Tödlicher Champagner (German Edition)
betrügen.“
Sie lächelte zuversichtlich. „Michael, wir kennen einander zu lang, als dass du mich einschüchtern könntest.“ Sie hob die Hand, um seine Wange zu tätscheln, und zum zweiten Mal hielt er ihre Hand fest. Zum zweiten Mal fühlte sie auch dieses gefährliche Etwas, das sie vorhin erlebt hat te.
Onkel Jolley war nicht mehr als Puffer zwischen ihnen da. Was immer zwischen ihnen bestand, es hatte einen ganzen langen kalten Winter Zeit, um an die Oberfläche zu kommen.
„Vielleicht lernen wir einander erst jetzt kennen“, murmelte Michael.
Pandora glaubte das auch, und es gefiel ihr nicht. Michael wirkte nicht wie jemand, der einen Schlag abwehrte, sondern wie jemand, der ihn zurückgab.
Sie standen einander abschätzend einen Moment gegenüber. Waren sie klug, so würde jeder von ihnen einen Treffer anerkennen und zurückweichen.
Pandora hob stolz ihr Kinn. „Michael, wir steigen ein anderes Mal in den Ring. Im Moment bin ich von der Fahrt ein wenig müde. Wenn du mich entschuldigst?“
„Regel Nummer fünf“, sagte er, ohne sie loszulassen. „Wenn einer von uns auf den anderen schießt, wird er verdammt dafür bezahlen müssen.“ Er ließ ihren Arm los und griff nach seiner Tasse. „Dann bis nachher zum Dinner, liebe Cousine.“
Pandora erwachte kurz nach Sonnenaufgang, war sofort voll wach und ausgeruht und platzte vor Energie. Mochte es nun an der Luft in den Bergen oder an den sechs Stunden tiefen Schlafs liegen, sie war jedenfalls bereit und begierig auf Arbeit.
Das Frühstück konnte warten, entschied sie, während sie duschte und zu einer schwarzen Hose eine weit geschnittene sandfarbene Jacke mit aufgesetzten breiten Taschen und einem breiten Gürtel anzog. Sie wollte im Gartenhaus ihre Ausrüstung vorbereiten und sich in die Arbeit stürzen.
Im Haus war es noch still und dunkel. Die Luft im Freien ließ Pandoras Haut prickeln. Sie schlug ihren Jackenkragen hoch und überquerte den Rasen, der unter ihren Füßen durch den Morgenreif knirschte. Sie liebt diese absolute Einsamkeit, diese leichte Luft und den unbeschreiblichen Duft der Berge und des Flusses. Die beste Jahreszeit in den Bergen war ihrer Meinung nach der Winter.
Winter in den Bergen war eine Zeit für die grundlegenden Dinge. Wärme, Essen, Arbeit. Manchmal wünschte Pandora sich nur die grundlegenden Dinge. In New York liebte sie gelegentlich stundenlange Diskussionen, die Herausforderung und das Training für ihren Verstand. Aber …
Es gab Zeiten, in denen sie sich nichts mehr wünschte als einen stillen Sonnenaufgang über der reifüberzogenen Erde und die Aussicht auf ein heißes Getränk an einem lodernden Feuer. Und es gab Zeiten, obwohl sie sich das selten selbst eingestand, in denen sie ihren Kopf an eine Schulter lehnen und eine Hand festhalten wollte.
Sie war so erzogen worden, Unabhängigkeit als Pflicht und nicht als selbst gewählt zu betrachten. Ihre Eltern führten eine absolut ausgeglichene Beziehung – sie waren gleichwertige Partner. Pandora hielt diese Art von Beziehung für eine Seltenheit in einer Welt, in der sich die Waage zu oft nach der einen oder anderen Seite neigte.
Mit achtzehn hatte Pandora beschlossen, sich nie mit weniger als einer vollen Partnerschaft zufrieden zu geben. Mit zwanzig hatte sie entschieden,dass Heirat für sie nichts war. Stattdessen hatte sie all ihre Leidenschaft, ihre Energie und ihren Einfallsreichtum in ihre Arbeit gelegt.
Es hatte sich ausgezahlt. Sie war erfolgreich und hatte mehr erreicht als die meisten anderen Menschen in ihrem ganzen Leben.
Nun öffnete sie die Tür des als Abstellraum dienenden Gartenhauses. Das viereckige Gebäude besaß die Größe eines durchschnittlichen Schuppens und hatte einen Holzboden und getäfelte Wände. Onkel Jolley hatte nichts von einfacher Ausstattung gehalten. Sie drückte den Schalter und ließ das Licht aufflammen.
Nach ihren Anweisungen waren die Kisten und Kartons, die sie vorausgeschickt hatte, an einer Wand aufgereiht worden. Die Wandborde, auf denen Onkel Jolley während seiner kurzen, heftigen Gärtnerphase das Gartenwerkzeug aufgehoben hatte, waren leergeräumt worden. Es gab eine große Doppelspüle aus Edelstahl und ein kleines, mehr als ausreichendes Bad mit Dusche im Hintergrund. Pandora zählte fünf Werkbänke. Licht und Lüftung waren hervorragend.
Es würde nicht lange dauern, das Gartenhaus in eine produktive Arbeitsstätte zu verwandeln. Sie brauchte drei Stunden.
Auf einem Bord standen
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