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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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irgendetwas anbieten. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Lochmanns Stimme klang plötzlich sanfter und vertraulicher, als unterhielten sie sich über einen gemeinsamen Freund. »Für einen Journalisten ist er ungewöhnlich medienscheu.«
    Cathrine gab sich Mühe, entspannt zu klingen. »Er ist extrem zurückhaltend.«
    »Können Sie mir eine Beschreibung geben, die mir weiterhilft?«
    »Er ist im Grunde genommen … na ja … ein Durchschnittsnorweger, Anfang vierzig, mittelgroß, ja, eigentlich in vielerlei Hinsicht mittel-.« Ihr war klar, dass sie als Zeugin eine schlechte Figur abgab.
    Lochmann wechselte das Thema. »Haben Sie eine Ahnung, wo er sein könnte?«
    »Nicht die geringste. Ich habe ihn ja angerufen, um genau das in Erfahrung zu bringen. Dann wurde das Gespräch unterbrochen.«
    »Ich kann ein Verhör in Oslo anordnen.«
    »Nicht nötig, ich bin auf dem Weg nach Wien.«
    Cathrine Price legte auf, ohne sich zu verabschieden. Sie war empört über Lochmanns Arroganz und verärgert über ihre mangelnde Souveränität bei der Befragung. Mit einer gewissen Sorge dachte sie an Tom. Was würde mit ihm passieren, wenn er in die Klauen dieses eiskalten Ermittlers geriet?
     

Morgengrauen
    Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, Stunden oder nur Minuten, aber plötzlich ließ die Geschwindigkeit nach, die Drehzahl des Motors sank, und schließlich lag das Boot still. Dann wurde der Anker geworfen. Tom wartete ängstlich, ob jemand kam, um das Beiboot einzuholen, aber alles blieb ruhig. Sein Körper war steif von der nächtlichen Kälte und den nassen Kleidern. Er packte die Fangleine und zog das Schlauchboot langsam zu sich heran. Dann löste er den Halbstek, mit dem es befestigt war, stieß sich vorsichtig ab und glitt lautlos über das stille Wasser.
    Tom hielt die Luft an. Er zwang sich, langsam bis zweitausend zu zählen, bevor er sich zu bewegen wagte. Die Positionslichter der Motoryacht warfen einen hellen Schein auf das Wasser, ansonsten war es stockdunkel. Nachdem er die Ruder, die im Beiboot lagen, in den Ruderdollen befestigt hatte, tauchte er die Blätter behutsam ins Wasser und ruderte lautlos davon. Erst als die Positionslampen so klein wie Glühwürmchen waren, wagte er es, den Motor anzuwerfen.
    Ein Hund bellte, und ein zweiter antwortete ihm. Weitere Hunde mischten sich ein, und bald war vom Ufer her das reinste Spektakel zu hören. Machten sie mit einer Hundestaffel Jagd auf ihn? Wie weit mochten sie entfernt sein? Er achtete genau darauf, aus welcher Richtung das Hundegebell kam, und steuerte in die andere. Der Motor brummte gleichmäßig und trieb das Boot in gemäßigtem Tempo vorwärts. Toms Körper schmerzte vor Müdigkeit. Er hätte alles dafür gegeben, jetzt irgendwo unter eine Decke kriechen zu können.
    Katja! Er hatte Katja vollkommen vergessen! Übelkeit stieg in ihm hoch, gepaart mit einem Gefühl der Ohnmacht. Wessen Werk war das? Wer hatte Katja ermordet? Wenn sie wirklich die geheimnisvolle Frau in Medinas Garderobe war, was hatte sie gewusst, um für dieses Wissen sterben zu müssen? Und nun machten sie Jagd auf ihn – in ganz Europa? Er hatte doch nichts getan!
    Lochmann kaute auf seiner Unterlippe herum, wie immer, wenn er frustriert war. Sie hatten Hartmann nicht gefunden. Aber er musste bei der Vorstellung gewesen sein! Er nahm sich die Ergebnisse der Techniker vor. Ein Fuchseisen. Ein simples Fuchseisen, an das Unterwassergeländer montiert, an dem Arpata sich an Land ziehen konnte – ein ebenso groteskes wie geniales Mordwerkzeug. Was für eine makabre Art, jemanden umzubringen . Die Planung einer solchen Tat jedenfalls setzte eine genaue Kenntnis der aufgeführten Oper wie auch dieser speziellen Inszenierung voraus. Das wies auf Tom Hartmann, den Opernexperten, hin. Und dieser Verdacht wurde durch die Tote in seinem Hotelzimmer noch untermauert.
    Aber würde ein derart ausgebuffter Mörder sich freiwillig in den Zuschauerraum setzen und das Risiko eingehen, geschnappt zu werden?
    War er von seiner Exfrau gewarnt worden, oder hatte er die Flucht in Erwartung der Geschehnisse geplant? Aber wenn er wirklich so genial war, wieso hatte er dann die Frau in seinem Hotelzimmer ermordet? Ihm musste doch klar gewesen sein, dass das rasch auffliegen würde. Oder wollte er vielleicht sogar auffliegen? Mordete er, um berühmt zu werden?
    Kriminalhauptkommissar Lochmann schob seine Vermutungen beiseite und konzentrierte sich auf die Fakten. Tom Hartmann war hier

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