Toedlicher Hinterhalt
mich das umbringen.«
»Sie sind definitiv beim OSS .« Charles schielte durch den Rauch, nachdem er sich erneut eine Zigarette angezündet hatte. »Ich habe von euch Jungs gehört. Ihr lebt hinter feindlichen Linien, manchmal Tür an Tür mit den Nazis. Ihr seid verrückt. Das würde ich ja nicht mitmachen.«
»Und trotzdem sind Sie hier.«
»Aber nicht aus freien Stücken. Vielleicht habe ich sie falsch verstanden, aber das Mädchen – Cybele – hat angedeutet, dass eure Männer mich zurück zu meiner Einheit bringen werden, sobald ich wieder genug bei Kräften bin.«
»Diesem Mädchen «, stellte Joe klar, »gehört dieses Haus, in dem wir beide Gäste sind. Und diese Männer – und Frauen – vertrauen auf sie als ihre Anführerin. Sie ist hier der ›Chef‹ und nicht ich. Sie arbeiten mit mir zusammen und nicht für mich.«
Der amerikanische Lieutenant starrte hinaus auf den Flur, in den Cybele verschwunden war. »Das ist ja unglaublich … Sie ist die Generalin dieser zusammengewürfelten Armee? Sie ist so …«
Schön. Feminin. Zart. Doch hinter Cybeles hinreißenden dunklen Augen verbargen sich eiserne Entschlossenheit und unerschütterliche Kraft.
»Einige der besten Saboteure, die ich kenne, sind Frauen«, erzählte Joe. »Cybele und ihre Freunde haben uns geholfen, gegen die Nazis zu kämpfen, indem sie Bomben legten, die Bahnschienen zerstört haben, und Informationen über Munitionslager und Truppenbewegungen lieferten. Ja, sogar, indem sie einfach Churchills V für Victory am Haus des Kommandanten an die Wand geschmiert haben, um die Deutschen nervös zu machen.«
»Wir leben in einer seltsamen Welt«, entgegnete Charles kopfschüttelnd. »Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, dass meine Frau Jenny dazu in der Lage wäre, Bahngleise in die Luft zu jagen. Ich wüsste noch nicht einmal, ob sie überhaupt eine Dose Farbe aufbekommt.«
»Sie wären überrascht, wozu Menschen fähig sind, wenn sie müssen«, erwiderte Joe. Charles hatte also eine Ehefrau. Diese Neuigkeit erleichterte ihn, vielleicht sogar ein bisschen zu sehr. Als glaubte er ernsthaft, er hätte eine Chance bei Cybele, wenn Charles aus dem Rennen war. Lächerlich! Diese Frau schien unerreichbar, nahezu unantastbar zu sein, wie Jeanne d’Arc – leidenschaftlich, doch mit der Sache, für die sie kämpfte, verheiratet. Sie war ein Engel, den man aus der Ferne bewundern konnte, der hoch über den einfachen Menschen mit all ihren profanen Bedürfnissen schwebte, stets außerhalb jeder Reichweite.
»Würden Sie für mich mit Cybele sprechen?«, fragte Charles nun. »Sagen Sie ihr, dass ich nicht warten möchte. Ich will so schnell wie möglich wieder auf die Seite der Alliierten.«
»Das wird nicht so einfach. Die Gefechtslinie ist viel weiter nordwestlich«, informierte Joe ihn. »Meilenweit weg. Es wird erbittert gekämpft – die Deutschen geben nicht einfach auf. Sie auf die andere Seite zu bringen könnte zumindest im Moment ziemlich schwierig werden.«
»Verdammt!« Charles blickte hoch zu Joe und verzog seine elegant geschwungenen Lippen zu einem Lächeln. »Wenn ich nicht bald dorthin komme, werde ich nicht mehr schwer genug verwundet sein, damit sie mich nach Hause schicken.«
Joe betrachtete das bandagierte Bein des Mannes. »Sie irgendwohin zu bringen, solange Sie nicht selbst laufen können – und zwar möglichst schnell –, stellt ein zu großes Risiko dar.«
Cybele kam wieder ins Zimmer »hereingeschwebt«, sie trug ein Tablett mit dem Mittagessen für Charles: zwei wertvolle Eier, eine Scheibe dunkles Brot, ein bisschen Käse und etwas von den ewigen Rüben. »Risiko«, wiederholte sie das Wort, das sie soeben aufgeschnappt hatte, während sie das Tablett neben Charles auf das Bett stellte. Erwartungsvoll blickte sie Joe an. »Was planst du nun schon wieder?«, fragte sie dann, wobei sie wieder in ihre Muttersprache wechselte.
»Unser Gast ist ungeduldig. Er möchte so schnell wie möglich zurück zu seiner Einheit.«
»Er ist noch zu schwach«, gab sie zurück und wandte sich mit ihrem gestelzten Englisch dann direkt an Charles. »Sie sind noch nicht stark genug, um irgendwohin zu gehen.«
Der Lieutenant grinste sie an. »Sie können den Gedanken nicht ertragen, dass ich Sie verlasse, was? Ich habe diese Wirkung auf Mädchen. Und Sie sind eine besonders hübsche Frau, besonders für eine mit vier Sternen auf der Schulter. Ihr Wunsch ist mir Befehl, Generalin.«
Cybele schaute Joe an, doch dieses
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