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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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zwanzig Minuten, aber mir sollte es recht sein. Aus irgendeinem Grund erledigte ich in diesen zwanzig Minuten mehr Arbeit als in den letzten beiden Stunden zusammen.
    »Wieso hast du so lange gebraucht?«, fragte ich, als sie in der Tür auftauchte.
    »Ich bin Graden über den Weg gelaufen«, antwortete sie.
    Wie viel Pech konnte man eigentlich haben? Ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, dass er während der Dienstzeit über Persönliches redete, und so war ich mir ziemlich sicher, dass er Bailey nichts erzählt hatte. Und über Romy würde er sowieso nicht sprechen – nicht nach meiner Reaktion gestern. So sauer ich war, wusste ich doch, dass er mich nie absichtlich verletzen würde.
    Ich gab mir Mühe, gelassen zu klingen. »Ach so.«
    Bailey zuckte mit den Achseln. »Er sah ein bisschen fertig aus, aber jeder hat wohl ein Recht auf einen schlechten Tag.«
    Sie starrte mich eindringlich an und wandte sich dann ab. Der Moment der Stille verstrich, während ich krampfhaft darüber nachdachte, ob ich es ihr nicht einfach sofort erzählen sollte. Schließlich traf sie die Entscheidung für mich.
    »Hier«, sagte sie und zog eine CD hervor. »Schieb rein.«
    Sobald der Film auf dem Computerbildschirm erschien, erkannte ich, dass die Aufnahme schärfer war als die der anderen Überwachungskameras. Es war aber auch nur sinnvoll, dass eine Bank bessere Geräte hatte. Die Kamera fing Simon von vorne ein, was hieß, dass sie sich hinter dem Mann mit dem Messer befand. Wir sahen, wie Simon sich Lilah näherte, sie am Arm packte und dann weggestoßen wurde. Ich stoppte die Aufnahme und zeigte auf eine Stelle.
    »Der sieht aus wie Yamaguchi von der Seite, oder?«
    »Ja. Das bestätigt seine Geschichte«, stimmte Bailey zu. »Lass das Band weiterlaufen, dann wirst du es sehen.«
    Ich tat es, und tatsächlich trat Yamaguchi sofort einen Schritt zurück, drehte sich um und verschwand aus dem Bildausschnitt. »Simon steht noch«, sagte ich.
    »Richtig«, sagte Bailey. »Jetzt geh auf Zeitlupe.«
    Ich drückte auf eine Taste, und die Aufnahme bewegte sich Bild für Bild vorwärts. Eine Hand in einem langärmeligen Hemd oder einer Jacke bewegte sich auf Simon zu. Die Hand war geschlossen, und man konnte nicht sehen, was drin war – oder ob sie überhaupt irgendetwas hielt. Im nächsten Moment versetzte sie Simons Unterleib einen schnellen, kraftvollen Stoß und zog sich dann sofort wieder zurück. Wie Bailey schon gesagt hatte, zeigte die Kamera nicht das Gesicht oder sonst irgendetwas vom Täter. Wer auch immer es war, er wich sogleich zurück und verschwand aus dem Bild, als Simon zu Boden sank.
    Ich spielte die Szene noch einmal ab. Als sich die Hand vorstreckte, fror ich das Bild ein und betrachtete es genau.
    »Das ist also alles, was wir über die Person mit dem Messer erfahren«, sagte ich.
    Bailey nickte. »Wir brauchen Lilah.«
    Wir wechselten einen Blick. Ein harter Fall war in diesem Moment um einiges härter geworden.
    Ich wandte mich wieder dem Bildschirm zu. »Das ist eine Männerhand, keine Frage. Lass uns den Ausschnitt vergrößern und sehen, ob wir vielleicht noch etwas erkennen können. Wär schön, wenn wir eine Tätowierung oder Ähnliches finden würden.«
    »Wär schön, wenn wir überhaupt etwas finden würden«, murrte Bailey.
    Dreimal spielte ich die Stelle ab, wo man kurz Lilahs Arm in den Blick bekam, bis sie dann ganz verschwand. Beim zweiten Mal konzentrierte ich mich auf Simon, beim dritten Mal auf die Hand des Täters.
    »Keine Gesichter«, sagte ich, stoppte das Video und zeigte auf das Handgelenk des Angreifers. »Aber siehst du die Uhr?«
    »Ja, die ist mir auch aufgefallen«, sagte Bailey. »Sieht irgendwie besonders aus.«
    Ich nickte. »Mir scheint das …«
    »Erzähl mir das beim Drink, wo wir schon bei Uhren sind.« Bailey blickte auf ihr Handgelenk. »Meine sagt jedenfalls, dass es Zeit ist, die Zelte abzubrechen.«
    Es war fast sieben. Normalerweise war das die schönste Zeit des Tages, in der ich am besten arbeitete. Heute Abend würde ich mich aber sowieso nicht konzentrieren können. Außerdem musste ich die Sache endlich hinter mich bringen und Bailey und Toni von meinem Streit mit Graden erzählen. Was genau ich sagen würde, würde mir unterwegs schon einfallen … hoffentlich.
    »Wollen wir Toni auch Bescheid sagen?«, fragte ich.
    »Immer doch.«
    Ich rief sie auf dem Handy an.
    »Konntest du dich nicht drei Schritte über den Flur bequemen und persönlich nachfragen?« Toni

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