Toedlicher Hinterhalt
Sofort.« Er hoffte verzweifelt, dass sie aufhörte, ihn zu berühren, brachte es jedoch nicht fertig, sich von ihr abzuwenden. Stattdessen versuchte er, durch Worte wieder eine angemessene Distanz zwischen ihnen zu schaffen. »Warum meinst du, habe ich es so eilig, wieder auf die amerikanische Seite der Front zu gelangen?«
Es klappte nicht. Mit dem weiten Ärmel ihres Hemds trocknete sie behutsam sein Gesicht ab. Und auch dieser zärtliche Ausdruck in ihren Augen blieb. »Weil du ein Held bist , egal, was du selbst glaubst. Weil du hin- und hergerissen bist zwischen dem, was du möchtest, und dem, was du für richtig hältst.«
Charles lachte. Vielleicht hatte sich aber auch ein erstickter Seufzer Bahn gebrochen. Schwer zu sagen. »Ein Held.« Er umfasste ihr Handgelenk und zog sie viel zu grob an sich. »Würde ein Held das hier machen?« Er küsste sie ziemlich heftig.
Doch sie ließ nicht zu, dass er ihr wehtat und sank gegen ihn, um seine Wut mit Leidenschaft zu erwidern. Es funktionierte. Als er den Kopf hob und sie ansah, verspürte er nur noch Verlangen – ein mächtiges, brennendes Verlangen.
Er würde sie wieder küssen. Das wussten sie beide. Es war falsch, aber er würde es tun. Und dann …
»Die Welt ist verrückt geworden. Nichts ergibt mehr einen Sinn«, flüsterte Cybele. »Alles, was ich will, ist, das ganze Leid und den Schrecken des Krieges zu vergessen – nur für ein paar Stunden, nur heute. Es soll nur dich und mich und diesen wunderschönen Sommertag geben. Das hier ergibt einen Sinn für mich, Charles. So viel mehr Sinn als alles, was ich seit vielen Jahren erlebt oder getan habe.«
Sie berührte sein Gesicht und beugte sich vor, um ihn zärtlich zu küssen. »Ich möchte heute keinen Zorn erleben. Ich möchte nicht, dass dieser Tag von Schuld und Schmerz erfüllt wird. Ich möchte nur, dass er echt und rein und perfekt ist. Ich möchte nur diesen wunderschönen Eindruck davon mitnehmen, wie es hätte sein können.«
Cybele küsste ihn noch einmal. »Bitte, Charles. Gib mir nur diesen einen Tag. Mehr werde ich nie von dir verlangen.«
Charles erwiderte ihren innigen Kuss, sodass seine Seele von ihrem Feuer und ihrer Lebenskraft erfüllt wurde. Dann gab er sich geschlagen und sank stöhnend mit ihr auf die Decke, die er in der vergangenen Nacht gefunden hatte.
Die Kleidung fiel geradezu von ihnen ab. Irgendwie musste sie dafür gesorgt haben. Es war magisch, unter seinen Fingern ihre blasse, weiche Haut zu spüren, die sich im Gegensatz zu seiner so kühl anfühlte.
Sie sah so wunderschön aus, noch viel schöner, als er es sich erträumt hatte. Er wollte sie betrachten, sie berühren und schmecken. Die Zeit still stehen lassen. Wenn er nur diesen einen Tag hatte, dann sollte er endlos lang sein.
Doch sie zog ihn an sich, achtete dabei sorgsam auf seinen verletzten Knöchel, und dann liebte er sie, nicht nur körperlich, sondern mit Herz und Seele – echt und rein und perfekt, genauso, wie sie es beschrieben hatte.
Sie hauchte seinen Namen, während sie ihm tief in die Augen sah, und als er sich in ihr ergoss, wurde ihm zum ersten Mal in seinem Leben klar, was es wirklich bedeutete, Liebe zu machen.
Ein Sonnenstrahl fiel durch das offene Dach auf ihre Wimpern, »küsste« ihre perfekten, zarten, frisch gewaschenen Wangen und ließ ihr braunes Haar glänzen. Als sie zu ihm aufsah, lag ein verträumter Ausdruck in ihren Augen, sie war in Gedanken noch immer ganz in das atemberaubende Wunder ihrer Vereinigung versunken. Schließlich hob sie eine Hand, berührte sein Gesicht und strich ihm durchs Haar.
»Engel«, flüsterte sie.
Charles schüttelte den Kopf. Aber was sollte er sagen? Es durfte ja keine Schuld, keinen Schmerz, keinen Zorn geben – und doch drohten ihn seine Gefühle zu überwältigen. Um sie zu verdrängen, küsste er Cybele, rollte sich dann auf den Rücken und zog sie in seine Arme.
Lange lag er einfach nur still da, hielt sie fest und spürte, wie ihr Herz an seiner Brust schlug. Er beobachtete die Staubkörnchen im Sonnenlicht, weigerte sich zu denken und versuchte, sich einfach nur treiben zu lassen.
Sich treiben lassen.
Cybele lieben und sich treiben lassen.
Kein Schmerz. Kein Zorn.
Nur Cybele in seinen Armen und in seinem Herzen.
Nur Cybele …
Kelly schreckte aus dem Schlaf hoch und setzte sich ruckartig im Bett auf. Ihr Herz klopfte wie wild.
Aus gutem Grund, denn im Türrahmen zum Balkon stand eine dunkle Gestalt, auf die von hinten das Licht
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