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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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aus dem Schutz des vorstehenden Daches und ging zur Vorderseite der Garage. Versuchte es mit dem Tor: verschlossen. Ging weiter zur Seite der Garage. Das Nachbarhaus war nur rund fünf Meter entfernt, aber eine hohe Hecke schirmte ihn ab. Er sah keine Lichter in dem Haus, und so senkte er den Schirm und ging an der Seite der Garage nach hinten. Die nassen Blätter der Hecke streiften sein Gesicht und den Hals. Sehr unangenehm …
    Er war jetzt auf »Festnahmeterritorium«, wie ihm durch den Kopf ging; wenn ihn jemand sah und die Polizei rief, würde man ihm die Story nicht abnehmen, er habe zu einem Tässchen Tee bei Neumann vorbeischauen wollen. Er spürte es in seinem Magen: die Anspannung, den Stress des Anpirschens …
    Die Garage hatte auch eine Tür nach hinten. Ebenfalls verschlossen. Verdammt vorsichtiges Miststück, dachte er. Der überdachte Verbindungsgang zwischen Haus und Garage besaß ebenfalls eine Hintertür; auch sie war verschlossen. Vor der rückwärtigen Tür des Hauses befand sich eine zwei Stufen hohe Terrasse. Er stieg im Dunkeln hinauf, drehte den Türknauf. Natürlich ebenfalls verschlossen. Fünf Meter rechts neben der Hintertür befand sich ein Doppelfenster. Er ging hin – und sah, dass einer der Flügel ein Stück offen stand.
    Das Fenster lag vor der Küchenspüle. Es hatte Dreifachverglasung und machte damit ein zusätzliches Sturmfenster überflüssig; es war offensichtlich bei der letzten Renovierung des Hauses eingebaut worden. Der Verschluss war sehr modern: Neben dem normalen Öffnungsgriff gab es einen Drehknopf an der Innenseite, mit dem man es arretieren konnte. Neumann hatte es rund drei Zentimeter geöffnet, offensichtlich, um frische Luft ins Haus zu lassen. Oder um ein wenig kalte Luft über dampfendes Spülwasser streichen zu lassen … Er machte das bei sich zu Hause auch so.
    Er sah sich um. Fühlte sich sicher im Schutz der hohen immergrünen Hecke rund um den kleinen Garten. Er griff zur Kante des Fensterflügels und drückte ihn nach innen, zog ihn zurück, drückte wieder, mehrmals hintereinander. Er gab ein wenig nach, dann noch ein Stück, und nach zwei Minuten war der Spalt groß genug, dass er den Arm hindurchstecken, den Drehknopf mit den Fingern umfassen und den Fensterflügel dann so weit öffnen konnte, dass sein Körper hindurchpasste. Er schaute sich noch ein letztes Mal um, schob sich dann durch die Öffnung nach innen, kletterte unbeholfen über den Spülstein – und trat in einen mit Wasser gefüllten großen Kochtopf, der vor der Spüle auf dem Boden stand. Verdammt …
    Vorsichtig jetzt … Ein Hund?
    Er blieb stehen und horchte. Hörte nichts als das Brummen der Heizung im Keller. Er sah noch einmal aus dem Fenster, schloss es dann, verriegelte es. Im hinteren Teil des Hauses brannte nirgends Licht, aber vom Flur her fiel ein leichter Schimmer in die Küche. Ein leiser Laut rechts von ihm ließ ihn herumfahren. Eine grau gestreifte Tigerkatze starrte ihn an, sauste dann davon in einen anderen Teil des Hauses.
    Im Flur brannte eine Deckenlampe, wie er jetzt sah, und auch im Wohnzimmer warfen zwei Stehlampen gedämpftes Licht in den Raum. Es war nicht hell genug … Es wäre natürlich ausgesprochenes Pech, wenn Neumann so schnell zurückkäme, dachte er, knipste aber das Licht in der Küche an und sah sich um.
    Wie zu erwarten war, hatte er Wasserpfützen und schmutzige Fußspuren auf dem Boden hinterlassen. Er riss mehrere Papiertücher von einer Rolle auf der Anrichte ab, faltete sie zusammen, legte den kleinen Stapel auf den Boden und wischte, die Füße als Mop einsetzend, die Spuren weg. Als der Boden und auch seine Schuhe trocken waren, stopfte er die verschmutzten Tücher in die Manteltasche. Unter der Anrichte stand eine Schachtel mit Plastikmüllsäcken. Er zog einen Sack heraus und steckte ihn ein. Löschte das Licht. Von innen waren alle Türen zu öffnen, und er ging in die Garage.
    Nach all dieser Aufregung würde der Mord selbst einfach auszuführen sein, wie alle anderen Morde auch. Er fand einen Spaten in der Garage und trat unter das Dach des Verbindungsgangs.
    Zwanzig Minuten wartete er in der nur vom Schimmer der Straßenlaternen ein wenig aufgehellten Dunkelheit, und seine Gedanken kreisten nicht besonders intensiv um den bevorstehenden Mord. Jetzt, da er nun einmal hier war, jetzt, da er fest entschlossen zu der Tat war, gab es nicht mehr viel zu überlegen, und er entspannte sich. In der Glasscheibe des Ganges konnte er in dem

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