den Blick immer noch auf das Mädchen geheftet.
    »Die sagt jetzt nix mehr ohne ’nen beschissenen Anwalt, Sie verdammtes Nazimiststück.«
    Ungerührt lehne ich mich im Stuhl zurück, sehe weiterhin Angi an. »Danke fürs Kommen. Im Moment ist das alles.«
    * * *
    »Das hat Spaß gemacht«, sagt Rasmussen.
    Es ist eine halbe Stunde später, und die Befragungen haben nichts Neues erbracht. Ich sitze in meinem Büro am Schreibtisch und kämpfe gegen den Drang an, mit dem Kopf auf die Tischplatte zu hauen. Rasmussen hat auf dem Besucherstuhl Platz genommen.
    »Sie ist nicht weggelaufen«, sage ich. »Jemand hat sie mitgenommen.«
    Mein Telefon klingelt, und ich stelle auf Lautsprecher. »Was gibt’s, Lois?«
    »Ich hab gerade einen Anruf von Elaina Reiglesberger draußen an der County Road 14 gekriegt, Chief. Sie behauptet, ihre Tochter wäre gestern reiten gewesen und hätte gesehen, wie Sadie Miller in ein Auto gestiegen ist.«
    Sofort schöpfe ich Hoffnung und springe auf. »Rufen Sie sie an, ich bin auf dem Weg zu ihr.«
    Rasmussen ist schon zur Tür hinaus. »Endlich mal eine Zeugin mit einem guten Erinnerungsvermögen.«
    * * *
    Ich bin auf dem Weg zu der mutmaßlichen Zeugin, als Tomasetti sich meldet. »Ich hoffe, du hast gute Nachrichten«, sage ich zur Begrüßung.
    »Ich wünschte, das wär so.«
    »Mist. Du wirst mir doch nicht etwa den Tag versauen.«
    Er seufzt. »Der Coroner sagt, Annie King ist an einer großen Stichwunde verblutet.«
    Etwas

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