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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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Jahren«, antwortete er. »Sie können sie aber gerne anrufen und das noch einmal bestätigen. Ein wenig Unterstützung kann nicht schaden.« Er hielt den Teller hoch. »Und vielen Dank auch. Mario wird begeistert sein.«
    »War mir ein Vergnügen.«
    Ich kehrte ins Zimmer zurück, nahm das letzte Blätterteigteilchen und biss hinein. Es war frisch und köstlich. »Allmählich sollten wir wohl Lilahs Eltern mal einen Besuch abstatten.« Eigentlich wollten wir erst genügend Informationen über Lilah sammeln, um ihre Eltern zur Ehrlichkeit zwingen zu können, aber so richtig war uns das nicht gelungen.
    Bailey nickte. »Ich bin mir allerdings nicht sicher, was wir von ihnen erwarten dürfen. Sie halten schließlich zu ihrer Tochter. Selbst wenn sie nicht wissen, dass wir Lilah wegen des Mordes an Simon suchen, wissen sie natürlich, dass sie abgetaucht ist und unter Pseudonym lebt. Ich glaube nicht, dass sie uns weiterhelfen.«
    Bailey lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über der Brust – ihre Denkerpose. Ich lief im Zimmer auf und ab – meine Denkerpose. Eine von uns ging den Menschen mehr auf den Geist, wenn sie dachte.
    »Du hast keine Spur von ihr finden können, unter keinem ihrer bekannten Namen«, resümierte ich laut.
    »Ich habe jede einzelne Datenbank in diesem Land abgeklopft. Ich habe Banken, Gefängnisse, Krankenhäuser und sogar Leichenschauhäuser gecheckt. Ich habe …«
    Rasch hob ich die Hand. »Schon verstanden. Aber sie kann ja nicht einfach namenlos sein. Sie muss doch eine neue Identität haben, oder?«
    »Stimmt«, sagte Bailey. »Obwohl das nicht notwendigerweise bedeutet, dass sie etwas Böses im Schilde führt. Sie hat gute Gründe, ihren Namen ändern und ihre Vergangenheit auslöschen zu wollen.«
    Wohl wahr. »Aber selbst wenn sie in irgendwelche dubiosen Geschäfte verwickelt wäre, kann sie doch nicht ohne Identität auskommen.«
    Und Lilahs Name war noch das geringste Problem. War sie nun eine kaltblütige Mörderin? Oder war sie das Opfer fehlgeleiteter Ermittlungen, dessen Leben durch eine falsche Anklage ruiniert worden war? Sollte es so sein, was tat sie dann heute? Ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie sich irgendwo verkrochen haben sollte. Der energische, selbstbewusste Gang auf dem Überwachungsvideo, das ich mir so oft angesehen hatte, passte nicht zu jemandem, der sich aus Angst oder Scham versteckte. Eine schlichte Schlussfolgerung, die allein auf meiner Intuition basierte und unzählige neue Fragen hervorrief.
    »In dieser Welt kommt man ohne Identität nicht weiter«, stimmte Bailey mir zu. »Und in ihrer Vergangenheit haben wir auch nichts gefunden, was uns weiterhelfen würde. Obwohl es vielleicht merkwürdig ist, dass sie Privatunterricht genommen hat, statt weiter zur Highschool zu gehen.«
    »Zumal sie ja gerade erst aus dem Internat zurückgekehrt war, wo sie immer nur Bestnoten hatte.«
    Bailey setzte sich auf. »Wann hast du das denn herausgefunden?«
    »Vor einer Weile.« Ich zuckte mit den Achseln. »Ich habe mir ihre Schulzeugnisse angesehen und mit ein paar Leuten geredet. Es scheint, als hätte sie genug Ärger gemacht, um einen Schulpsychologen zu dem Schluss gelangen zu lassen, dass sie auf einem Internat für ›Problemkinder‹ besser aufgehoben wäre.«
    »Irgendwelche Jugendstrafen?«
    »Nein. Und es scheint, als hätte das Internat ihr gutgetan. Sie ist mit Bestnoten abgegangen.«
    Bailey starrte mich an. »Machst du jetzt schon die Nächte wegen dieser Frau durch? Und was zum Teufel interessiert uns die Grundschulzeit?«
    Bis zu diesem Moment hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, aber jetzt fragte ich mich ebenfalls, was ich mir davon erhofft hatte, in Lilahs Vergangenheit herumzuwühlen.
    »Ich wollte nur ein paar Lücken füllen«, sagte ich. »Außerdem wollte ich zur Abwechslung mal Antworten erhalten statt immer nur Fragen, die zu weiteren Fragen führen. Das ist doch frustrierend, oder?«
    Bailey nickte. Ihr Blick verriet mir allerdings, dass sie nicht ganz überzeugt war, aber eine bessere Erklärung hatte ich nicht.
    Ich schwieg und schaute auf den Pershing Square hinaus. In dem kleinen Park mitten im Zentrum gab es im Winter immer eine Eislaufbahn. Ein junges Mädchen mit blinkendem Rentiergeweih stolperte unkontrolliert über die ovale Fläche. Sie konnte nicht älter als vierzehn sein. Ihre nasse Jeans ließ darauf schließen, dass ihre Versuche, sich aufrecht zu halten, nicht von Erfolg gekrönt waren. Plötzlich

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