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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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ziehen.«
    »Und wenn dich einer wiedererkannt hat? Und sich zu wundern beginnt?«
    Sie merkte, dass er ihr nicht glaubte. Sollte sie einfach sagen, wie es sich verhielt? »Ich denke, ich muss zur Polizei gehen.«
    Rudi hatte geahnt, dass es so kommen würde. Er fuhr an den Straßenrand und hielt an, während er nüchtern seine Möglichkeiten abwog. Das Schwierigste wäre die Entsorgung der Leiche. Außerdem war es möglich, dass jemand sie zusammen gesehen hatte. Er hatte Hartmann vor dem Stephansdom observiert und war sicher, dass Hartmann ihn auch gesehen hatte. Ein Plan läuft nie nach Plan. Verwirf ihn, improvisiere . Da war sie wieder, Vater Joachims mahnende Stimme. Er tippte eine Nummer ins Handy. Dann reichte er es Katja. »Ich habe die Nummer der Polizei gewählt. Du musst nur noch die Taste drücken. Ich denke, du solltest anrufen.«
    Katja sah ihn an. Diese Antwort hatte sie nicht erwartet.
    Rudi war ein kalkulierbares Risiko eingegangen, jetzt ging er zum Gegenangriff über. »Wenn du dadurch deinen Seelenfrieden findest, solltest du es tun. Dir muss aber klar sein, was du damit ins Rollen bringst …«
    Katja sah ihn beunruhigt an. »Das ist doch sicher wichtig für die Ermittlungen?«
    Rudi nahm die Sonnenbrille ab und machte ein nachdenkliches Gesicht, als überraschte Katjas Einwurf ihn. »Katja, für die Ermittlungen ist es nur von Belang, wenn du etwas mit dem Mord zu tun hast.«
    Katja machte Anstalten, zu protestieren, aber Rudis bohrender Blick entmutigte sie.
    Rudi drängte weiter. »Hast du mir irgendetwas verschwiegen, Katja? Hast du mich ausgenutzt? Um an Medina ranzukommen? Bist du schuld an Medinas Tod?«
    Rudi sah, wie Katja von Angst erfasst wurde. Sie tat ihm leid, aber es war noch immer besser, sie zu Tode zu erschrecken, als sie umzubringen.
    »Du glaubst doch nicht etwa … Die Polizei wird doch wohl nicht davon ausgehen, dass ich …?«
    »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet, Katja. Hast du was damit zu tun? In dem Fall solltest du es auf der Stelle sagen und die Karten offen auf den Tisch legen.«
    Katja begann zu zittern. Ihre Stimme klang ängstlich und dünn. »Ich hätte nie gedacht … Ich kann nicht fassen, dass du glaubst …«
    »Vorläufig glaube ich gar nichts. Aber ich weiß leider, wie die Polizei denkt. Eine unbekannte Frau in Medinas Garderobe, kurz bevor auf ihn geschossen wird. Dass so viel Zeit vergangen ist, bis du dich meldest, macht dich verdächtig. Damit riskierst du Untersuchungshaft. Das wird einen wahnsinnigen Medienrummel geben. Das Bekanntwerden ist eine Sache, aber überdies riskierst du die Vorverurteilung durch eine rücksichtslose und undifferenzierte Presse. Perfide Schlagzeilen haben schon so manchen zu Fall gebracht.«
    Rudi überließ Katja der Stille. Das Schweigen zwischen ihnen verstärkte ihre Zweifel und ihre Angst. Katjas Hand suchte Halt bei Rudi, aber er schob sie beiseite. »Liebe Katja, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, aber falls du zur Polizei gehst, sehe ich mich gezwungen, jede Verbindung zu dir zu leugnen. Kamarov Management hat nichts mit Prostitution zu tun, jedenfalls nicht offiziell.«
    »Nennst du mich … eine Hure?«
    »Ich versuche nur, dir zu erklären, wie die Welt das Ganze sehen wird.«
    »Aber Kamarov hat mich doch dafür bezahlt!«
    »Du hast einen Umschlag mit Bargeld bekommen für die Reise, den Aufenthalt und dein Honorar. Wie willst du das mit Kamarov in Verbindung bringen?«
    Katja ließ sich gegen die Rückenlehne sinken und gab Rudi resigniert das Handy zurück. »Würdest du mich bitte nach Hause fahren?«
    Rudi beugte sich zu Katja hinüber und nahm sie in den Arm. »Das wird sich alles regeln, du wirst schon sehen. Für mich ist das Wichtigste, dass du nichts damit zu tun hast.«
    Er fuhr an.

Ein freundlicher Mann
    Die frische Nachtluft hatte keine abkühlende Wirkung auf Michael Steen. Er musste den Schlips und den obersten Knopf seines Hemdkragens lösen, um seinen Kreislauf wieder in Gang zu bringen, und lief plan- und ziellos durch die Straßen. Nur so viel war sicher: Er würde lange, sehr lange nicht mehr schlafen können. Er brauchte ein Glas oder zwei, um Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Warum zum Teufel hatte er im entscheidenden Augenblick gezögert?
    Victor Kamarov hatte die Situation schamlos ausgenutzt. Konnte er seinen schönen Worten trauen? Nein, nicht eine Sekunde. Der Kerl war ein ausgekochter Lügner. Es zerriss ihm das Herz, dass seine Tochter sich so sehr wünschte,

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