Tödlicher Champagner (German Edition)
Darunter trug sie einen lebhaften blauen Pullover mit einer aufgestickten weißen Taube auf der linken Seite.
„Ich habe immer das Gefühl, als würde ich in das Musterzimmer einer Wohnzeitschrift kommen“, bemerkte Michael, als er ihre Koffer absetzte, und für einen Moment verspürte er wieder jenes Verlangen wie da mals.
„Du fühlst dich vermutlich in deinem eigenen Zimmer wohler“, entgegnete Pandora. „Das ist mehr Wald-und-Wiesen-Stil. Der Tee ist wahrscheinlich schon fertig.“
Obwohl sie nebeneinander die Treppe hinuntergingen, sprachen sie nicht miteinander. In dem großen Salon deckte Charles soeben – inmitten nahöstlicher reichhaltiger Ausstattung nach Jolleys Wahl – den Teetisch.
„Sie haben das Feuer angemacht, wie schön.“ Pandora ging an den Kamin und wärmte ihre Hände. Sie musste sich einen Moment sammeln, denn in ihrem Zimmer hatte sie eine Sekunde lang gedacht, in Michaels Augen etwas zu erkennen, was sie verwirrte. Und sie meinte, das Gleiche empfunden zu haben. „Ich schenke schon ein, Charles. Michael und ich werden vor dem Dinner nichts mehr brauchen.“
Sie sah sich beiläufig in dem Zimmer mit den fließenden Drapierungen,den geschwungenen Brokatsofas, den schwellenden Kissen und den Messingurnen um.
„Weißt du, das war immer eines meiner Lieblingszimmer.“ Sie ging an den Teetisch und füllte die Tassen. „Ich war erst zwölf, als wir die Türkei besuchten, aber dieses Zimmer erinnert mich lebhaft daran, sogar an die Gerüche auf den Märkten. Zucker?“
„Nein.“ Michael nahm ihr die Tasse ab, legte eine dicke Scheibe Kuchen auf einen Teller und suchte sich eine Sitzgelegenheit. Er bevorzugte den kleinen Salon nebenan mit seinem übersichtlichen englischen Landhausstil.
Das ist also der Anfang, dachte er, mit dem alten Butler und der dicken Köchin als Zeugen. In sechs Monaten mussten alle ein Dokument unterzeichnen und eidesstattlich erklären, dass die Bedingungen des Testaments erfüllt waren, und das war es dann. Nur die Zeit dazwischen bereitete ihm Sorgen.
„Regel Nummer eins“, begann Michael ohne Einleitung. „Wir wohnen beide im Ostflügel, weil das für Charles und Sweeney einfacher ist, aber jeder von uns wird jederzeit den Bereich des anderen respektieren.“
„Unter allen Umständen.“ Pandora schlug die Beine übereinander und nippte an ihrem Tee.
„Wiederum wegen des Personals erscheint es geboten, dass wir zur selben Zeit essen. Und darum werden wir im Interesse des nackten Überlebens berufliche Belange aus unserer Unterhaltung ausklammern.“
Pandora lächelte ihm zu und knabberte an ihrem Kuchen. „Da, bitte, bleiben wir streng persönlich.“
„Du bist ein ekliges kleines Biest …“
„Siehst du, wir fangen großartig an. Regel Nummer zwei. Keiner von uns, ganz gleich, wie gelangweilt oder unruhig er oder sie ist, wird den anderen während seiner oder ihrer festgesetzten Arbeitszeiten stören. Ich arbeite für gewöhnlich von zehn bis eins und dann wieder von drei bis sechs.“
„Regel Nummer drei. Hat einer von uns Besuch, macht sich der andere rar.“
Pandoras Augen zogen sich nur für einen Moment zusammen. „Ach, und ich wollte unbedingt deine Tänzerin kennenlernen. Regel Nummer vier. Das Erdgeschoss ist neutraler Boden und von beiden gleichermaßenzu nutzen, es sei denn, besondere Vereinbarungen wären vorher getroffen worden.“ Sie tippte mit dem Finger gegen die Armlehne ihres Sessels. „Wenn wir beide fair spielen, sollten wir es schaffen.“
„Ich habe keine Schwierigkeiten mit Fair Play. Soweit ich mich erinnere, bist du diejenige, die mogelt.“
Ihre Stimme wurde sehr kühl. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“
„Canasta, Poker, Gin.“
„Dafür hast du überhaupt keinen Beweis.“ Sie stand auf und schenkte sich noch eine Tasse Tee ein. „Außerdem sind Kartenspiele etwas ganz anderes. Ärgerst du dich noch wegen der fünfhundert Dollar, die ich von dir gewonnen habe?“
„Ich würde mich nicht ärgern, hättest du sie ehrlich gewonnen.“ „Ich habe sie gewonnen“, entgegnete Pandora. „Das zählt. Wenn ich betrogen habe und du mich nicht erwischt hast, bedeutet das, ich habe so gut betrogen, dass es wieder legal war.“
„Du hattest schon immer eine sehr verdrehte Logik.“ Michael stand ebenfalls auf und kam auf sie zu. Sie musste seinen Gang bewundern, diesen federnden, leicht wiegenden Gang. „Ganz gleich, was immer wir von jetzt an spielen, du wirst mich nicht mehr
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