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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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versuchte, etwas Kluges zu sagen, etwas Vernünftiges, sagte dann aber nur: »Ich auch.«
    Mehr gab es nicht zu sagen. Kein Wort des Trostes, denn Maria war mit Worten nicht zu retten. Aber es half, in ihrer Nähe zu sein und die fürchterliche Angst zu teilen. Michael dachte an Anna. Ahnte sie, welch dunkles Geheimnis er in sich trug?
    Die Sekunden erschienen ihm wie Jahre. Die Sprengladung in Marias schusssicherer Weste war so kompliziert, dass die Polizei die Verantwortung für die Entschärfung nicht hatte übernehmen wollen.
    Der Mann, auf den sie warteten, hieß Cato Föllinger. Sie hatten ihn in seinem Ferienhaus in Baden bei Wien erreicht, und er hatte sich gleich auf den Weg gemacht.
    Steen verfluchte den Tag, an dem er den Brief an James Medina aufgegeben hatte. Er hatte die Lawine ins Rollen gebracht. Die Sünden der Väter.
     

Eine Katze
    Tom ließ den Taxifahrer an dem Gehöft vorbeifahren, in dem er das Versteck der Maierbrüder vermutete, und ein Stück weiter anhalten. Durch das offene Tor hatte er ein schwarzes Auto gesehen, das Rudi gehören konnte. Das halb verfallene Gebäude lag auf einer kleinen Anhöhe, umgeben von einer hohen Mauer, hinter der sich weitläufige Ländereien erstreckten. Und er erkannte den Kirchturm wieder, der hoch über dem Tal aufragte.
    Er gab dem Taxifahrer ein großzügiges Trinkgeld und sah dem Wagen nach. Er rechnete nicht damit, dass der Fahrer dichthalten würde.
    Und tatsächlich: Der Taxifahrer hatte bereits eine SMS von der Zentrale erhalten, die ihn aufforderte, seine Position durchzugeben, und er kam dieser Aufforderung bereits hinter der ersten Ecke nach. Dabei beschrieb er auch die Lage des Anwesens, für das Hartmann sich so interessiert hatte. Erleichtert und froh über das Trinkgeld, das Tom ihm gegeben hatte, machte er sich auf den Rückweg, den er sich verkürzte, indem er überlegte, wie er seine Geschichte an die Boulevardpresse verkaufen konnte: »Habe den Geiselnehmer gefahren« oder »Meine Fahrt mit dem Opernmonster«.
    Tom blieb allein auf der menschenleeren Straße zurück. Nur eine Katze gesellte sich zu ihm, schnurrte und drückte sich an sein Bein. Plötzlich fiel ihm der GPS-Sender an seinem Handgelenk ein und ließ ihn innehalten. Er ärgerte sich, dass er nicht viel früher daran gedacht hatte, ihn abzunehmen und irgendwo zurückzulassen. Wahrscheinlich verfolgte Rudi Maier jeden seiner Schritte und wusste, dass er in der Nähe war. Die Katze holte Tom ein und rieb sich wieder an seinem Bein. In Gedanken versunken schob er sie freundlich, aber bestimmt weg, wovon sich die Katze in keiner Weise beeindrucken ließ.
    In diesem Augenblick kam Tom eine Idee. Er sah sich die Katze genauer an und beugte sich zu ihr nach unten, um sie zu streicheln. Dabei legte er den Sender, den er wie eine Uhr am linken Handgelenk getragen hatte, rasch um den Hals der Katze und jagte sie davon. Miauend suchte das Tier das Weite, nicht ohne alle nur erdenklichen Anstrengungen zu unternehmen, den Fremdkörper wieder loszuwerden. Aber der Sender saß fest. Schließlich gab das Tier auf und widmete sich wieder seiner nächtlichen Jagd. Tom nickte zufrieden und eilte in die andere Richtung davon.
     

Am Rande der Erschöpfung
    Cathrine brach vor Erschöpfung zusammen. Der Absatz ihres Schuhs war nach kurzer Zeit abgebrochen, weshalb sie den anderen viel vorsichtiger eingesetzt hatte. Glücklicherweise wurde der Mörtel feuchter, je tiefer sie in die Fuge zwischen den Steinen eindrang. Das hatte sie in der Hoffnung bestärkt, dass es vielleicht doch noch einen Weg aus der tödlichen Falle gab, und für eine Weile all ihre Kräfte mobilisiert. Doch jetzt war diese Kraft einer grenzenlosen Erschöpfung gewichen.
    Die Luft war klamm und sauerstoffarm. Ihr war schwindelig, und sie fühlte sich todmüde, hatte nur noch den Wunsch, einzuschlafen und die wahnwitzigen Geschehnisse der letzten Tage zu vergessen, einfach loszulassen und an nichts mehr zu denken. Sie schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Ihre Angst war verschwunden und machte einer fast angenehmen Gleichgültigkeit Platz.
    Cathrine war nie sonderlich religiös gewesen, trotzdem hatte sie mit Cecilie abends immer gebetet. Sie hörte Cecilies Kinderstimme: »Mein Herz ist rein.« Nein!, dachte sie, und plötzlich schrie alles in ihr: Nein! Es muss doch einen Ausweg geben! Sie musste so lange durchhalten, bis es wirklich aussichtslos war.
    Cathrine drehte sich um und schob die Hand so weit in die

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