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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Weile, glaube ich. Er hat dieses Buch verfasst,
Mädchen am Scheideweg
oder so ähnlich. Am Scheideweg zur Pubertät ist damit wohl gemeint. Sollte Kunst sein, nackte Mädchen in künstlerischer Darstellung, aber das Buch stank nach Kotze.«

7
    Morris Ware wohnte in einem hübschen, stuckverzierten zweistöckigen Haus unterhalb der nördlichen Einflugschneise des Internationalen Flughafens Minneapolis-St. Paul. Ein Van mit der Aufschrift »Miracle Maids« stand vor dem Haus, eine rosafarbene Wanne mit demselben Schriftzug neben der Haustür auf der Veranda. In die Deckenbalken der Veranda waren zwei große Haken eingeschraubt, und Schürfspuren auf dem Boden bewiesen, dass man hier fleißig geschaukelt hatte, aber im Moment war keine Schaukel aufgehängt. Sowohl der Vorgarten als auch der Garten hinter dem Haus waren von einem niedrigen dunkelgrünen Drahtzaun umgeben. Am Ende der Zufahrt stand eine holzverschalte Garage, und auf dem Rasen des Vorgartens neben der Zufahrt warnte ein großes Schild jeglichen potenziellen Einbrecher: »Schusswaffengebrauch des Besitzers auf diesem Grundstück ist polizeilich erlaubt!«
    »Licht hinter dem Fenster«, sagte Lucas.
    »Natürlich, ist ja auch schon fast zwei Uhr am Nachmittag«, grunzte Del. »Diese gottverdammte Stadt mit ihrem Dauer-Winter …«
    »Aber wenigstens ist es nicht kalt«, sagte Lucas tröstend, als sie auf die Verandatreppe zugingen.
    »Für Moskau mag das zutreffen, aber für jeden anderen Ort auf der Welt
ist
es zu kalt«, beharrte Del.
    Im Haus jaulte eine Maschine. Lucas klingelte, und die Maschine wurde abgestellt. Das Gesicht eines Mannes erschien hinter dem kleinen Sichtfenster in der Tür, die dann geöffnet wurde.
    »Ja?« Der Mann im Flur trug einen weißen Overall und eine weiße Papiermütze. Er war dünn, hatte ein rundes Arschbackengesicht und schien sich seit zwei Tagen nicht mehr rasiert zu haben.
    »Wir sind von der Stadtpolizei Minneapolis«, sagte Lucas. »Wir möchten Mr. Morris Ware sprechen.«
    »Oh, Mr. Ware ist nicht da. Wir sind das Hausputz-Team.«
    »Aha, Sie sind also ein Miracle Maid?«
    »Ja, das bin ich.« Es klang allerdings, als ob er es selbst nicht so recht glauben würde.
    »Wissen Sie, wo sich Ware aufhalten könnte?«, fragte Del.
    Der Blick des Mannes wanderte zu Del, und ein skeptischer Ausdruck erschien plötzlich auf seinem Gesicht. »Können Sie sich ausweisen?«
    Lucas und Del nickten und zückten reflexartig ihre Dienstmarken. »Also …«
    »Ich habe keine Adresse, aber eine Telefonnummer«, sagte der Mann. »Von seinem Büro, nehme ich an.«
    Lucas und Del warteten, während der Mann ins Haus ging, um die Telefonnummer zu holen, und Del sagte: »Er scheint nicht glauben zu können, dass ich ein Cop bin.«
    »Du urteilst zu hart über dich selbst«, grinste Lucas.
    Der Putzmann kam mit der Nummer zurück. Lucas notierte sie, sagte dann: »Sie sollten ihn nicht anrufen und ihm sagen, dass wir hier waren.«
    »Ich werd’s vergessen.«
    »Das wäre eine gute Entscheidung«, sagte Del.
    Lucas gab die Nummer an die Polizeizentrale weiter und bekam innerhalb einer Minute die Adresse: »Irgendwo an der 280, eine Nebenstraße vom Broadway, eines dieser Lagerhäuser«, sagte der Mann von der Zentrale. »Wissen Sie, wo Dayton’s Büromöbelhaus ist? Dort irgendwo in der Nähe.«
    Sie fuhren auf der I-35 nach Norden, dann weiter auf der 280, gerieten hinter einen Streifenwagen der Highway Patrol. Der Streifenwagen huschte am Broadway gerade noch bei Gelb über die Kreuzung; Lucas ging vom Gas und ordnete sich links ein. Während sie auf Grün warteten, kam ein halbes Dutzend Teenager in Nylon-Jogginganzügen den Hang des Golfplatzes jenseits der Straße heruntergerannt.
    »Das ist es, was du tun solltest – dich in Form bringen«, sagte Lucas.
    »Das Leben ist zu kurz, um es damit zu vergeuden, sich in Form zu bringen«, sagte Del. »Und außerdem würde es meine Glaubwürdigkeit beim Einsatz im Straßenmilieu ruinieren.«
    Das Büro von Morris Ware lag in einer langen Reihe niedriger, gelb gestrichener Beton-Lagerhäuser. Die meisten davon dienten Großhändlern der verschiedensten Sparten als Lagerraum. Die Adresse war nur anhand der Hausnummer auszumachen – kein Firmenschild, kein anderer Hinweis. Sie fanden schließlich ein Fenster ohne jede Aufschrift zwischen einem Lager für Hochdruckschläuche und einer Firma namens »Christmas Ink«.
    Vor dem Lagerhaus waren mehrere Stellplätze. Lucas parkte den Wagen etwa

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