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Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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Ich glaube ehrlich nicht mehr, dass dieses kleine Mädchen es schaffen wird, und ich bin mir sicher, dass dies auch den Eltern klar war. Daddy, ich habe heute einen der schlimmsten Tage meines Lebens gehabt.«
    Ihr Vater sagte kein Wort. Er saß einfach nur gegen seine Kissen gelehnt da und starrte auf die Beule, die seine Füße unter der Decke bildeten, als wünschte er sich, er wäre irgendwo anders, nur nicht an diesem Ort.
    »Ich hätte wahrscheinlich niemals Ärztin werden sollen«, fuhr Kelly fort. Sie hatte es noch nie gewagt, das ihm gegenüber zuzugeben. »Ich bin nicht dafür geschaffen. Oberflächlich betrachtet scheint es mir gut zu gehen. Aber innerlich fühlt es sich gerade so an, als würde ich sterben.«
    Kelly wusste, er wünschte sich, dass sie ging. Sie sollte sich mit ihrem Gejammer aus seinem Zimmer scheren und ihn in Ruhe lassen. Doch das konnte sie nicht. Die Zeit lief ihr davon. Und wenn sie wollte, dass er mit ihr redete, verdammt noch einmal, dann musste sie einen Anfang machen, indem sie mit ihm sprach. Pech für ihn, wenn er das für falsch hielt. Pech für ihn, wenn er das grauenhaft fand. Er hatte sich die ganzen Jahre über inkorrekt verhalten – so wie all die anderen viel zu stoischen Ashtons. Behalt es für dich, lass dir nichts anmerken, versuch, keine Gefühle zuzulassen …
    Aber das ging nicht. Und davon, dass man sie für sich behielt, verschwanden die Emotionen nicht. Sie stauten sich immer mehr auf zu einem schrecklichen Berg aus Schmerz, Wut und Freude – ja, sogar Freude, denn Gott bewahre, dass eine Ashton in der Öffentlichkeit zu laut lachte. Aber nichts, noch nicht einmal der Alkohol, mit dem ihr Vater sich jahrelang zugeschüttet hatte, ließ diese Gefühle verschwinden.
    Sie musste es einfach tun. Sie musste den Mund aufmachen und mit ihm reden. Genauso, wie sie es am Nachmittag geschafft hatte, Tom zu fragen, ob er mit ihr essen ging. Sie musste einfach die Zähne zusammenbeißen und es versuchen. Denn sie war sich verdammt sicher, dass sie niemals bekommen würde, wonach sie sich so sehnte – eine Chance, ihren Vater wirklich kennenzulernen –, wenn sie sich weiterhin einfach so kleinlaut wie bisher verhielt.
    »Ich bin heute total fertig nach Hause gekommen«, teilte sie ihm mit. »Ich wollte mich nur noch irgendwo zusammenrollen und heulen. Ich weine viel, weißt du.«
    Er blickte ihr kurz in die Augen, sah dann aber schnell wieder weg. Weinen … Das war eines der obszönsten Begriffe im Ashton-Wörterbuch.
    »Keine Sorge – das bekommt normalerweise niemand mit«, fügte sie hinzu. »Aber als ich heute Abend mit Tom geredet habe, war ich total neben der Spur.«
    Nichts. Keine Antwort. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er ihr überhaupt zuhörte oder ob er im Kopf nicht mathematische Gleichungen durchging, um sich von ihr abzulenken. Unvermittelt bemerkte sie, wie noch tiefere Wut und tieferer Schmerz in ihr aufflammten.
    »Weißt du, ich bin immer noch in ihn verschossen. Seit er zurück ist, denke ich darüber nach, wie ich ihn am besten ins Bett kriege.«
    Ihr Vater begann zu husten. Oh ja, er hörte zu.
    Kelly half ihm mit seinem Sauerstoff. Als er endlich wieder leichter atmete, schaute er zu ihr hoch. Augenkontakt. Bingo! »Warum um alles in der Welt erzählst du mir so etwas?«
    Ehrlichkeit. Brutale Ehrlichkeit. Sie war also dazu in der Lage. Wenn sie Tom nach einem gemeinsamen Essen fragen und Brenda und Bob McKenna in die Augen sehen und ihnen sagen konnte, dass die kleine Betsy vermutlich sterben würde, dann schaffte sie das hier auch. »Ich möchte, dass du weißt, wer ich bin.«
    »Ich weiß, wer du bist!«
    »Du kennst nicht mal einen klitzekleinen Teil von –«
    »Ich weiß alles, was ich wissen möchte, danke.«
    »Wirklich?«, fragte Kelly leise, und es brach ihr das Herz. Wie konnte er so etwas sagen? »Du willst ehrlich kein einziges Geheimnis von mir erfahren? Du willst nicht so etwas wissen wie … wie …« Sie suchte nach etwas Wichtigem, das sie weder ihm noch irgendjemandem sonst je erzählt hatte. »Dass ich bis dato zwei absolut tolle, perfekte Tage erlebt habe, an die ich mich bis zum Ende meines Lebens erinnern werde? Es interessiert dich nicht im Geringsten, dass ich einen dieser Tage mit dir verbracht habe? Du hast mich auf deinem Segelboot mitgenommen – ich glaube, damals war ich zwölf – und wir gerieten in einen Sturm. Erinnerst du dich daran?«
    »Nein.« Doch, das tat er. Sie wusste es. Der Ausdruck in seinen Augen

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