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Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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»Wir arbeiten daran«, antworte ich nur. »Und ich habe gehört, von euch hier hat jemand etwas gesehen?«, sage ich an die Mädchen gewandt.
    »Mandy, meine Älteste«, antwortet Elaina Reiglesberger. »Sie ist gestern, also an dem Tag, als Sadie Miller verschwand, die Straße entlanggeritten und glaubt, sie gesehen zu haben. Sie hat sich nichts dabei gedacht, erst, als sie die Nachrichten im Fernsehen gesehen hat.« Elaina dreht sich zu einem der Mädchen, umfasst seine Schultern und schiebt es sanft zu mir hin. »Mandy, mein Schatz, erzähl der Polizeichefin, was du gesehen hast.«
    Mandy ist etwa zwölf Jahre alt und hübsch, mit dunkelbraunen Haaren und großen, unschuldigen Augen. Sie interessiert sich wahrscheinlich mehr für Pferde als für Jungen und ist nicht halb so glücklich wie das Pferd, nun im Mittelpunkt zu stehen.
    »Hi, Mandy.« Wir schütteln uns die Hand.
    »Hi.« Die Handfläche des Mädchens ist schweißnass, ich muss also behutsam vorgehen, wenn ich ihrem Gedächtnis nützliche Informationen entlocken will.
    Ich streichele den Hals des Pferdes. »Gehört der große Kerl hier dir?«
    Sie grinst. »Das ist Paxton.«
    »Hallo, Paxton.« Ich klopfe ihm freundlich auf den Rücken. »Was machst du mit ihm?«
    »Wir haben gerade angefangen, Tonnenrennen zu üben.«
    »Das macht bestimmt großen Spaß.«
    »Nur wenn man keine Tonne umrennt«, platzt es aus einem Mädchen heraus, das wie die jüngere Version von Mandy aussieht. Beim Tonnenrennen kommt es nämlich darauf an, die Blechtonnen möglichst schnell, und ohne sie umzustoßen, zu umrunden.
    Mandy rollt die Augen. »Ich falle wenigstens nicht runter, so wie du.«
    »Kinder.« Elaina legt die Hand auf die Schulter des jüngeren Mädchens und spielt mit seinem Haar. »Lasst Chief Burkholder ihre Fragen stellen.«
    Ich wende mich wieder Mandy zu. »Erzählst du mir, was genau du gesehen hast?«
    Die anderen Mädchen treten näher, als wollten sie keinesfalls etwas verpassen. Mandy schluckt. »Manchmal reite ich mit Paxton nach dem Training auf der Straße, damit er sich wieder beruhigt. Ich hab gesehen, wie das amische Mädchen an der alten Scheune vorbei die Straße entlanggegangen ist, und dann ist ein Auto gekommen. Sie ist hingegangen und hat mit jemandem darin gesprochen.«
    »Konntest du sehen, wer das war?«
    »Nein.«
    »Und das Auto?«
    »Es war alt und irgendwie hässlich.« Sie blickt zur Seite, überlegt. »Dunkelblau, glaube ich.«
    Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Rasmussen sich Notizen macht. »Erinnerst du dich, wie spät es war?«, frage ich weiter.
    »Ungefähr halb acht.«
    Ich blicke durch die offene Stalltür hinaus zum Weg. »Auf welcher Seite reitest du denn von hier aus, auf der rechten oder der linken?«
    »Links, und meistens reite ich bis zur Brücke.«
    Ich kenne die Brücke, von hier aus ist es etwa eine halbe Meile. Sie führt über einen schmalen Bach mit Grüngürtel, der die Trennlinie zwischen Soja- und Maisfeldern bildet.
    »Hat ein Mann oder eine Frau den Wagen gefahren?«, frage ich.
    Sie sieht ihre Mom an, die ihr ermutigend zunickt. »Kann ich nicht sagen.«
    »Ist Sadie in das Auto eingestiegen?«, frage ich weiter.
    Jetzt merkt sie, wohin meine Fragen führen, und zum ersten Mal wirkt sie verängstigt. »Ich weiß es nicht.«
    »Erinnerst du dich vielleicht, in welche Richtung es gefahren ist?«
    »Nein, ich bin umgekehrt, als das Auto noch da war.«
    Ich lächele sie an. »Du hast mir sehr geholfen, Mandy, vielen Dank«, sage ich, dann wende ich mich an Elaina und gebe ihr meine Visitenkarte. »Falls ihr noch etwas einfällt, rufen Sie mich dann an? Meine Handynummer ist auf der Rückseite, ich bin rund um die Uhr zu erreichen.«
    Die Frau nickt, senkt die Stimme und sagt zu Rasmussen und mir: »Gott schütze Sie beide, ich hoffe, Sie finden das Mädchen wohlbehalten wieder.«
    * * *
    Kurze Zeit später sitze ich im Tahoe und fahre langsam an der Brücke vorbei, wo Mandy Reiglesberger vermutlich beobachtet hat, wie Sadie Miller mit jemandem in einem Auto, das sie nur vage beschreiben kann, gesprochen hat. Das ist nicht viel – und keineswegs genug, um wirklich weiterzuhelfen –, doch es ist alles, was ich habe.
    Ich habe Tomasetti angerufen und gebeten, mir eine Liste der Leute zu besorgen, die in Holmes und Coshocton County dunkle, über drei Jahre alte Autos besitzen. Aber wir machen uns in der Richtung keine großen Hoffnungen auf nützliche Informationen. Trotzdem kann ich ihre Namen mit denen

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