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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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habe.«
    »Auftrag?« Rudi sah Vater Joachim an.
    »Kamarov hat Geldwäsche betrieben, im großen Stil, und Medina hat Wind davon bekommen. Die klassische Geschichte vom Sänger, der, weil er glaubt, sein Manager würde ihn betrügen, anfängt, ihm in die Karten zu gucken. Er hat Geld von Kamarov erpresst, damit er den Mund hält. Als die Forderungen immer höher wurden, hatte Kamarov keine andere Wahl mehr, und wir haben den Auftrag bekommen.«
    »Von Kamarov?«
    »Halt dir deine Feinde warm. Ich habe Kamarov viel zu verdanken.« Vater Joachim grinste breit und massierte sich den schiefen Nasenrücken. »Aber nicht genug, um meinen Hass auf ihn zu vergessen. Rudi, du hast doch wohl nicht geglaubt, dein pathetischer kleiner Rachefeldzug hätte irgendeine Bedeutung? Wegen einer Hure aus Montenegro? Das war mein Spiel, meine Rache an Kamarov, und du warst das Mittel zum Zweck. Ich habe dich als Spion bei ihm eingeschleust, und du hast dich als äußerst talentiert erwiesen. Ohne dich hätte ich niemals gewusst, wann die Zeit reif ist, ihn zu zerquetschen. Daher war es auch nur recht und billig, dir Medina zu überlassen und danach Arpata. Dann habe ich das Gerücht in die Welt gesetzt, der Mörder habe es auf Kamarovs Sänger abgesehen. Ein einfacher und genialer Schachzug. Ich hatte Kamarov an den Eiern und hätte seinen Laden übernehmen können. Aber wie wir wissen, läuft nicht immer alles nach Plan. Du musst natürlich alles kaputt machen, indem du Kamarov vor der ganzen Welt als Kriminellen hinstellst.«
    »Und Tom Hartmann?«
    »Kamarovs Idee. Die Biografie über Medina war bloß ein Vorwand. Kamarov hatte gehofft, über Hartmanns Exfrau einen Logenplatz bei den Ermittlungen zu bekommen, um schnell Vorkehrungen treffen zu können, sollte der Verdacht auf ihn fallen. Aber ein Plan läuft ja bekanntlich nie nach Plan. Das habe ich über Jahre versucht, in eure Schädel zu hämmern.«
    Vater Joachims Handy klingelte zum dritten Mal. Er fluchte leise und ließ es klingeln. »Selbstverständlich hätte ich den Idioten Kamarov schon in den achtziger Jahren aus dem Weg räumen können. Aber was hätte das gebracht? Der Kerl hatte das Potential, ganz groß rauszukommen. Also ließ ich ihn groß und fett werden, damit für mich auch wirklich was rausspringen würde, wenn ich ihn fertigmachte. Kamarov war eine langfristige Investition. Und du hast zwanzig Jahre harter Arbeit zunichtegemacht und mir enormen Schaden zugefügt.«
    Der GPS-Empfänger piepste, und der Bildschirm zeigte an, dass Tom Hartmann jetzt ganz nah war. Vater Joachims Männer signalisierten, dass sie klar zum Aufbruch waren. Einer von ihnen gab einen Code in das GPS ein.
    »Wenn Hartmann diese Türschwelle überschreitet, um seine Frau zu holen, macht es poff, und das alles hier ist Geschichte.« Vater Joachim nickte zufrieden und streute mit seinen Fingern imaginären Staub über den Boden. »Das gibt ein fantastisches Feuerwerk. Schade nur um euch und eure Pläne, Rudi.« Vater Joachim gab seinen Männern das Zeichen, Rudi zu fesseln.
    »Onkel Stan?«, fragte Rudi. »War es Kamarov oder Arpata oder James Medina?«
    Vater Joachim hielt einen Moment inne. Dann lächelte er freundlich und zuckte mit den Schultern. »Onkel Stan? Hat Richter dir das verraten, bevor du ihn gegrillt hast? Hat er wirklich geglaubt, du würdest ihn verschonen, wenn er dir sagt, wer ich bin? Töricht, nicht wahr?«
    Vater Joachim senkte die Stimme, als wolle er Rudi ein Geheimnis anvertrauen. »Ja, ich bin Stan Vasilov, Ginas Bruder, aber ich bin nicht dein Onkel. Wir sind nicht verwandt. Ginas Jungs sind hier im Heim an AIDS gestorben, als sie vier Jahre alt waren.«
    Stan betrachtete Rudi aufmerksam. Es war, als würde der junge Mann vor ihm zusammenschrumpfen. Der heftige Impuls, die Triebkraft, die seinem Tun eine Richtung gegeben hatte, zog sich schlagartig zurück wie Wasser bei Ebbe.
    Rudi wollte etwas sagen, saß aber nur mit offenem Mund da und schnappte nach Luft. Ihm war, als bräche der Boden unter seinen Füßen weg. Der Kampf, den er ausgefochten und an den er geglaubt hatte, war von Anfang an sinnlos gewesen. Er erkannte, welch zynisches Spiel Stan Vasilov mit ihm getrieben hatte. Rudi suchte nach einem Halt, nach etwas, das seine Taten rechtfertigte. Aber er fand nichts.
    »Alles, was Gina hinterließ, war ihr Tagebuch. Ich habe es aufbewahrt, weil ich schon damals ahnte, dass es mir früher oder später von Nutzen sein würde. Und so war es auch. Ein Jahr

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