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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Deckel von der Dose, hob die Kelle und fand dreihundert Dollar in Zehnerscheinen. Dieser Fund ließ sein Herz höher schlagen, und er hastete erwartungsvoll die Treppe zum Obergeschoss hoch. Sie hatte immer wieder Bargeld gebunkert – vielleicht hatte sie sogar welches im Museum aus der Kasse abgezweigt, dachte er – und es wie ein Eichhörnchen im Haus versteckt. Er wusste nicht genau wo, aber als Erstes bot sich das Schlafzimmer an …
    Und es befand sich im Schlafzimmer, im Wandschrank, in einer Aushöhlung unter dem Teppichboden. Er hätte es nicht gefunden, wenn er nicht auf Händen und Knien ihre Schuhe durchsucht hätte. Eine Ecke des Teppichbodens war ein kleines Stück hochgebogen, und als er daran zog, entdeckte er das Versteck.
    Ein Stapel Scheine. Er nahm ihn heraus, und sein Herz machte Sprünge, als er sah, dass es sich fast nur um Fünfzig- und Hundertdollar-Noten handelte. Es mussten mehrere tausend Dollar sein. Er schob sich rückwärts aus dem Wandschrank, setzte sich auf den Boden, zählte das Geld dicht vor seinen Augen, feuchtete mit der Zunge immer wieder Daumen und Zeigefinger an, um ja keinen Schein zu übersehen. Konnte das Ergebnis kaum glauben: achttausend Dollar? Er zählte noch mal. Tatsächlich …
    Er schloss beglückt die Augen. Achttausend. Alle seine Wünsche waren plötzlich erfüllbar, mit diesem Geld hier in seiner Hand …
    Die Treppe runter. In einer Schublade neben dem Spülstein in der Küche fand er eine Taschenlampe. Er löschte alle Lichter im Haus, eilte dann zu seinem Wagen.
    Die Nacht war mondlos und kalt. Er fuhr die vier Blocks zum Museum und stellte den Wagen an der Straße vor dem Museum ab. Blieb sitzen, schaute sich um. Ließ einen einsamen Wagen passieren. Es war kurz vor neun, als er schließlich ausstieg und eine Runde um das Gebäude drehte. Dann probierte er den Schlüssel für die Seitentür. Kein Problem. Er schlüpfte in den Flur.
    An beiden Enden des Korridors brannten Sicherheitsleuchten, und er ging in der lautlosen Stille zu den Büroräumen der Museumsleitung, schloss die Außentür auf, drückte sich vorsichtig am Schreibtisch der Sekretärin vorbei und schaute ins Büro seiner Mutter. Okay, dachte er. Das würde klappen.
    Er ließ die Türen unverschlossen und ging zurück zu seinem Wagen, schaute sich noch einmal sorgfältig um, hob dann die Leiche heraus und trug sie unter dem Arm über den Rasen, als ob er einen Teppich ins Gebäude schleppen würde. Im Büro ließ er sie auf den Schreibtischsessel gleiten.
    Holte im Licht der Taschenlampe ihren Kaffeebecher, ging den Flur hinunter zur Herrentoilette, füllte den Becher mit Wasser, fand neben der Mikrowelle im Büro der Sekretärin eine Packung Instant-Kaffee und rührte einen Löffel voll in den Becher. Als das erledigt war, setzte er sie aufrecht auf den Sessel, legte ihre Finger um den Henkel des Bechers, gab dann der Leiche in dieser Position einen leichten Schubs.
    Sie glitt recht sanft auf den Boden, riss den Becher mit sich.
    Er schaute sich um. Sonst noch was?
    Nein, nichts mehr. Einfachheit war besser als irgendwelche komplizierten Dinge, die auch mehr Zeit und Überlegungen erforderten. Und es sah doch alles gut aus, dachte er; sie lag auf der Seite, als ob sie ein Schläfchen machen wollte. Keine Spur von irgendeiner Gewaltanwendung, nur eine kleine alte Lady, die sanft entschlafen war. So, wie sie es sich wohl gewünscht hätte …
    Nach einem letzten prüfenden Blick verließ er das Gebäude, schloss die Außentür hinter sich ab. Ging zum Wagen. Ein netter Abend, dachte er. Viel Geld in der Tasche.
    Und eine halbe Million in Staatsanleihen und …
    Eigentlich schade um Mom …
    Aber sie war ja eine alte Frau gewesen.

19
    Am nächsten Morgen war Lucas gerade zu einem Gespräch bei Rose Marie Roux, als ihre Sekretärin den Kopf durch die Tür streckte, Lucas ansah und sagte: »Eine hysterische Frau ist am Telefon und fragt nach Ihnen. Sie sagt, es sei ein Notfall.«
    »Legen Sie das Gespräch auf meinen Apparat«, sagte Rose Marie. Die Sekretärin verschwand, und kurz darauf summte Rose Maries Telefon. Sie nahm den Hörer ab und reichte ihn Lucas über den Schreibtisch hinweg.
    »Lucas Davenport.«
    »Officer Davenport, hier spricht Denise Thompson …« Die Frau schien kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen; ihre Stimme klang schrill und zittrig vor Anspannung.
    »Ja, Denise …?«
    »Thompson, Helen Qatars Sekretärin. Helen ist tot …«
    »
Was
?« Er sprang auf, verzog

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