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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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Seite klappen konnte und ein Wirrwarr verschiedenfarbiger Drähte sichtbar wurde. Die Hand am Skalpell zeigte nicht das kleinste Zittern, aber Steen hörte Föllinger schwer schlucken, als er den anthrazitfarbenen Gegenstand mit dem hektisch blinkenden Licht freilegte.
    Ein Funkempfänger. Wer immer den Sprengsatz angebracht hatte, vermochte ihn mit einer Nachricht an den Empfänger auszulösen. Überdies konnte der Sprengsatz mit einem Zeitzünder gekoppelt sein. Das war die erdenklich ungünstigste Ausgangssituation. Die Bombe konnte jeden Augenblick hochgehen, darum musste er sich beeilen.
    Cato Föllinger nahm eine Zange zur Hand. »Das Ding ist eine ziemliche Herausforderung«, sagte er so aufgeräumt wie möglich. »Ich muss die Drähte einen nach dem anderen durchknipsen. Derjenige, der diesen Apparat konstruiert hat, hat etliche Blinddrähte eingebaut, um jemanden wie mich zu verwirren. Ich will Ihnen nichts vormachen. Wenn ich den falschen Draht erwische … Ich brauche Ihre Zustimmung, dass ich weitermachen darf, Maria.«
    Der alte Mann drückte Marias Hand noch fester. Maria sah Föllinger tief in die Augen und nickte, ohne zu blinzeln.
    Der Bombenspezialist hatte großen Respekt vor dem Mut der jungen Frau. Er nahm die Kneifzange und schob den ersten Draht zwischen die Metallkiefer. Cato Föllinger, ein überzeugter Atheist, schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Dann kappten die Backen der Zange den ersten Draht.
    Das rote Lämpchen des Funkempfängers blinkte hartnäckig und nichts Gutes verheißend weiter.
     

Absolutes Gehör
    Die Katze hatte das Rapsfeld nach Vögeln und kleinen Nagern durchforstet, doch die Ausbeute war eher mager gewesen. Sie fauchte leise, weil sie wegen der nächtlichen Eindringlinge einmal mehr gezwungen war, ihre gewohnte Route zu ändern. Sie nahm Kurs auf das Gehöft am Ende des Feldes, wo sie sich schon oft satt gefressen hatte, strich an der Mauer entlang und bog in den Hof ein. Hier war alles still, keine der lästigen schwarzen Gestalten aus dem Rapsfeld war zu sehen.
    Die Katze leckte sich die Schnauze. Auf dem Treppenabsatz vor der Eingangstür drückte sich ein Vogeljunges mit einem gebrochenen Flügel gegen die Hauswand. Die Katze bewegte sich langsam auf ihre Beute zu, hielt dann aber unvermittelt inne, spitzte die Ohren und sah sich um. Eine der schwarzen Gestalten aus dem Rapsfeld hatte sich ebenfalls in Bewegung gesetzt und kam näher.
    Tom tippte die letzte Zahl der Kombination ein, die Cathrine ihm nannte. Die Zahlen ergaben das Passwort »Gina Mama«, und Tom atmete erleichtert auf. Cathrine hatte sich richtig erinnert. Es war dasselbe Passwort wie für Rudis Laptop. Er war noch nie so froh über Cathrines absolutes Gehör gewesen wie in diesem Augenblick.
    Er schloss die Augen und drückte die Enter-Taste. Das Handy hörte auf zu blinken, und das Wort »deaktiviert« erschien auf dem Display. Es ist vorbei, dachte er, der Albtraum ist vorbei. Eine unbeschreibliche Freude ergriff ihn. Er zitterte, lachte und weinte vor Erleichterung.
    Ein Blick auf den Computerbildschirm riss ihn aus seiner Euphorie. Die Katze war bedrohlich nahe ans Haus gekommen, und da wusste Tom, dass es ein weit größeres Problem zu lösen gab. Um Cathrine, Rudi und Hans musste er sich später kümmern.
    Tom raste die Kellertreppe hinauf und hielt vor der Eingangstür einen Moment keuchend inne. Was wollte er eigentlich tun? Die Katze verscheuchen und riskieren, dass sie wiederkam, oder ihr den Sender abnehmen – und was damit tun? Auf gar keinen Fall aber durfte das Tier ins Haus gelangen, sonst flogen sie alle in die Luft.
    Tom holte tief Atem, öffnete die Tür einen Spalt und spähte hindurch. Vor ihm auf dem Boden kauerte verängstigt ein Vogeljunges. Leichte Beute für eine Katze. Sie würde gleich zur Stelle sein. Tom beugte sich nach unten, um das Vogeljunge aufzuheben. Im selben Augenblick blitzte weit entfernt in der Dunkelheit eine winzige Flamme auf, dann knallte es, eine Kugel pfiff an seinem Kopf vorbei und schlug in die Backsteinwand hinter ihm ein. Ein Paar Katzenaugen leuchtete vor ihm auf und schoss an ihm vorbei. Tom packte die nackte Angst. Er rannte los, so schnell seine Beine ihn trugen. Mehrere Kugeln schlugen dicht neben ihm in die Hausmauer ein.
    Ein Gewirr von Stimmen erhob sich hinter Tom, und er hörte das Getrampel vieler schwerer Schuhe. Starke Hände packten ihn und legten ihm Handschellen an. Er wollte protestieren, brachte aber nur Wortbrocken heraus, die

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