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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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ab. Kurz darauf sah er auf dem Fernsehschirm, dass Tom auf das Handydisplay schaute. Er bemerkte das Zögern, bevor Tom sagte: »Auch an Maria Kamarov ist eine Sprengladung befestigt. Sollte jemand versuchen, uns zu trennen, kommt es zur Explosion.«
    Die Stille im Saal war fast stofflich spürbar, desgleichen die Angst – ein kompakter Dunst aus Schweiß und Adrenalin.
    Dann tauchte eine weitere Nachricht auf Toms Handy auf.
    Tom wirkte, als befände er sich im Auge des Sturms. Er schien eine seltsame Ruhe gefunden zu haben, eine Art eiskalte Konzentration, mit der er die erteilten Befehle weitergab.
    »Die Handkamera auf meiner rechten Seite soll durch Tür Nummer 2 gehen. Das gesamte Sicherheitspersonal, das sich im Foyer befindet, verlässt das Gebäude und wird dabei gefilmt. Insgesamt müssen das acht Wachleute sein. Die Handkamera bleibt anschließend im Foyer und filmt den Haupteingang.«
    Hans trank einen Schluck Bier und nickte zufrieden. Die Wachleute verließen einer nach dem anderen die Oper, und Tom Hartmann hatte die Geiseln fest im Griff.
    Es war an der Zeit, Phase 2 einzuleiten.
     

Ein einzelner Mann
    Werner Diepold lag auf dem Rücken hinter der letzten Sitzreihe im Parkett. Als das Licht im Saal angegangen war, hatte er es punktgenau geschafft, sich auf den Boden zu werfen. Einem Automatismus folgend, spielte der erfahrene Polizist seine Möglichkeiten durch. Er konnte abwarten und darauf bauen, dass das Sondereinsatzkommando Cobra unter Leitung von Oberst Wilhelm Waringer die Situation löste. Mit ziemlicher Sicherheit waren sie bereits auf dem Weg hierher, wenn nicht schon vor Ort. Es ärgerte ihn, dass er sein Handy nicht mitgenommen hatte.
    Als er zu Hause vor dem Spiegel gestanden und sich in seiner Galauniform betrachtet hatte, hatte er noch überlegt, es mitzunehmen, aber wo er es auch hinsteckte, es trug auf und verunstaltete die Uniform. Es reichte völlig, dass seine Dienstwaffe als leichte Beule unter der Achselhöhle zu erahnen war. »Victor Kamarov soll seine Sünden bekennen.«
    Diepold bemerkte eine Veränderung in Tom Hartmanns Stimme. Sie hatte einen insistierenden Unterton bekommen, war selbstbewusster und demagogischer.
    »Victor Kamarov soll seine Sünden bekennen!«
    Was bezweckte er damit? War Hartmann geistig verwirrt? Hatte er das alles inszeniert, um Victor Kamarov zu einer Lebensbeichte zu zwingen? Eher unwahrscheinlich. Es gab andere, sehr viel wahrscheinlichere und sehr viel unangenehmere Erklärungen für Hartmanns Verhalten. Und diese Erklärungen erfüllten selbst einen hartgesottenen Polizisten wie Diepold mit lähmender Angst. Welche Art von Sünden sollte Kamarov bekennen? Was wusste Tom Hartmann über Victor Kamarov, das ihn zu einer derart extremen Tat trieb? Und wie viel wusste er über Kamarovs Kontakte? Was wusste er über Werner Diepold?
    »Ich habe keine Sünden zu bekennen und verlange, dass Sie auf der Stelle meine Tochter freilassen.« Kamarovs Stimme war inzwischen hitzig aggressiv.
    Tom Hartmann sprach ruhig und mahnend weiter, wiederholte fast wie ein Mantra: »Ich verlange, dass Victor Kamarov seine Sünden bekennt. Sobald Victor Kamarov seine Sünden bekannt hat, wird diese Aktion beendet und kommen alle Anwesenden frei. Aber zuerst muss Victor Kamarov seine Sünden bekennen.«
    Werner Diepold befühlte seine Brusttasche. Darin lag sein treuer Begleiter und mahnte ihn still, dass es eine einfache, wenn auch tolldreiste Lösung des Problems gab. In jüngeren Jahren war Diepold ein ausgezeichneter Schütze gewesen, der bei den Schießübungen immer als einer der Besten abgeschnitten hatte. Er hatte lange nicht mehr trainiert, wusste aber intuitiv, dass man noch mit ihm rechnen konnte. Seine Sehkraft war in Ordnung, und er hatte nicht das leiseste Zittern in den Händen.
    Wieder ertönte Hartmanns Stimme, ruhig und eindringlich: »Die Situation kann ohne menschliche Verluste gelöst werden, wenn ein einzelner Mann seine Verantwortung erkennt und seine Vergehen gesteht. Ein Mann soll zugeben, was er verbrochen hat, damit tausend unschuldige Menschen nicht zu Schaden kommen. Was für ein Feigling unterlässt es, tausend Unschuldige zu retten? Unter ihnen seine eigene Tochter! Victor Kamarov soll seine Sünden bekennen. Ich klage Sie, Victor Kamarov, des Mordes an, der Erpressung, des Menschenhandels und der Geldwäsche!«
    Hartmann klang wie ein Erweckungsprediger, der sich allmählich in einen Rausch hineinredete.
    Da ertönte eine einzelne Stimme aus

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