Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
beschloss, ihm zu Hilfe zu kommen.
»Tja, offenbar haben Sie meinen Kollegen mit Ihrer Frage auf dem falschen Fuß erwischt«, lächelte sie Sophie von Eisner an. »So ist das wohl mit der Liebe, man sagt ihr nach, sie mache blind. Zugegeben, ich hätte mir anstelle meines Partners wohl auch keine Gedanken um solche rechtliche Vereinbarungen gemacht, das tun die wenigsten. Aber Sie haben das offenbar angemessen nachkorrigiert.«
»Das mag schon sein«, erwiderte Sophie von Eisner geknickt. »Doch womöglich habe ich meinen Mann damit in den Tod getrieben.«
Erneut betretenes Schweigen. Diesmal brach Hellmer es. »Wenn Ihr Mann gesprungen ist, dann war es seine Entscheidung.«
»Aber der Grund!«, schluchzte Sophie und zog ein besticktes Stofftaschentuch hervor, mit dem sie sich die Wange und die Nase abtupfte.
Hellmer schüttelte den Kopf. »Das Motiv ist nur ein Aspekt. Die Entscheidung, sein Leben zu beenden, trifft der Betroffene für sich allein. Und der Weg, wie er zu dieser Entscheidung gelangt, ist ganz individuell. Es gibt Personen, die durchlaufen eine Art Gerichtsverfahren, tragen in ihrem Kopf alle Faktoren zusammen und fällen dann ein Urteil. Der Unterschied zu einem echten Verfahren ist, dass sie Richter, Anwalt und Ankläger in einer Person sind und niemanden außer sich selbst in den Gerichtssaal lassen. Andere Menschen handeln aus dem Affekt, einer Kurzschlussreaktion heraus. Oder sie wägen ab und entscheiden, dass der Freitod für sie der einzige Ausweg ist. Fühlen Sie sich dazu in der Lage, uns zu helfen, zu verstehen, welchen Weg der Entscheidung Ihr Mann am wahrscheinlichsten gegangen ist? Eine wichtige Hintergrundinfo haben wir ja nun bereits, doch es gibt bestimmt noch mehr.«
»Ich mache mir momentan nur riesige Vorwürfe.«
»Wessen fühlen Sie sich denn schuldig?«, wollte Julia Durant wissen.
»Ach, wegen der Vorhaltungen, die ich Karl gemacht habe, wegen Silvester, Sie wissen schon«, seufzte Sophie und vergrub das Gesicht in den Händen. »Wenn ich ihn nicht so hart angegangen wäre …«, erklang es gedämpft.
»Offenbar hat er sich nicht so viele Gedanken gemacht«, erwiderte Julia mit fester Stimme. »Die Entscheidung, sich mit Lara Emmels zu treffen, traf er unabhängig von Ihnen. Da brauchen Sie sich keinen Vorwurf zu machen.«
»Ich habe ihn nicht mit dieser Lara konfrontiert«, gab Sophie zurück und ließ die Hände sinken. »Es war zu diesem Zeitpunkt, einen Tag nach Neujahr, doch nur ein Verdacht. Er hat sich von dem Empfang abgesetzt, klar, und allein deshalb habe ich ihm eine Szene gemacht und ihm gedroht, ihn an diese verdammte Zusatzklausel erinnert, all das, bevor ich mir überhaupt sicher war, was genau er an Silvester getrieben hat. Kein Wunder, dass er sich völlig von mir verabschiedet hat, mit meiner Unterstützung konnte er ja nicht mehr rechnen, zumindest muss dies sein Eindruck gewesen sein.«
»Hätten Sie ihn denn unterstützt?«, erkundigte sich Hellmer.
»Kein Ahnung«, erwiderte Sophie schulterzuckend. »Wahrscheinlich nicht. Nicht, seit bewiesen war, dass er tatsächlich mit einer Hure in dem Appartement war. Tatsächlich haben wir mit der Scheidungsklage nur gewartet, weil es für die Kanzlei wohl einen Interessenskonflikt bedeutet hätte, mich gegen Karl zu vertreten.«
»Warum das?«, fragte Julia.
»Weil es dieselbe Kanzlei ist, die Karl in einer möglichen Mordanklage vertreten hätte. Genau genommen sogar derselbe Anwalt.«
»Manduschek!«, entfuhr es der Kommissarin.
»Ja, genau. Sie haben ihn also bereits kennengelernt.«
»Besser, als mir lieb ist«, knurrte Julia. »Aber nein«, ergänzte sie rasch, »eigentlich kenne ich ihn überhaupt nicht, er ist nur eben sofort auf den Plan getreten, als wir das Büro Ihres Mannes betraten. Da fällt mir gerade etwas ein.« Sie lächelte. »Uns ist nicht entgangen, dass sich die beiden Bürodamen Ihres Mannes doch sehr stark voneinander … unterscheiden. Gehe ich recht in der Annahme, dass die große Dunkelhaarige von Ihnen eingestellt wurde?«
»Ja, da liegen Sie richtig. Eine meiner wenigen administrativen Tätigkeiten innerhalb der Eisner Group.«
»Wie wird es nun mit der Firma weitergehen?«, wollte Hellmer wissen.
»Entschuldigen Sie bitte, aber darüber möchte ich mir im Moment weiß Gott keine Gedanken machen«, wehrte Sophie ab. »Erst einmal … die Beerdigung …« Erneut geriet sie ins Stocken, und die Kommissarin entschied, die Befragung fürs Erste zu beenden.
»Frau
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