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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Photoshop kein Problem. Kids machen das häufig – nehmen den Kopf eines Filmstars, setzen ihn auf den Körper aus einem Pornofoto und geben das Werk dann als echtes Foto aus.«
    Lucas und Marcy sahen sich an, dann sagte Marcy: »Sie meinen … ich meine, wie kann …«
    »Sehen Sie sich das doch an«, sagte Kidd und deutete auf die Zeichnungen. »Was fällt einem bei der Betrachtung dieser Frauenkörper sofort auf?«
    »Sie wirken irgendwie … unanständig«, sagte Lucas. »Nicht wie Kunstwerke.«
    »So manches gute Kunstwerk ist ›unanständig‹«, sagte Kidd. »Aber darum geht es mir jetzt nicht. Man sieht doch sofort, dass bei keiner der Frauen die Nippel zu sehen sind.«
    Marcy zuckte zusammen. »Die Nippel?«
    »Mein Gott, wie schön Sie das Wort ausgesprochen haben. Gefällt mir.« Kidd sah auf sie hinunter, grinste.
    Lucas sagte: »O heiliger Jesus«, und Marcy stieß Kidd den Ellbogen in die Rippen: »Erklären Sie es mir.«
    Kidd sagte: »Wenn man ein Künstler ist, ein Maler, der häufig Akte zeichnet …«
    »Machen Sie das häufig?«, fiel Marcy ihm ins Wort.
    »Nein. Ich male vornehmlich Landschaften. Manchmal mache ich allerdings Ausnahmen.« Wieder das schnelle Grinsen. »Jedenfalls, wenn man häufig realistisch malt und die technischen Fähigkeiten besitzt, ist man in der Lage, nach eingehender Betrachtung eines bekleideten Menschen ihn auch nackt zu malen.« Er sah wieder Marcy an. »Wenn ich Sie ansehe, erkenne ich die Form Ihrer Schultern, die Form Ihrer Brüste und die Form Ihrer Hüfte, und da ich diese Körperteile vor mir sehe, kann ich eine recht gute Aktskizze von Ihnen machen. Aber ich weiß nichts von den Aureolen an Ihren Brüsten, oder …«
    »Die was?«, fragte Marcy, und Lucas meinte eine leichte Röte in ihr Gesicht steigen zu sehen. Er unterdrückte ein Lächeln.
    »Nun, ich habe mich vielleicht ein wenig zu poetisch ausgedrückt«, sagte Kidd. »Ich meine die Warzenhöfe Ihrer Brüste. Ich weiß nicht, wie groß und wie ausgeprägt sie sind. Und ich weiß nicht, wie groß Ihre Brustwarzen sind und wie weit sie hervortreten. Bei einem Mann könnte ich Schlussfolgerungen ziehen, wie groß sein Penis ist oder ob die Vorhaut beschnitten ist. Oder ob seine Brust stark behaart ist oder nicht … Der Mann, der diese Zeichnungen gemacht hat, hat die Brustwarzen der Frauen kaschiert, weil er Fehler hätte machen können – wenn er große und stark hervortretende Brustwarzen gezeichnet hätte, die Frau aber realiter keine Nippel dieser Art hat, wäre deutlich geworden, dass es sich um eine Fälschung handelt. Aber offensichtlich hat er sich solche Gedanken bei den Zehen der Frauen nicht gemacht. Bei drei oder vier Zeichnungen sind die Zehen der Frauen deutlich zu sehen, sogar markant herausgearbeitet, auch wenn sie wegen der anderen markanten Elemente kein Blickfang sind. Ich an Ihrer Stelle würde die Frauen herkommen lassen und mir ihre Füße anschauen.«
    »Ehm … ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Lucas. Er blätterte die Zeichnungen durch. »In keiner der Zeichnungen sind …«
    »… die spezifischen Dinge dargestellt, die die Frauenkörper individualisieren«, konkretisierte Kidd. »Das ist besonders auffällig, da die Gesichter so individuell gezeichnet sind. Ich bin überzeugt, dass der Zeichner diese Frauen nie nackt gesehen hat.«
    »Er ist also Fotograf?«, fragte Marcy. »Er zeichnet nach fotografischen Vorlagen?«
    »Ich glaube schon, dass er ein Künstler ist, aber bei diesen seinen Werken kupfert er von Fotografien ab«, bestätigte Kidd. »Ein Mann, der nur Fotograf ist, könnte wohl nicht so gut zeichnen.«
    »Wie schwer ist es denn, solche Zeichnungen anzufertigen?«
    »Nicht sehr schwer. Man nimmt das Foto eines Menschen, scannt es in den Computer, sucht sich im Internet ein Pornofoto – es gibt tausende davon, in allen Altersstufen und Größen und Posen – und setzt aus diesen beiden Komponenten das gewünschte Bild zusammen. Dann kann man mit Hilfe eines Filters die fotografischen Details eliminieren und so ein Bild kreieren, das schon fast wie eine Zeichnung aussieht. Und dann projiziert man das Bild auf ein Blatt Papier und fährt mit der Zeichenfeder darüber – fertig ist die Zeichnung. Das FBI hat Recht: Dieser Mann hat eine künstlerische Ausbildung durchlaufen, aber sie war anscheinend nicht so fundiert, wie das FBI annimmt. Dieser Fuß…«
    Er blätterte die Zeichnungen durch, bis er die fand, bei der der Fuß›nicht stimmte‹, wie er eben

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