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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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wieder auf, lächelte Tom an und signalisierte auf diese Weise freundlich, aber bestimmt, dass die Unterhaltung von seiner Seite aus beendet war. Als Letztes bemerkte Tom noch, dass ihm das äußere Glied des rechten kleinen Fingers fehlte. Der Vernarbung nach zu urteilen war es abgehackt worden.
    Der Rest der Flugreise verging mit Essen, Rotwein, Kaffee und Cognac. Tom trank mehr, als gut für ihn war, und ihm graute schon vor der Begegnung mit Kamarov in diesem angeschlagenen Zustand.
     

Schadhaftes Programm
    Tom konzentrierte sich darauf, trotz der überreichen Bewirtung, die er im Morgenflieger genossen hatte, gerade und kontrolliert zu laufen. In der Ankunftshalle wartete ein Bulle von einem Mann mit einem Schild mit der Aufschrift »Tom Hartmann«. Als Tom ihm zunickte, kam der Mann angestürzt und nahm ihm den Koffer ab. Draußen wartete ein Mercedes mit getönten Scheiben. Ein Stück weiter vorn sah Tom die blonden Locken in einem Taxi verschwinden.
    Im selben Augenblick wusste Tom, was ihn so verwundert hatte. Goldberg hatte behauptet, tags zuvor spät ins Bett gekommen zu sein, doch sein Blick war kristallklar gewesen. Keine Spur von roten Augen, die einen Kater oder fehlenden Schlaf so häufig begleiteten.
    »Folgen Sie bitte dem Taxi.« Die Worte klebten wie alter Tran an seinen Schleimhäuten und hinterließen einen schalen Geschmack. Victor Kamarov hatte hohe Erwartungen an ihn, er schien überzeugt zu sein, dass Tom Hartmann seinen Beitrag zu den Ermittlungen leisten konnte. Und irgendetwas stimmte nicht mit diesem Goldberg.
    Der Riese setzte den Wagen in Bewegung, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Wollen Sie, dass der Betreffende merkt, dass wir ihm folgen?«
    »Es wäre mir lieber, wenn er es nicht merken würde. Schaffen Sie das?«
    »Aber selbstverständlich!«, erwiderte der Riese etwas beleidigt, sodass Tom es für das Beste hielt, erst einmal den Mund zu halten.
    Das Taxi mit David Goldberg hielt schließlich vor einem Wohnhaus in der Gärtnerstraße im 3. Bezirk. Der Riese wusste, was er tat. Als er sah, dass das Taxi anhielt, drosselte er die Geschwindigkeit. Goldberg schien nicht zu bemerken, dass er beschattet wurde, denn er ging ins Haus, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Tom notierte sich die Adresse und bat seinen Fahrer, etwa zweihundert Meter weiterzufahren und dann anzuhalten. Der Mann hielt die Anweisung offensichtlich für unnötig, denn er stöhnte auf und sagte etwas im Wiener Dialekt, das Tom nicht Wort für Wort verstehen musste, um die Bedeutung zu kapieren. Der Wagen hielt mit laufendem Motor am Straßenrand. Wortlos überließ der Fahrer Tom die Initiative.
    Tom stieg aus und blieb einen Moment stehen, um sich zu sammeln. Sollte er zurückgehen und sich vergewissern, ob Goldbergs Name an einem der Klingelknöpfe stand? Oder war das alles nur ein Resultat seiner übersteigerten Fantasie? Vermutlich. Er setzte sich wieder ins Auto.
    Der Riese fuhr seufzend los und manövrierte sie durch eine Reihe von historischen Einbahnsträßchen und Gassen, sodass Tom sogleich die Orientierung verlor und die Idee aufgab, auf diesem Weg zurück zu dem Haus zu gehen, in dem Goldberg verschwunden war. Außerdem war das wirklich nur ein Schuss ins Dunkle, ein übereifriger, amateurhafter Versuch, etwas Handfestes zu finden, bevor er Kamarov gegenübertrat. Wollte er jeden verdächtigen, der James Medina auf seinem iPod hatte, würde die Liste lang werden.
    Rudi Maier betrat seine Wohnung und ging direkt ans Fenster. Er warf einen Blick auf die Straße und sah, dass der Mercedes ein Stück entfernt angehalten hatte. Er war also beschattet worden. Dann sah er den Passagier, der neben ihm im Flugzeug gesessen hatte, aussteigen und in Richtung seines Hauses gehen. Wie hatte er sich noch einmal genannt? Tom Hartmann? Schließlich blieb Hartmann unvermittelt stehen, drehte sich um und ging wieder zurück zum Auto, das sich gleich darauf in Bewegung setzte und verschwand.
    Ein Plan läuft nie nach Plan . Tom Hartmann hatte sich eingemischt, aus welchem Grund auch immer. Rudi missfiel die Situation sehr. Wusste Hartmann etwas? War er wirklich Opernjournalist, oder konnte er auch ein Ermittler sein? Er hatte allen Grund, vorsichtig zu sein.
    Rudi Maier nahm den falschen Pass und die Reisedokumente aus seiner Tasche, machte Feuer im Kamin und legte alles, was den Namen David Goldberg trug, in die Flammen. Ab sofort musste er wieder Rudi Maier sein. Er tippte eine Nummer in sein Handy und ging ruhelos

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