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Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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würde seinen Kuss begrüßen. Und als er aufsah und bemerkte, dass der blonde Amerikaner ihn mit amüsiertem Blick durch die offene Tür hindurch betrachtete, kam er sich gleich noch doppelt so blöd vor.
    »Netter Versuch«, kommentierte der Mann die Situation trocken. Zum ersten Mal seit Monaten hörte Joe jemanden amerikanisches Englisch sprechen – abgesehen von Moderatoren in Radiosendungen der BBC oder seinen eigenen Worten, wenn er versuchte, Cybele seine Muttersprache beizubringen. »Aber sie hat definitiv kein Interesse. Mein Französisch ist lückenhaft, deshalb bin ich mir nicht ganz sicher, was Sache ist, aber ich glaube, es gibt irgendwo noch einen Ehemann.«
    Er sah von Joe hinüber zu Luc Prieaux und Luc Lambert. »Und keiner von euch hat auch nur die leiseste Ahnung, was ich sage. Nicht dass es eine Rolle spielen würde – solange keiner Deutsch spricht, werden wir prima miteinander auskommen.«
    Cybele hatte sich sanft aus Joes Umarmung gelöst und schaute ihn jetzt erwartungsvoll an, denn er sollte die Worte des Amerikaners für sie übersetzen.
    Doch der ließ ihm keine Gelegenheit, etwas zu sagen, sondern zeigte auf sich selbst. »Charles Ashton«, verkündete er mit überdeutlicher Aussprache. »Du musst hier der Chef sein – derjenige, der gefehlt hat. Die Lage hier war ein bisschen angespannt, als deine Freunde dachten, die Nazis hätten dich erwischt. Du bist ein bisschen jünger, als ich angenommen hatte, aber ›C’est la guerre‹, nicht wahr?« Er hob den rechten Arm, zuckte vor Schmerz zusammen, blickte kurz hinunter auf die Schlinge und streckte dann seine linke Hand aus. »Mal sehen, ob du mein Schulfranzösisch besser verstehst als die anderen Frösche. Schem appell Charles.«
    Joe betrat den Raum. »Ich weiß, dass Sie Charles Ashton heißen, Lieutenant.« Er verschränkte absichtlich die Arme vor der Brust, statt dem anderen Mann die Hand zu schütteln. »Ich habe Ihnen die Erkennungsmarken abgenommen, als Sie letzte Woche hergebracht wurden. Diese Frösche haben Ihnen das Leben gerettet.«
    Charles schien vollkommen überrascht zu sein, doch es war ihm höchstens eine Zehntelsekunde lang anzumerken. Er ließ die Hand sinken. »Ups, ich nehme an, Sie verstehen mich – wohl fast ein bisschen zu gut.« Falls es ihm überhaupt peinlich war, dann hielt das nicht lange an. Unter Schmerzen setzte er sich im Bett aufrecht hin. Seine Augenlider waren träge und halb geschlossen, doch er schaute Joe dennoch mit wachem Blick interessiert an. »Sie sprechen mit New Yorker Akzent. Wo zur Hölle haben Sie so gut Englisch gelernt?«
    »In Brooklyn«, antwortete Joe.
    »Ach herrje, Sie sind Amerikaner?« Charles lachte. »Nehmen Sie es mir nicht übel, aber so, wie sie aussehen, hätte ich das nie gedacht.«
    »Leider kann ich das nicht über Sie sagen.« Joe wandte sich zu Cybele und Luc Lambert um. »Warum ist er nicht auf dem Dachboden? Falls die Deutschen das Haus durchsuchen …« Er merkte, dass er Englisch sprach, und wiederholte das Ganze noch einmal auf Französisch.
    Luc zuckte betont mit den Schultern und schaute zu Cybele herüber.
    »Die Hitze«, erklärte sie ihm. »Ich konnte es nicht über mich bringen, ihn dort oben zu verstecken. Nicht bei seinen Wunden. Nicht nach dem, was er getan hat.«
    Charles hatte sie verstanden. »Ich habe nichts gemacht«, protestierte er auf Englisch. Es war offensichtlich, dass sie diese Diskussion schon einmal zuvor geführt hatten. »Sagen Sie ihr, für wen auch immer sie mich hält, sie irrt sich.«
    »Er ist ein Held«, erklärte Cybele Joe.
    »Sie irrt sich«, widersprach Charles erneut. Dann wandte er sich direkt an die Französin. »Sie liegen falsch. Seit der Landung in der Normandie habe ich die Wochen damit verbracht, den Kopf einzuziehen. Mein Ziel ist es nur, in einem Stück wieder nach Hause nach Baldwin’s Brigde, Massachusetts, zu gelangen. Ich nehme an, je schneller Sie mich wieder zu meiner Einheit bringen können, desto schneller werde ich auch wieder in die Staaten zurückgeschickt. Es ist mir mehr als recht, wenn der Rest der Fünfundfünfzigsten Hitler aus Berlin verjagt. Ich möchte einfach nur zurück in mein Sommerhaus, mir einen trockenen Martini einschenken und den Sonnenuntergang genießen.«
    So wie er da saß, die Zigarette locker zwischen den Fingern, war es leicht, zu glauben, dass er jedes Wort auch so meinte, wie er es sagte. Selbst in lumpiger Kleidung ähnelte er mehr einem reichen Aristokraten als einem

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