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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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»Sind wir fertig?«
    »Sind wir.«
    Nachdem sie bereits losgegangen war, blieb sie noch einmal stehen. »Ronald hat es nicht getan. Sie haben den Falschen geschnappt«, sagte sie trotzig.
    »Ich weiß«, antwortete ich.
    Das kam wohl überraschend, denn Wendy riss die Augen auf. »Sie wissen es?«, fragte sie ungläubig. »Warum lassen Sie ihn denn dann nicht frei?«
    »Machen wir doch«, antwortete ich und schaute zu Bailey hinüber, die nickte. »Und zwar noch heute.«
    »Oh.« Sie brauchte einen Moment, bis sie sich wieder gefasst hatte. »Okay, schön«, sagte sie schließlich. »Allerdings hätten Sie ihn gar nicht erst verhaften dürfen.« Dann warf sie noch einmal ihren Pferdeschwanz zurück und begab sich wieder an die Arbeit.
    Bailey rief im Bezirksgefängnis an. Ich sollte eigentlich Eric Bescheid sagen, wartete aber erst einmal, bis sie fertig war.
    »Sobald ich Eric erzähle, dass wir Yamaguchi laufen lassen, geht der Fall zurück an die Basis«, sagte ich.
    Bailey nickte. »Und ich werde ihn auch abgeben müssen. Ich habe ihn nur bekommen, weil wir einen Verdächtigen in Haft haben und irgendjemand das Ganze bei der Voruntersuchung betreuen musste.«
    »Also wird der Fall wohl ungelöst bleiben, und zwar für immer und ewig«, prognostizierte ich.
    Bailey nickte betrübt.
    Ich konnte ihn aber nicht kampflos in der Versenkung verschwinden lassen. Das war das Mindeste, was ich John Doe schuldete.
    »Rein technisch gesehen ist Yamaguchi doch noch im Knast, nicht wahr?«, fragte ich.
    »Ja«, antwortete Bailey zögernd und ahnte schon, was nun kommen würde.
    »Rein technisch gesehen muss ich den Fall also noch nicht abgeben.« Ich schaute auf die Uhr. »Es ist nicht einmal Mittag. Uns bleiben also noch fast ein ganzer Tag und die Nacht, um … irgendetwas zu tun.«
    »Dann brauchen wir aber einen guten Plan.«
    Ein lautes Knurren meines Magens sagte mir, was als Erstes dran war.
    Bailey hatte es auch gehört und lächelte. »Da wir uns sowieso umorganisieren müssen, können wir das auch beim Mittagessen tun.«
    Um Zeit zu sparen, kehrten wir zum Coffee Shop zurück. Ich bestellte einen Spinatsalat, das Dressing extra, während Bailey, diese Sadistin, einen Cheeseburger mit Pommes nahm. Wir beeilten uns mit dem Essen. Nun galt es, in kürzester Zeit ein Kaninchen aus dem Hut zu zaubern, aber bislang hatten wir nicht einmal den Hut.
    Nachdem ich meinen Salat aufgegessen hatte, bediente ich mich an Baileys Pommes – ein liebenswerter Freundschaftsbeweis, wie ich ihr schon oft erklärt hatte. Bailey findet es erklärtermaßen nicht so liebenswert, aber das meint sie nicht so.
    »Was wollen wir außer dem Namen des Täters sonst noch wissen, bevor wir den Fall sausen lassen müssen?«, fragte ich sie.
    Bailey dachte einen Augenblick nach. »Warum du ausgerechnet mich anrufen musstest, als du erneut Klage eingereicht hast?«
    »Nah dran, aber das meine ich nicht«, antwortete ich. »Die zweite brennende Frage lautet doch, wer unser Opfer ist.«
    »Stimmt, das auch.« Bailey atmete tief ein, dann sprach sie es laut aus. »Aber das ist ein bisschen viel verlangt, Knight. Dieser Typ taucht doch nirgendwo auf. So etwas habe ich noch nie erlebt.«
    »Da stimme ich dir zu«, sagte ich. »Aber wir haben ein schönes Foto von ihm. Vom Coroner, nicht wahr?«
    Bailey nickte und wusste schon, was kam. »Klar, aber das herumzuzeigen und darauf zu hoffen, dass irgendjemand den Typen erkennt, ist wie die sprichwörtliche Stecknadel im Heuhaufen zu suchen.«
    »Es sei denn, man hat zufällig einen Magneten.«

22
    B ailey zog eine Augenbraue hoch. »Der da wäre?«
    »Cletus.«
    Bailey klimperte irritiert mit den Augen. »Was ist denn ein Cletus?«
    »Mein obdachloser Kumpel. Er war mal Pitcher in einer unteren Baseball-Liga.«
    »Und wieso ist er obdachlos?«
    »Irgendwann hat er sich eine Rotatorenmanschette gerissen und konnte eine Weile nicht spielen«, sagte ich. »Schließlich beschloss seine Frau, dass der Zeitpunkt gekommen war, sich einen anderen Mann zu suchen, und er beschloss, dass der Zeitpunkt gekommen war, sich an die Flasche zu hängen.« Ich zeigte auf die Straße. »Und jetzt lebt er hier.«
    »Und du weißt, wo du ihn findest?«
    »Mittwochabends ist er gewöhnlich auf der Hill Street oder auf dem Broadway.«
    »Heute ist Donnerstag«, klärte Bailey mich auf.
    »Das ist genau das Problem«, gab ich zu.
    »Bist du ihm je an einem anderen Tag begegnet?«
    Ich kramte in meiner Erinnerung. War ich

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