Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
Flachbildschirm fuhr herunter und blieb auf Augenhöhe stehen. Ein Druck auf die Starttaste, und das Bild von einem leeren Schlafzimmer füllte den Bildschirm. Die Grautöne waren so gedämpft, dass man kaum erkennen konnte, was sich in dem Raum befand. Sabrina stellte den Kontrast auf maximal, und sofort sah man ein Bett, eine Kommode mit einem Fernseher darauf und zwei Nachtschränkchen, alles typische Hotelmöbel. Sekunden später betrat ein Mann in den Sechzigern den Raum – in Anzughose, aber hemdsärmelig, das teure Jackett über die Schulter geworfen. Er lockerte die Krawatte, warf das Jackett auf den Sessel in der Ecke, schlenderte zum King-Size-Bett hinüber und ließ sich schwer auf die Matratze fallen. Die Hände baumelten zwischen seinen Oberschenkeln herab. Sabrina grinste. Der Mann hatte offenbar einiges über den Durst getrunken. Er rieb sich das Gesicht und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Sabrina drückte auf die Pausentaste und wandte sich Chase zu.
»Kannst du das vergrößern? Es dürfen nicht die geringsten Zweifel bestehen.«
»Natürlich. Aber vertrau mir, jeder Zweifel ist ausgeschlossen.«
Sabrina drehte sich wieder zum Bildschirm und ließ die Aufnahme weiterlaufen. Der Mann ging zur Minibar und holte zwei Champagnerfläschchen und zwei Sektgläser heraus. Die Tür der Minibar schloss sich mit einem dumpfen Geräusch, und als er die Gläser absetzte, klirrten sie vernehmlich. Zufrieden registrierte Sabrina den klaren Klang. Jetzt klopfte es, und der Mann ging zur Tür. Sein Besuch folgte ihm rasch in den Raum und blieb mit dramatischer Geste am Fußende des Bettes stehen.
Sie war groß und schlank, hatte hüftlanges blondes Haar und trug einen klassischen Trenchcoat mit zugeknotetem Gürtel. Als sie nun sprach, dröhnten ihre Worte förmlich aus den Lautsprechern in den stillen Raum. »Schenk den Champagner ein, mein Schatz. Wir haben nicht alle Zeit der Welt.«
Der Mann gehorchte, während sein Besuch nun den Gürtel aufknotete und den Mantel zu Boden warf. Ein schwarzes Paillettenbustier und schwarze Netzstrümpfe kamen zum Vorschein. Sie stolzierte zu dem Mann hinüber, und die beiden stießen an und tranken. Dann streckte der Mann seine Hand aus und begann, ihre Brüste zu streicheln.
Sie kippte ihr Glas hinunter, setzte sich aufs Bett, stützte sich auf die Ellbogen und ließ ihr Haar hinter sich hinabwallen. »Hast du mir etwas Schönes mitgebracht?«
»Nur das hier«, sagte der Mann und schwenkte ein Plastiktütchen, das etwa drei Gramm weißes Pulver zu enthalten schien.
»Für das Mädchen, das alles hat.« Sie nahm das Tütchen, steckte ihren langen Plastikfingernagel hinein und schöpfte einen hübschen kleinen Haufen heraus.
Sabrina drückte auf Pause und fror das Bild in dem Moment ein, als die Frau das Kokain auf dem Nagel hatte.
»Abgeordneter Rankin, du Schwein«, sagte Sabrina zum Bildschirm. »Oder sollte ich besser sagen, du Schlampe?« Sie kicherte leise vor sich hin. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, das ist gestellt.«
»Das könnte ich gar nicht stellen. Wer würde sich denn etwas derart Verrücktes ausdenken?«
In der Tat. Ein Transvestit und Kokser. Und das bei einem verheirateten Mann mit Kindern. Diese schier arrogante Dummheit war einfach unglaublich, fast schon lachhaft. »Gesegnet seien die geistig Armen – samt Adamsäpfeln«, bemerkte Sabrina mit einem schiefen Grinsen.
»Nach der Mittagspause schien er mir schon durch die Lappen gegangen zu sein. Er war irgendwie in der Menge verschwunden und nirgendwo mehr zu sehen. Zunächst war ich in Panik, aber dann habe ich seinen Freund hier entdeckt.« Chase zeigte auf den Mann auf dem Bildschirm. »Den hattest du ja bereits in Miami ins Visier genommen. Er kam aus dem Restaurant, und ich bin hinterher.«
»Und der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt.«
Chase hob bescheiden die Arme.
Sabrina runzelte die Stirn. »Wie hast du die Kamera reinbekommen?«
»Mein alter Trick, die Wartungsnummer. Ich habe dem Mann an der Rezeption gesagt, dass ich die Kabel prüfen muss, und die Empfehlung ausgesprochen, man möge dem Hotelgast doch einen Drink spendieren, sollte er warten müssen. Niemand kontrolliert die Wartungsbücher, wer sollte sich also beschweren?« Chase kicherte.
Sabrina zeigte auf den Bildschirm. »Ich nehme an, unsere Turteltäubchen kommen dann gleich zur Sache?«
Chase verzog angewidert das Gesicht. »Das wirst du nicht sehen wollen.« Er drehte
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