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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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so leise wie möglich nach unten. Er trat auf Glassplitter, sodass jeder seiner Schritte eine Warnung war für denjenigen, der dort unten wartete.
    Die Treppe mündete in einen Gang, der vom Haus wegführte. Es roch nach Erde und Staub. Schweres Keuchen drang an sein Ohr. Tom strengte seine Augen an und sah ein paar Meter vor sich eine Gestalt über den Boden kriechen. »Halt, stehen bleiben, oder ich schieße!«
    Die Gestalt robbte weiter. Er zielte ein gutes Stück zu hoch und feuerte zwei Schüsse ab. Ein Schmerzensschrei, halb erstickt von den Lehmwänden, ertönte.
    Wolken waren über den Himmel gezogen und verdeckten den Mond, sodass es deutlich dunkler geworden war. Lochmann strich sich ungeduldig die Haare aus dem Gesicht. Er befürchtete, dass der ach so brillante Oberst Waringer das Kommando übernehmen und ihn daran hindern könnte, den direkten Befehl des Polizeipräsidenten auszuführen. Sollte er eigenmächtig in das Gebäude eindringen, Hartmann aufstöbern und ihn dann erschießen? Er musste auf jeden Fall verhindern, dass Waringer ihn festnahm.
    »Lochmann an Waringer.« Das Funkgerät knackte. »Hier auf der Vorderseite gibt es keine Anzeichen für Aktivität.«
    »Waringer an Lochmann. Hier ist auch alles ruhig.«
    »Überlege, allein ins Haus zu gehen und ihn herauszuholen.« Lochmanns Stimme war kühl und sachlich.
    Waringers Antwort klang gedämpft, aber entschieden. »Zu gefährlich. Auf dieser Seite gibt es keinen Fluchtweg. Aller Wahrscheinlichkeit nach muss Hartmann die Tür auf der Vorderseite nehmen. Fordern Sie ihn per Megafon auf, das Haus zu verlassen.«
    Lochmann dachte einen Moment lang nach. Wenn er Hartmann dazu brachte, sich in der Tür zu zeigen, konnte er ihn ganz einfach erschießen und später behaupten, er habe gesehen, dass Hartmann eine Waffe zog. Es war jetzt stockdunkel, und die Sicht war so schlecht, dass mögliche Zweifel an der Situation sicher zu seinen Gunsten ausgelegt würden. Außerdem konnte er sich mit der versprochenen Bonuszahlung eine längere Suspendierung leisten, sollte es wider Erwarten doch zu internen Ermittlungen kommen.
    Lochmann griff zum Megafon und drehte die Lautstärke voll auf: »Tom Hartmann, das Gebäude ist umstellt! Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus! Ich wiederhole: Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!«
    Tom rannte durch den Gang auf das Jammern und Keuchen zu. Ein Mann, an Händen und Füßen gefesselt, lag vor ihm auf dem Boden, von oben bis unten verdreckt und verklebt.
    Tom stellte sich über ihn und zielte mit der Mündung des Gewehres auf seinen Kopf. Es war Rudi Maier. Wie verlockend es doch war, ihm jetzt einfach den Kopf von den Schultern zu pusten. Aber Tom besann sich: Rudi Maier war sein Ticket in die Freiheit, seine Chance, dass die Wahrheit doch noch ans Licht kam.
    Ziemlich sicher wusste Rudi nicht, dass Tom unter dem Helm und in dem schwarzen Kampfanzug steckte. Das verschaffte ihm einen Vorteil. »Umdrehen!«, befahl Tom. »Los, wieder zurück!«
    Rudi rührte sich nicht.
    Erst als Tom ihm mit dem Gewehrkolben einen Schlag ans Kinn versetzte, kam er in Bewegung. Vor Schmerzen jammernd, schob er sich auf dem Rücken langsam zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren, die Augen unablässig auf Tom geheftet. Er quälte sich die Treppe hinauf, Tom mit der Waffe dicht hinter ihm. Als sie nach einer halben Ewigkeit den Kellerraum erreichten, erkannte Tom, dass Rudi stark aus einer Wunde im Bein blutete. Vermutlich ein Querschläger des Schusses, den er abgefeuert hatte.
    »Wer sind Sie, und was wollen Sie von mir?« Rudis Stimme klang wie Schmirgelpapier.
    Tom schob langsam das Visier hoch und sagte: »Ich bin Ihr alter Freund Tom.«
    Rudis Gesichtsausdruck wechselte von Verblüffung über Ungläubigkeit zu Wut und schließlich, als ihm der Ernst seiner Lage bewusst wurde, zu Angst.
    »Wenn Cathrine tot ist, bringe ich Sie eigenhändig um!«
    »Gucken Sie an die Decke, an die Decke!«
    Tom sah nach oben.
    »C-4«, erklärte Rudi mit brüchiger Stimme. »Was haben Sie mit dem Sender gemacht, den wir Ihnen angelegt haben?«, fragte er dann unvermittelt. »Er bewegt sich noch immer.«
    »Den habe ich einer Katze geschenkt.« Tom sah zu Rudi, der in Richtung Computerbildschirm starrte und dann sagte: »Der rote Pfeil auf dem Bildschirm ist die Katze. Wenn sie in den blauen Kreis läuft, dann geht hier alles hoch! Und die Katze ist verdammt nah.« Rudi verzog die Mundwinkel zu einem hämischen Grinsen.
    Tom richtete

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