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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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endete mit einem Bekenntnis. »Ehrlich gesagt bewege ich mich auf ziemlich dünnem Eis. Wenn dein Typ nicht so ausgerastet wäre, würde er vermutlich gar nicht mehr sitzen.«
    Walter atmete vernehmlich aus und schwieg einen Moment. »Nun, ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, wann ich zum letzten Mal einen von euch mit einem meiner Mandanten habe reden lassen.«
    »Mag sein«, sagte ich und versuchte, vernünftig zu klingen. »Aber in diesem Fall handelt es sich doch um Bailey und mich. Wir sind schließlich ganz anders als …«
    »Nicht gerade eine schlüssige Begründung«, ging Walter trocken dazwischen.
    »Wir sind unparteiisch, zum Beispiel«, fuhr ich fort. »Und du musst doch zugeben, dass es sich um eine ungewöhnliche Geschichte handelt.«
    »Nun ja«, stimmte er zögerlich zu.
    »Was kann ihm außerdem schon groß passieren, wenn du bei ihm bist?«, lockte ich ihn.
    »Ich weiß nicht, Rachel.«
    Rasch setzte ich noch einen drauf. »Pass auf, Walter. Ich merke, dass du wirklich an diesen Typen glaubst. Wenn er uns genauso beeindruckt, ist er aus dem Schneider. Das wäre doch eine feine Sache, oder?«
    »Ja«, sagte er. »Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob er euch überhaupt beeindrucken muss. Euer Kumpel Charlie Fern wird sich vermutlich nicht für euch ins Zeug legen, und sonst habt ihr meines Wissens nicht viel.«
    Zeit für meinen großen Trumpf. Ich tat mein Bestes, um ihn mit einem gewissen Schwung auszuspielen. »Viel nicht, nein«, sagte ich. »Nur das Blut an seinem Ärmel.«
    Walter schwieg. Ich hielt die Luft an.
    Dann stieß er den Atem aus. »Okay, aber hör zu. Wenn ich sage, es reicht, dann ist Feierabend, verstanden? Kein Druck.«
    Ich gab mir Mühe, nicht allzu triumphierend zu klingen. »Du hast mein Wort, Walter. Ich werde mich so zivilisiert benehmen, dass du mich gar nicht wiedererkennen wirst.«
    Walter seufzte. »Hoffentlich mache ich nicht den größten Fehler meiner Karriere.«
    Ich versicherte ihm, dass er das nicht tat, und das war nicht einmal gelogen. Woher sollte ich wissen, welche Fehler er schon gemacht hatte? Dieser hier würde sicher nicht der schlimmste sein.
    »Aber, Rachel, willst du meine Meinung hören?«
    »Ja.«
    »Ich denke wirklich, dass dieser Typ unschuldig ist.«
    »Sicher, Walter«, antwortete ich leichthin. »Das sagen sie alle.«
    »So jung und doch so zynisch«, schloss er.
    Wir verabredeten uns in der Bauchet Street – im zentralen Männergefängnis – für den Mittag des nächsten Tages. Nachdem ich das Gespräch beendet hatte, wandte ich mich schadenfroh an Bailey.
    Sie schüttelte den Kopf. »Verdammt. Ich fasse es nicht, dass du das geschafft hast.«
    »Du solltest besser Überstunden machen, Keller«, sagte ich mit einem Grinsen. »Die Runde wird nicht ganz billig.«
    Wieder schüttelte Bailey den Kopf, und wir stiegen aus. Ich rief Melia an und teilte ihr mit, dass ich heute nicht mehr ins Büro kommen würde.
    »Oh … aha. Du bist also draußen im Feld, oder wie?«, fragte sie.
    »Ich bin begeistert, wie schnell du die Situation erfasst, Melia. Zumal ich dir vorher erzählt habe, dass ich einen Tatort besichtige.«
    »Ach ja, stimmt.«
    Beruhigend zu wissen, dass meine Kollegen, wenn ich bei einer Tatortbesichtigung das Zeitliche segnen würde, erst dann erfuhren, dass ich gar nicht im Büro war, wenn irgendein Wanderer meine Leiche fand. Die Staatsanwaltschaft hatte so wunderbare Sekretärinnen. Zum tausendsten Mal fragte ich mich, warum wir nicht eine davon abbekommen hatten.

13
    A ngel, der Türsteher, öffnete uns die schwere Eisen-Glas-Tür. »Guten Abend, meine Damen.«
    »Hallo, Angel«, sagte ich. »Na, schön warm eingepackt?«
    »Ich musste sogar meine Thermounterwäsche hervorkramen.«
    Obwohl es in Los Angeles nie so kalt wurde wie im mittleren Westen oder an der Ostküste, konnte einem die Kälte doch gelegentlich in die Knochen ziehen. Und anders als im Osten oder im mittleren Westen nahmen es die Architekten hier nicht so genau mit Heizung und Isolierung. In eine Vorhalle einzutreten bedeutete also noch keinen großen Gewinn.
    »Ich könnte Ihnen meine Miederhose leihen«, sagte ich. »Das dürfte Ihnen einheizen.«
    »Und die Kurven Ihrer Hüften betonen«, versprach Bailey.
    Angel verdrehte die Augen und trat wieder hinaus.
    Wir schritten durch die großzügige, prächtige Lobby. Unsere Schritte hallten auf dem rötlichen Marmorboden wider, um auf den dicken Orientteppichen sofort zu verstummen. Ich war zuerst an

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