Toedlicher Blick
man sie auf die Größe einer Zucchini aufbläst. Und immer verlangen sie
noch
bessere Farben und eine
noch
bessere Auflösung der Fotos … Sie sind echt beknackt.«
»Haben Sie mal Fotos gesehen, die den Körpern auf den Zeichnungen hier ähnlich sehen?«
»Ja, sicher … Das sind alles Standardposen«, antwortete Ware.
»Ich meine es spezifisch: Fotos, die als Vorlagen für diese Zeichnungen gedient haben könnten.«
Ware schüttelte den Kopf. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich gehe nicht sehr oft ins Internet. Sie sollten Tony Carr fragen.«
Carr war der Computerspezialist, der sich bei Ware aufgehalten hatte, als sie das Fotoatelier gestürmt hatten. »Warum gerade ihn?«, fragte Sloan.
»Er kennt alle Websites. Er plündert sie aus, brennt die Fotos auf CDs und geht damit hausieren. Er ist ausschließlich an Geld interessiert, nicht an den Pornos als solchen, aber er kennt jede einzelne Porno-Website.«
»Was ist mit Henrey?«, fragte Lucas.
»Er ist einfach nur ein angeheuerter Fotograf. Kein besonders kreativer, und er ist nicht gut in Sachen Beleuchtung – jedenfalls nicht gut genug für Detailfotos. Es reicht gerade für süßliche Boudoirszenen.«
»Er ist also kein großer Künstler.«
Ware schüttelte den Kopf. »Er ist ein Blödmann.«
Marcy war inzwischen zurückgekommen und saß an ihrem Schreibtisch, als Sloan und Lucas mit der Befragung Wares fertig waren. Lucas sagte zu Baxter, dass man sich wahrscheinlich noch einmal treffen müsse, und Baxter nickte und eskortierte Ware aus dem Büro. Sloan sagte, er käme später mit der Niederschrift der Anhörung zurück; er fuhr liebevoll mit den Fingerknöcheln über Marcys Kopf und ging.
»Ist was dabei rausgekommen?«, fragte Marcy.
»Wir müssen noch mal mit diesem Anthony Carr sprechen. Du findest seine Personalien in Wares Akte. Ruf ihn an und sag ihm, er soll herkommen.«
»Okay … Morgen?«
»Ja, heute geht’s nicht mehr, die Zeit läuft uns davon … Wie war das Essen mit Kidd?«
Marcy sah zu ihm hoch, überlegte, richtete dann den Blick auf die Wand hinter Lucas. Nach einigen Sekunden nickte sie. »Er ist ein netter Mann. Aber er ist auch starrköpfig. Er ist einer dieser Männer, die durchsetzen, was sie sich vorgenommen haben, und es ist ihm egal, was andere über ihn denken. Er ist viel starrköpfiger als du.«
»Er soll ja ein guter Maler sein.«
»Ich habe eine Bekannte drüben im Kunstinstitut angerufen. Sie sagte, Kidd male sechs bis acht Bilder im Jahr und bekäme rund fünfzigtausend Bucks für jedes. Seine Bilder hängen in allen großen Museen. Die Bekannte fragte mich, ob ich mit ihm ausgehen würde, und als ich ihr sagte, wir hätten gerade zusammen zu Mittag gegessen, schien sie durch die Leitung kriechen und mir an die Kehle gehen zu wollen. Ich glaube, er wird bei den Frauen in der Welt des Kunstbetriebes als
verfügbar
betrachtet.«
»Hmm«, brummte Lucas. »Wirst du ihn wieder treffen?«
»Ich wäre nicht überrascht. Er scheint mich zu mögen.«
»Hast du ihm erlaubt, deine Waffe zu berühren?«
»Noch nicht.«
Lucas nahm die Menomonie-Akte mit nach Hause, um sie am Abend weiter durchzusehen. Weather traf ein paar Minuten nach ihm ein, und sie machten einen Spaziergang am Fluss entlang, genossen die kalte Luft. Nach der Rückkehr aßen sie am Esstisch eine Tomaten-Kräutersuppe sowie kleine, dreieckige, mit Käse, Zwiebeln und Sardinen belegte Sandwiches. Er erzählte ihr von Jim Wise, dem rundköpfigen Mann, der nicht der Killer war, von Ware und seinem Priester, und von Kidd.
»Glaubst du, dass Marcy und dieser Kidd …«
»Sie mag diesen Typ von Mann«, sagte Lucas. Und fragte dann: »Wie kann ein Sandwich, das dermaßen stinkt, so gut schmecken?«
»Das ist ein echtes Mysterium«, sagte Weather. »Ist Kidd ein gut aussehender Mann?«
»Er sieht nicht so gut aus wie ich.«
»Das konnte man natürlich nicht erwarten«, sagte sie.
»Aber … Ich weiß auch nicht. Er sieht nicht schlecht aus. Aber irgendwie … verschlissen. Ruchlos. Breite Schultern: Man meint, er könnte dich über die Schulter werfen und dann mit dir geradewegs zu seinem Nest in den Bäumen hochsteigen. Ich vermute, dass die Weiber vor seinem Bett Schlange stehen.«
»Hmm«, schnurrte Weather. »Ich spüre ein leises Kribbeln in meinem Inneren …«
»Marcy hat’s mit Sicherheit ganz arg gekribbelt«, sagte Lucas. Er sah von seinem leeren Teller hinüber auf ihren. »Isst du dieses Dreieck da noch?«
Weather half ihm beim
Weitere Kostenlose Bücher