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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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packte seinen Unterarm.
    »Je einen Arm gebrochen gehabt?«, fragte sie.
    »N… nein.« Charlie sah sie ängstlich an.
    »Tut verdammt weh.«
    Er nickte und räusperte sich. »Ich bin auf Bewährung, wegen Hehlerei«, sagte Charlie. »Aber ich war unschuldig, das habe ich meinem Verteidiger auch gesagt. Der Stereorekorder gehörte mir. Dieser Arsch … äh … Typ hat mich übers Ohr gehauen, und da bin ich hin und hab ihn mir zurückgeholt. Dieser Hampelmann von einem Pflichtverteidiger hat gesagt, ich soll den Deal annehmen, also habe ich das getan. Ich hätte gar nicht auf ihn hören sollen.« Charlie wirkte immer noch gekränkt.
    Die Geschichte von dem Hampelmann nahm ich ihm nicht ab. Meiner Erfahrung nach stürzten sich Pflichtverteidiger, von denen ich schon viele erlebt hatte, mit Feuer und Flamme in aussichtsreiche Fälle. Ich würde einiges darauf wetten, dass unser Charlie ein Dieb war. Die Sache mit der Bewährung glaubte ich ihm allerdings gern.
    »Du dealst hier draußen und warst nervös, weil die Polizei dich beobachtet hat, also hast du ihr erzählt, was sie hören wollte«, sagte ich direkt.
    Charlie sah mich verletzt an. »Nein!«
    Also ja.
    »Und du hast Probleme mit deinem Bewährungshelfer«, sagte ich und klang so gelangweilt, wie ich es war. Ich hasste alles Berechenbare. Was vermutlich auch der Grund dafür war, warum ich meinen Job liebte.
    Charlie schniefte. »Das war ein Scheißdeal. Ich wurde mit ein bisschen Gras erwischt, aber mein Bewährungshelfer hat gleich getönt, dass es was setzt, wenn ich noch mal Mist baue.«
    »Und da dachtest du, dass du dich bei der Polizei einschleimen kannst. Auf diese Weise würden sie dich in Ruhe lassen und dich vielleicht sogar gegenüber deinem Bewährungshelfer in Schutz nehmen, solltest du noch einmal das Pech haben, wegen irgendetwas aufzufliegen«, sagte ich.
    Charlie nickte missmutig. »Und jetzt bin ich total gearscht, was? Sie werden mich rankriegen, weil ich gelogen habe.«
    Bailey seufzte. »Erzähl uns einfach die Wahrheit, Charlie. Kein Bullshit mehr. Was hast du tatsächlich gesehen?«
    »Ich habe diesen Typen wirklich gesehen … wie heißt er noch gleich? Yamashiro oder so.«
    »Yamashiro ist ein Restaurant, Charlie«, klärte ich ihn auf. »Du meinst sicher den Angeklagten, der im Gerichtssaal war.«
    »Genau den. Er war da, kurz bevor dieser obdachlose Typ zu Boden gegangen ist.«
    »Du meinst das Opfer?« Ich konnte es nicht mehr ertragen, dass irgendjemand ihn »obdachlosen Typen« nannte.
    »Mhm, ja, das Opfer«, sagte Charlie nervös.
    »Wie nah stand Yamaguchi bei dem Opfer, als du ihn gesehen hast?«
    »Echt nah. So nah wie ich jetzt bei ihr«, sagte er und zeigte auf Bailey, die keine zwanzig Zentimeter von ihm entfernt stand und immer noch seinen Arm umklammerte.
    Er blickte von seinem Arm auf Bailey, die seine stillschweigende Bitte ignorierte und ihn weiter festhielt.
    »Stand er auch noch so nah dran, als das Opfer hinfiel?«, fragte ich.
    »Das weiß ich ja gerade nicht«, antwortete Charlie und schüttelte den Kopf.
    Natürlich wusste er das nicht, das war schließlich das Wichtigste. »Denk noch einmal genau darüber nach, was passiert ist«, forderte ich ihn auf.
    Charlie sah auf eine Stelle auf dem Bürgersteig und kramte in seiner Erinnerung. »Ich habe gesehen, wie das Opfer nach der Lady gegriffen hat, dann sah ich diesen Typen, diesen Yamashiro da stehen …«
    Obwohl es mir widerstrebte, musste ich ihn unterbrechen. »Was hat denn zu diesem Zeitpunkt die Lady getan?«
    »Die ist weitergegangen, denke ich.«
    »Bist du sicher?«, fragte Bailey.
    »Ja, ziemlich sicher«, antwortete Charlie und runzelte die Stirn in dem Versuch, den Vorfall zu rekapitulieren.
    »Das Opfer hielt sie also nicht mehr fest«, sagte ich.
    »Nein, kann ja nicht«, antwortete er und nickte dann bekräftigend. »Denn sie ging ja weiter, und der obdachlose … äh, das Opfer stand noch da. Das weiß ich genau.«
    »Und weißt du auch, wo dieser Yamashiro zu diesem Zeitpunkt war?« Da ich mit dem »Opfer« einen beträchtlichen Sieg errungen hatte, konnte ich mich beim Namen des Angeklagten großzügig zeigen.
    »Nein. Vielleicht stand er noch da, aber ich habe ihn nicht gesehen. Ich habe ihn erst wiedergesehen, als die Polizei kam. Da stand er bei den ganzen Gaffern und hat zugeguckt.«
    »Kannst du die Lady beschreiben?«
    »Ungefähr so groß.« Charlie hielt die Hand auf Kinnhöhe.
    Das hieß vermutlich, gut eins siebzig, Absätze nicht

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