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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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»Randys Pflichtverteidiger hat angerufen und gesagt, sein Mandant habe sich beruhigt, wolle aber ausschließlich mit dir reden, nicht mit mir.«
    »Hat er gesagt, warum Randy mit mir sprechen will?«
    »Randy hat sich offensichtlich dahingehend geäußert, dass er einen Deal mit dem ›Boss von den Cops‹ machen will«, sagte Marcy.
    Lucas hob die Schultern. »Dann gebt mir einen Satz der Fotos von Qatar, und ich gehe damit zu ihm.«
    »Schon bereit«, sagte Marcy und hielt einen Umschlag hoch. »Zusätzlich Fotos von dem Schmuck, den ihr in Randys Appartement gefunden habt, und Fotos von dem ermordeten Mädchen Suzanne. Ich habe veranlasst, dass eine Gerichtsstenografin dazukommt – wir teilen sie uns mit dem Pflichtverteidiger. Und auch ein Cop von der Mordkommission St. Paul wird dabei sein.«
    »Und ich komme ebenfalls mit«, sagte Marshall.
    Auf dem Weg zum Krankenhaus rief Lucas den Cop von der Ermittlungsabteilung an, der den Babysitter bei Qatar spielte. Sein Name war Marc White. »Wo ist er im Moment?«, fragte Lucas.
    »In seinem Büro. Craig Bowden hat ihn bis zum Betreten des Gebäudes beschattet, dann habe ich übernommen. Ich selbst habe ihn noch nicht gesehen, aber in einer halben Stunde hat er eine Vorlesung.«
    »Bleiben Sie ihm dicht auf den Fersen. Vielleicht wird er innerhalb der nächsten Stunde als möglicher Täter identifiziert, und wenn es tatsächlich dazu kommt, greifen wir ihn uns sofort.«
    Als er das Gespräch beendet hatte, fragte Marshall: »Wird Randy uns tatsächlich eine glaubhafte Identifizierung liefern? Oder ist er zu durchgeknallt dazu?«
    »Randy ist zwar durchgeknallt, aber nicht dumm. Wenn sein Gehirn wieder halbwegs arbeitet, wird er es tun – vorausgesetzt, der Deal ist aus seiner Sicht gut genug. Das ist es ja, was bisher sein ganzes Leben ausmachte: Deals.«
    »Ich habe immer gehofft, aber es nie wirklich erwartet, dass es eines Tages dazu kommt«, sagte Marshall. Seine Stimme klang wie das Knarren einer eingerosteten Eisentür.
    Rob Lansing wartete mit seiner Aktentasche im Flur auf sie. Bei ihm standen eine stämmige schwarze Gerichtsstenografin mit ihrer Stenomaschine und ein Cop von der Mordkommission St. Paul namens Barnes. Lansing sagte kein Wort der Begrüßung, sondern deutete nur auf die Tür zu Randys Krankenzimmer, stieß sie auf und marschierte, dicht gefolgt von der Stenografin, hinein. Lucas, Marshall und Barnes schlossen sich an.
    Randys Kopf lag leicht erhöht auf einem Kissen, und sein Gesicht zeigte ein wenig Farbe, aber jede Minute seines harten, wenig mehr als zwanzig Jahre dauernden Lebens hatte Falten in seine Stirn und die Wangen gegraben. »Ihr Mistkerle habt mich diesmal echt zur Sau gemacht«, knurrte er. Keine Hysterie mehr wie am Tag zuvor …
    »Ich fühle mich keineswegs gut dabei«, sagte Lucas. »Sie wissen, dass ich Sie nicht besonders schätze – und ich weiß, dass Sie mich auch nicht mögen; aber ich wünschte doch sehr, dass es nicht dazu gekommen wäre.«
    »Ja, ja«, brummte Randy. Er sah zu der Stenografin hinüber. »Wer ist das?«
    »Das ist Lucille«, stellte Lansing vor. »Sie wird alles schriftlich festhalten, was wir sagen, so dass es keinen Zweifel über den Deal geben kann.« Die Stenografin setzte sich an den kleinen Esstisch, machte ihre Maschine einsatzbereit und wartete auf den offiziellen Beginn.
    Randy sah Lucas und Marshall an. »Der Deal läuft so, wie ich’s jetzt sage: Ihr Cops kommt für die ganze medizinische Behandlung auf, und ihr streicht alle schweren Anklagepunkte gegen mich. Richtig?«
    »So lautet der Deal«, sagte Lucas und nickte.
    »Dann zeigen Sie mir das Foto.«
    »Ich habe hier zunächst einmal sechs Fotos von verschiedenen Männern. Wir wollen wissen, ob Sie den Mann aus dem Set herausfinden, der Ihnen den Schmuck verkauft hat.« Lucas öffnete den Umschlag und holte zwei durch Heftklammern voneinander getrennte Fotoserien heraus, nahm dann die Klammer von der ersten Serie ab.
    »Kennen Sie den Namen des Mannes?«, fragte Marshall.
    »Ich hab ihn meistens nur ›Stenz‹ genannt, weil er wie so’n rausgeputzter Angeber ausgeseh’n hat, aber ich glaub, sein richtiger Name ist James.«
    »James«, wiederholte Lucas. Er sah zu der Stenografin hinüber, vergewisserte sich, dass sie alles sorgfältig festhielt.
    »Ein weiterer Stein in der Mauer der Beweise«, stellte Marshall zufrieden fest.
    Randy nahm die Fotoserie von Lucas entgegen, ging sie schnell durch, legte den Kopf schief und sagte

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