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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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tatsächlich haben. Ich musste mich aber an die Fakten halten, und die Fakten lauteten, dass es keinerlei Hinweise auf eine Geliebte gab und sie mit einem Mann verheiratet war. Alle Wahrscheinlichkeiten deuteten also auf einen männlichen Mandanten hin. Unter denen habe ich dann noch die kleinen Fische ausgeschlossen, also alle, die weniger als fünf Millionen im Jahr verdienten.«
    »Sie haben also die Möglichkeit ausgeschlossen, dass sich Lilah in einen dieser Männer verliebt haben könnte«, wandte ich ein.
    »In gewisser Weise schon«, antwortete Rick. »Jemand, der so kaltblütig mordet, ist vermutlich nicht auf der Suche nach der großen Liebe. Aber wie ich schon sagte, es ging immer nur um Wahrscheinlichkeiten, weil ich das Feld irgendwie eingrenzen wollte.«
    »Was ist denn übrig geblieben?«
    »Ungefähr fünfunddreißig hohe Tiere. Geschäftsführer, Fernsehleute, Lobbyisten, Manager von Pharmakonzernen, von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, von …«
    Ich hob die Hand. »Verstehe. Und wurde eines dieser Unternehmen von einem einzelnen Mann geleitet?«
    »Einige«, antwortete Rick. »Aber es gab keine Beweise – und da schließe ich Bürotratsch schon mit ein –, dass Lilah mit einem von ihnen was hatte.«
    Ich runzelte die Stirn. Da sie derart schön war und vermutlich derart geldgierig, war ich geneigt, Ricks Theorie zu schlucken, dass Lilah kein Opfer für die Liebe bringen würde. Da sie aber doch Umgang mit den großen Machern hatte, wieso hatte sie sich dann nicht einfach einen geangelt?
    Rick nickte, als er meine Miene sah. »Wo doch all diese hohen Tiere um sie herumsprangen, sollte man meinen, dass sich schnell einer findet. Von jeder einzelnen Person, mit der ich in der Kanzlei gesprochen habe, wurde mir allerdings bestätigt, dass sie sich alle vom Leib gehalten hat. Keine Spur von persönlichem Interesse. Ich habe zunehmend den Eindruck gewonnen, dass Lilah unter gar keinen Umständen in Abhängigkeit reich werden wollte.«
    Da wir in eine Sackgasse geraten waren, leitete ich zu etwas anderem über. Rick hatte die Gelegenheit gehabt, Lilah den gesamten Prozess über zu beobachten – bis hin zum bitteren Ende. Ein scharfsinniger Ermittler weiß vieles über einen Verdächtigen, das man in keiner Akte finden wird, und laut Bailey war Rick einer der Besten seiner Zunft. Ich fragte ihn, was er persönlich über Lilah wusste.
    »Mädchenname Rossmoyne«, sagte Rick und lehnte sich in seinem gut gepolsterten Kippstuhl zurück. Die Akte lag offen in seinem Schoß. »Sie war wohl die cleverste Person, die ich je erlebt habe. Normalerweise vermasseln sie es am Tatort und sind entweder zu glatt oder zu aufgedreht. Sie nicht. Sie benahm sich genau so, wie sich eine junge Ehefrau benehmen sollte«, sagte er nachdenklich. »Nur einen Fehler konnte ich ihr nachweisen …«
    »Die inkonsistente Aussage«, sagte ich. »Zunächst hatte sie behauptet, sie habe noch zu Mittag gegessen, bevor sie nach Hause gefahren ist.«
    »Richtig«, bestätigte Rick. »Ein paar Minuten später änderte sie ihre Geschichte und erklärte, sie habe den Tag verwechselt. Tatsächlich habe sie gar keine Zeit gehabt, um zu Mittag zu essen.«
    »Die Verteidigung hat dann vermutlich behauptet, eine solche Verwechslung sei nur natürlich, wenn man entdecken musste, dass der eigene Ehemann zerhackt wurde«, spekulierte ich.
    »Genau«, bekräftigte Rick. »Ich habe es kommen sehen, dass die Jury ihr das abnimmt, und so war es dann auch. Meiner Meinung nach wollte sie behaupten, dass sie angehalten habe, um zu Mittag zu essen, weil dann mehr Zeit zwischen dem Mord und ihrer Entdeckung der Leiche verstrichen wäre. Aber sie hatte sich ja am Tatort übergeben …«
    »Und irgendwann ging ihr dann auf, dass man das Erbrochene analysieren lassen würde und herauskäme, dass sie seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte.«
    »Das würde ich annehmen«, sagte Rick.
    »Sie sagten, sie war weder zu glatt noch zu aufgedreht«, schaltete Bailey sich ein. »Hat sie echte Tränen vergossen?«
    »Oh ja«, sagte Rick. »Und selbst von den zehn, fünfzehn Polizisten war ich vermutlich der Einzige, der ihr die Szene nicht abgenommen hat.«
    Das hieß schon etwas, aber nicht notwendigerweise das, was Rick dachte. Ich bekam das Gefühl, dass er und Larry etwas voreilig zu dem Schluss gelangt waren, Lilah müsse schuldig sein. Wenn die Jury ebenfalls diesen Eindruck hatte, konnte man ihr Urteil besser nachvollziehen.
    »Hat sie versucht, sich

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