Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
Vom Netzwerk:
hohen und tiefen Tönen gleichermaßen tremolierte. »Er den Typen nicht umgebracht. Ronald niemanden umbringen.«
    »Aber er ist an dem Tag zur Bank gegangen«, sagte ich. »Und der Mord hat genau vor der Bank stattgefunden.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich war nicht dabei. Ich weiß einfach.«
    Das war ihr gutes Recht. Jeder darf sich seine eigene Meinung bilden, aber ich brauchte Beweise.
    »Hat er sich mit irgendeinem der Mitarbeiter hier gut verstanden?«, fragte ich.
    Die Frau drehte sich um und betrachtete die Masseure hinter ihr. Nach einer Weile zeigte sie auf eine kleine asiatische Frau mit Pferdeschwanz, die weiter hinten arbeitete. »Wendy. Sie und Ronald Freunde. Essen zusammen zu Mittag.«
    »Wann ist sie denn mit ihrem Kunden fertig? Es dauert auch nicht lange. Wir wollen ihr nur ein paar Fragen stellen.«
    Die Frau schaute auf die Fünfzigerjahre-Wanduhr – die wahrscheinlich weniger den Versuch darstellte, auf der Retrowelle mitzuschwimmen, als ein Relikt aus ihrem Privathaushalt war. »Ungefähr fünfzehn Minuten.«
    »Sagen Sie ihr, sie soll nicht gehen, wenn sie mit dem Kunden fertig ist«, bat ich die Frau. »Wir sind gleich zurück.«
    Bailey verzog verblüfft das Gesicht, als wir auf den Gehweg traten. »Warum warten wir nicht einfach drinnen?«
    »Weil ich keine Zeit hatte, mir ein Frühstück zu bestellen, und vor Hunger sterbe«, sagte ich mürrisch. »Du kannst mir ja Gesellschaft leisten.« Ich zeigte auf den Coffee Shop an der Ecke.
    »Warum nicht, wo du im Moment eine so angenehme Gesellschaft zu sein scheinst.«
    Ich hatte gerade bei einer übermüdeten Bedienung bestellt, als Bailey sich plötzlich vorbeugte und in Richtung Spa starrte.
    »Was ist denn?«, fragte ich.
    Ein Lächeln schlich sich in ihr Gesicht. »Sieh mal«, sagte sie.
    Ein Streifenpolizist betrachtete die Zeitungsständer vor dem Spa, aber schon nach wenigen Sekunden merkte ich, dass er gar nicht die Zeitungen betrachtete. Er blickte sich auf der Straße um, als wollte er sicherstellen, dass niemand – niemand wie wir vermutlich – ihn sah. Noch ein schneller Blick, und er war im Spa verschwunden.
    »Yamaguchis Kunde?«, fragte ich.
    Die Bedienung war beschäftigt, also ging ich zur Kasse und bestellte alles wieder ab. Bailey folgte mir und hielt die Augen auf das Spa gerichtet.
    »Da hätten wir ja mehr Glück als Verstand«, befand sie.
    »Wer sagt denn, dass nicht beides zusammen geht?«
    Ich ließ mir mein Geld wiedergeben, dann kehrten wir zügig zum Spa zurück.

21
    W ir erwischten ihn an der Massageliege. Er bückte sich vor, um seine Schuhe aufzuschnüren, als ihm Bailey ihre Dienstmarke unter die Nase hielt.
    »Keine Panik«, sagte sie. »Ich möchte Ihnen nur ein paar Minuten Ihrer wertvollen Zeit stehlen.«
    Der Polizist stand auf. Sein Gesicht, das von der gebückten Haltung ganz rot war, wurde nun kreidebleich. Er klappte den Mund auf, um etwas zu sagen, dann klappte er ihn wieder zu und nickte nur. Mit offenen Schnürsenkeln schlurfte er hinter uns aus dem Spa heraus.
    »Detective Keller«, sagte Bailey, als sie die Hand ausstreckte.
    »Harley Sahagan«, antwortete er und reichte ihr die seine.
    »Und das ist Staatsanwältin Rachel Knight«, fügte sie hinzu.
    Ich streckte meine Hand ebenfalls aus, und Harley drückte sie schlaff.
    »Mir ist schon klar, dass die Sache hier keinen guten Eindruck macht, aber bevor Sie mich jetzt festnehmen, sollten Sie wissen, dass ich mir nicht einfach einen faulen Lenz mache. Ich wurde nämlich letztes Jahr in einen Autounfall verwickelt.« Harley hatte die Sprache wiedergefunden und rasselte seine Erläuterungen herunter. »Ein Schwerverbrecher, der auf der Flucht gegen eine Mauer gedonnert ist … Wir konnten nicht mehr rechtzeitig bremsen und sind voll reingeknallt. Für meinen Rücken war das eine Katastrophe. Ich kann kaum noch im Streifenwagen sitzen. Da ich aber keinen Urlaub mehr habe, muss ich arbeiten. Diese Typen da« – er zeigte über seine Schulter hinweg in Richtung Spa – »haben mich gerettet. Einen schicken Salon kann ich mir nicht leisten, und die Versicherung zahlt keinen Chiropraktiker. Ich war echt mies drauf, bis mir dann jemand von diesem Laden hier erzählt hat. Von Heilung kann keine Rede sein, aber immerhin komme ich jetzt irgendwie zurecht …«
    »Das sind eine Menge Informationen, Harley, aber ich bin nicht hier, um Sie festzunehmen«, erklärte Bailey. »Ich bin vielmehr froh, dass es Ihnen besser geht. Wir wollten nur wissen, ob

Weitere Kostenlose Bücher