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Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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Bundespolizei war vorgewarnt, dass ich mich melden könnte, und hatte die Anweisung, mich abzuweisen. Noch nicht einmal die örtliche Polizei möchte mit mir sprechen. Der Polizeichef von Baldwin’s Bridge hatte sogar die Dreistigkeit, mich dazu aufzufordern, vom Hotel fernzubleiben, bis die Feierlichkeiten vorbei sind. Er sagte, wenn ich dort gesichtet werde, würden seine Männer mich aufgreifen und zum Bahnhof bringen.«
    Jazz zog eine Augenbraue hoch. »Mensch, ich würde zu gern sehen, wie sie das versuchen.«
    »Wir sind also auf uns gestellt«, teilte Tom seinem XO mit.
    Und Jazz lächelte tatsächlich einmal. »Na dann.«
    Kelly fand ihren Vater in seinem Schlafzimmer vor, wo er zusammengerollt im Bett lag und nach Luft rang.
    Zuerst dachte sie, er hätte eine Attacke oder einen Schlaganfall, doch dann begriff sie, dass es die Schmerzen waren. Charles durchlitt Höllenqualen.
    Sie schob ihm die Atemmaske seiner Sauerstoffflasche über den Kopf, damit er leichter Luft bekam, und griff nach seinen Schmerztabletten …
    Es befanden sich nur noch drei in der Packung.
    Er musste folglich schon seit Tagen die zwei- oder sogar dreifache Menge eingenommen haben.
    »Wie viele hast du geschluckt, Daddy?«, fragte sie. »Wie lange ist das her?«
    »Drei«, entgegnete er. »Vor zwanzig Minuten.«
    Bereits seit zwanzig Minuten lag er so da und krümmte sich vor Schmerzen.
    »Warum hast du mich nicht gerufen?« Die Frage rutschte ihr heraus, ehe ihr klar wurde, dass es eigentlich keine Rolle mehr spielte. Sie war ja jetzt da und konnte ihm nun auch so gut wie möglich helfen. Da er bereits drei – drei! – Tabletten genommen hatte, würde es jedoch nicht allzu viel geben, was sie zu tun vermochte. Sie legte die Arme um ihn. Er war so dürr und zerbrechlich geworden.
    Doch zu ihrer Überraschung antwortete er ihr sogar. »Musste nicht anrufen. Wusste, dass du in ein paar Minuten Gute Nacht sagen würdest. Wusste, dass du kommst.« Er kniff die Augen zu, als würde ihn gerade eine besonders schlimme Schmerzwelle überkommen, und klammerte sich mit seinen Händen, die einst so groß und stark gewesen waren und nun knöchern und gichtig aussahen, an ihre Arme. »Kann ich … Gott, kannst du bitte den Arzt für mich anrufen? Das Zeug schlägt nicht mehr so gut an.«
    Kelly war zum Heulen zumute. »Er darf dir nichts mehr geben – nicht, nachdem du drei von den Tabletten genommen hast. Du musst warten. Sie helfen vielleicht nicht gegen die Schmerzen, aber wenn du zu viele davon schluckst, lähmen sie deine Atmung.«
    »Gut«, gab er zurück. »Na gut.« Er öffnete die Augen und ließ sie los, stieß sie von sich weg. »Du brauchst das nicht mitansehen. Du solltest gehen –«
    »Einen Teufel werde ich tun. Ich werde dich nicht allein lassen .« Kelly lehnte sich gegen das Kopfteil seines Betts und hielt ihn fest, als wäre sie die Mutter und er das Kind.
    »Cybele wollte es auch nicht«, verriet er ihr. »Du bist ihr sehr ähnlich – so stark und selbstsicher.« Wieder schloss er die Augen und atmete keuchend ein und aus. »Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte, aber ich scheine einfach nicht zu sterben. Weder letzte Nacht noch heute, wahrscheinlich auch nicht in der kommenden. Ich habe keine Angst mehr vorm Tod – nur noch vor diesen gottverdammten Schmerzen.«
    Kelly konnte sich nicht länger zusammenreißen und fing an zu weinen. »Ich wünschte, ich könnte dir helfen.«
    »Das kannst du. Du kannst mir versprechen, für Joe zu sorgen.«
    »Das werde ich«, versicherte sie ihm. »Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich werde sicherstellen, dass er immer ein Dach über dem Kopf hat und –«
    »Nicht so«, sagte er. »Ich weiß, dass er nicht obdachlos werden wird oder hungern muss. Ich vermache ihm genug Geld, um diese Dinge zu regeln. Ich meine etwas anderes. Kümmere dich um ihn. Versuche, ihm begreiflich zu machen, dass er wirklich der Held von Baldwin’s Bridge ist. Er war in seinem Leben ein zehnmal besserer Mann als ich, Kelly. Ein hundertmal besserer. Ich verstehe nicht, warum Cybele ihm nicht ihr Herz schenken konnte, sondern sich stattdessen in mich verlieben musste.«
    Kelly hatte das Foto von ihrem Vater im Alter von dreiundzwanzig Jahren gesehen, aufgenommen kurz bevor er in die Army eingetreten und zur Fünfundfünfzigsten gekommen war. Darauf lächelte er in die Kamera, und seine Augen funkelten nur so vor Freude und Lebenslust. Auch Joe war ein attraktiver Mann gewesen, aber Charles hatte so

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