Toedlicher Hinterhalt
nicht, sondern setzte sich zu ihr auf die Bettkante.
»Wer hätte das gedacht«, meinte er mit seinem dämlichen Grinsen, das sie zuerst so attraktiv gefunden hatte. Er mochte ja gut aussehen, aber alles an ihm wirkte so gekünstelt. Er hatte rot geränderte Augen – so, als wäre er zu lange aufgeblieben und hätte zu viel getrunken und gefeiert. »Die hinreißende Mallory liegt im Bett unseres kleinen Sully.«
»Er ist nicht klein«, entgegnete sie kalt. »Würde es dir was ausmachen, jetzt zu gehen? Ich habe geschlafen.«
Doch er rührte sich nicht. »Weißt du was, Sul ist schon seit Jahren in seine Nightshade-Figur verliebt«, begann er. »Und jetzt, da er ihr ein Gesicht gegeben hat, passt es, dass er diese Fantasie voll und ganz auslebt und auch mit ihr schläft.« Er lachte. »Erzähl doch mal, Süße. Musst du auch Strumpfhosen anziehen und so tun, als würdest du durchs Zimmer fliegen, wenn ihr rummacht?«
Mallory war nicht zum Lachen zumute. Sie lächelte noch nicht mal. »Sehr witzig, Bran. Geh jetzt!«
»Bist du dir sicher?«, fragte er mit einem Zwinkern. Sie konnte gar nicht glauben, dass sie sein Blinzeln einmal gemocht hatte. Was war denn da bloß mit ihr los gewesen? »Er wird erst in ein paar Stunden wiederkommen und das Bett sieht unglaublich gemütlich aus …«
Er zog an der Decke.
Mallory umklammerte sie noch fester. » Nicht! «
»Whow, hey, entspann dich mal. Ich habe nur Spaß gemacht.« Er stand auf und ging Richtung Tür. Gott sei Dank! Doch dann drehte er sich plötzlich noch einmal zu ihr um. »Sully hat Glück – du weißt schon, weil er seine Fantasie ausleben kann. Das ist, als bekäme man die Chance mit Prinzessin Leia oder Counselor Troi zu schlafen. Jeah! Bis später, Nightshade.«
Kaum, dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog Mallory Davids Nachricht unter der Decke hervor.
Er hatte ein Bild von ihr gezeichnet, wie sie schlafend in seinem Bett lag und er sich über sie beugte, um ihr einen Abschiedskuss zu geben. Und in einer Gedankenblase über seinem Kopf stand: »Ich kann’s kaum erwarten, von der Arbeit zurückzukommen und wieder mit Nightshade zu schlafen …«
Nightshade …
Er nannte sie die ganze Zeit über Nightshade. Ich liebe dich, Nightshade.
Oh Gott, was, wenn Brandon nicht bloß Witze gemacht hatte? Was, wenn David nicht Mallory liebte, sondern Nightshade?
Sie war nicht Nightshade, so viel stand fest. Mit der Figur hatte sie nur Gesicht und Körper gemeinsam.
Nightshade handelte mutig, stark und selbstbewusst. Sie war eine Superheldin.
Mallory hingegen bloß das uneheliche Kind der größten Niete der gesamten Stadt.
Plötzlich bekam sie es mit der Angst zu tun, als ihr klar wurde, dass David Nightshade zwar nie verlassen, aber Mallory Paoletti bestimmt bald über haben würde.
Tom pfefferte den Telefonapparat quer durch das Büro.
Jazz sah weder zu ihm hoch noch zuckte er zusammen. Er blinzelte nicht einmal. Er hatte gerade selbst ein Gespräch geführt und es konventioneller beendet, indem er den Hörer wieder auf die Gabel legte.
»Ich habe Jenk, Nilsson und Lopez.« Er drehte sich auf seinem Stuhl zu Tom herum. Das »Sir« sprach er zwar nicht aus, doch es schwang deutlich in seiner Stimme mit. »Aber keiner von ihnen kann vor Dienstagmorgen hier sein.«
»Scheiße!«
»Besser dann als überhaupt nicht.«
Tom rieb sich die Stirn. »Ich bin mir bei der ganzen Aktion plötzlich nicht mehr sicher. Wenn die Veranstaltung ohne Zwischenfall abläuft und ich mich von Anfang an in Bezug auf den Kaufmann geirrt haben sollte, möchte ich, dass Sie, Starrett und Locke sofort aus der Stadt verschwinden. Ich will nicht, dass Sie Ärger bekommen, weil Sie mir geholfen haben.«
»Es gibt Schlimmeres.«
Tom sah dem Mann, der seit Jahren mit ihm zusammenarbeitete, in die Augen, einem Mann, den er an seiner Seite wissen wollen würde, wenn er durch die Hölle gehen müsste, was sie in den vergangenen Jahren genau genommen auch einige Male getan hatten. »Wenn ich rausfliege, werde ich mich dafür einsetzen, dass Sie das Kommando über die Special-Operations-Einheit erhalten. Team 16 wird man Ihnen wahrscheinlich nicht übertragen. Noch nicht zumindest. Aber irgendwann vielleicht einmal –«
»Es ist ja nicht so, als würde ich darauf warten, dass Sie gehen«, erklärte Jazz gelassen.
»Na ja, Tucker schon.« Tom schüttelte den Kopf. »Wo auch immer ich anrufe und um Hilfe bitte, seine Mitarbeiter sind mir schon zuvorgekommen. Die
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