Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
»Tran Lee war kaum eins sechzig groß und wog fünfundfünfzig Kilo. Einen solchen Körper bekommt selbst eine Frau in einen Wagen hinein, vor allem mit einer entsprechenden Motivation.« Ich zog die untere Schreibtischschublade heraus und legte meine Füße hoch.
»Wenn wir aber davon ausgehen, dass Detective Rick Meyer wusste, dass Lilahs Wagen gestohlen gemeldet wurde, wieso hat er dann nicht das gefälschte Protokoll mit einem Diebstahlopfer namens Alicia Morris entdeckt?«, fragte Bailey.
Darüber hatte ich auch schon nachgedacht. »Wieso sollte er?«, antwortete ich. »Zack war ein Mordopfer. Der einzige Grund, noch einmal einen Blick auf das Protokoll zu werfen, ist der, den wir jetzt hatten. Selbst wenn er sich Zacks alte Protokolle angesehen haben sollte, was er möglicherweise tatsächlich getan hat, wären seine Gründe vollkommen andere gewesen.«
»Tatverdächtige zu finden, die Motive und Mittel hätten, Zack umzubringen«, sagte Bailey. »Mit besonderem Augenmerk auf Skinheads.«
»Genau«, stimmte ich zu. »Warum sollte man also das Opfer eines Autodiebstahls unter die Lupe nehmen – eine Frau zumal.«
»Auf die Idee würde man nicht kommen«, stimmte Bailey zu.
»Und wer sollte sich sonst dafür interessieren? Die Führerschein- und die Zulassungsnummer, die darin verzeichnet sind, tauchen ja nicht in Zusammenhang mit irgendeinem Verbrechen auf.«
Bailey nickte. »Das bedeutet dann wohl zweierlei: Erstens muss Zack ziemlich bald nach der Anzeige herausgefunden haben, dass Lilahs Geschichte mit dem Autodiebstahl Unsinn war. Und zweitens muss er Bagram dazu gebracht haben, Lilah zu decken, indem er den Wagen selbst als gestohlen meldet.«
»Gut möglich, dass Bagram dem Polizisten, der hin und wieder ein Auge zugedrückt hat, das schuldig war«, sagte ich.
»Woher wusste Zack aber, dass man eine Leiche finden würde?«
Ich starrte aus dem Fenster, um dann langsam und zögerlich meine Theorie zu entwickeln. »Ich glaube nicht, dass er es wusste. Selbst Lilah mit ihrer beachtlichen Macht über Männer konnte nicht darauf spekulieren, dass ein Polizist die Tötung eines Menschen decken würde. Nein, sie hat einen Diebstahl vorgetäuscht und darauf spekuliert, dass sie damit durchkommt. Als Zack der Diebstahlanzeige nachging, fand er vermutlich Hinweise darauf, dass Lilah sich der Fahrerflucht schuldig gemacht hatte, und manipulierte das ursprüngliche Anzeigeprotokoll. Er setzte einen falschen Namen ein und änderte Führerschein- und Zulassungsnummer …«
»Nur für den Fall, dass eine Leiche auftauchen würde«, schloss Bailey.
»Auf diese Weise hatte er für den Anruf, mit dem der Diebstahl in jener Nacht angezeigt wurde, einen schriftlichen Nachweis, ohne dass irgendjemand einen Zusammenhang mit Lilah herstellen würde«, sagte ich. »Und dann traf er noch Vorkehrungen für den Fall, dass ihr Wagen mit dem Verdacht auf Unfall mit Fahrerflucht wieder auftauchen sollte. Er brachte seinen Kumpel Conrad Bagram dazu, die Geschichte zu erzählen, dass ihm Lilahs Wagen, den er in Kommission genommen hatte, geklaut worden sei.«
»Selbst wenn sich Zack mit der Fahrerfluchtgeschichte geirrt haben sollte oder der Wagen nie wieder aufgetaucht wäre, hätte das keine negativen Konsequenzen gehabt«, sagte Bailey.
»Und sechs Monate nach all diesem Theater heiraten die beiden: die frischgebackene Juniorpartnerin mit den glänzenden Karriereaussichten und der Polizist, der zufälligerweise die erste Diebstahlanzeige aufgenommen hat …«
»Die sich als gefälscht erweist«, betonte Bailey. »Die beiden sind sich begegnet, als er den Unfall mit Fahrerflucht vertuscht hat.«
»Wenn das nicht Liebe ist … ein Tötungsdelikt zu vertuschen.«
»Ich wette, Zack wusste auch, dass sie getrunken hat«, sagte Bailey. »Er hat sie in der Bar kennengelernt. Dort bekam er nicht nur einen Eindruck von ihrem Äußeren, sondern traf auch Zeugen, die über ihren Alkoholkonsum Auskunft geben konnten.«
»Stimmt. Denn wenn sie nichts getrunken hätte, hätte sie auch nichts zu verbergen gehabt, da man bei einem gewöhnlichen Unfall keinen Autodiebstahl vortäuschen muss. Sie ist Anwältin und wusste das. Bei einer Verurteilung wegen Totschlags unter Alkoholeinfluss hätte sie sich von ihrer Karriere verabschieden können.«
Bailey runzelte die Stirn. »Wenn aber Zack ihre Zukunft gerettet hat, warum sollte sie ihn dann umbringen?«
»Gute Frage.« Ich verschränkte die Arme über der Brust. »Es ist ja nicht
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