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Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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verriet, dass er sich sehr wohl an den Wind und die Wellen erinnerte.
    »Statt mich unter Deck zu schicken, hast du mir zugetraut, dir dabei zu helfen, uns wieder sicher zurück an Land zu bringen«, fuhr sie fort. »Und als wir nach dem Sturm an dem Abend endlich nach Hause kamen, hast du mir das Purple Heart gegeben, das du im Krieg erhalten hast. Ich weiß , dass du dich daran erinnerst.«
    Doch er schüttelte weiterhin nur stur mit dem Kopf.
    »Ich habe es immer noch. Du hast mir damals gesagt, ich sei eine gute Seglerin«, fuhr sie fort. »Ich war so stolz wegen deines Lobs. Aber danach hat Mom nie wieder erlaubt, dass du mit mir mit dem Boot rausfährst.«
    Gott, Kelly hatte unbedingt am Leben ihres Vaters teilhaben wollen und diesen verrückten Traum gehabt, mit ihm zusammen Regatten zu fahren und wieder und wieder zu gewinnen, damit er ihr sagte, wie sehr er sie liebte.
    »Du hast dir nicht sonderlich viel Mühe gegeben, sie umzustimmen. Es gab überhaupt keine Diskussion darüber. Du hast es einfach so hingenommen und sie gewinnen lassen. Ich war ziemlich böse auf dich – ich hab dich für einen totalen Verlierer gehalten.« Kelly konnte es nicht fassen, dass diese Worte gerade aus ihrem anständigen Ashton-Mund gekommen waren.
    Charles ging es genauso. Er öffnete den Mund, machte ihn dann jedoch sofort wieder zu.
    »Was?«, fragte Kelly. Bitte, Dad, rede mit mir …
    »Du hast nie verstanden, wie ernst die Lage an diesem Tag draußen auf dem Boot war«, bemerkte er schließlich steif und gestelzt. »Ich hätte es in Wahrheit nicht allein, ohne dich, geschafft, wieder in den Hafen zu kommen. Dass wir nicht gekentert sind, war pures Glück. Du konntest nicht gut schwimmen, und ich bin davon ausgegangen, dass du selbst mit Rettungsweste ertrinken würdest. Nach diesem Tag wollte ich dich nicht mehr mit hinaus aufs Meer nehmen.«
    Ihr Vater hatte also Angst gehabt, sie könne ertrinken. Angst … ihr Vater … Das war kaum zu glauben. Selbst als der Sturm am heftigsten gewütet hatte, war er ruhig geblieben, hatte fast schon gleichgültig gewirkt.
    Doch plötzlich ergaben die Dinge einen Sinn. »Damals hast du mich zu diesen schrecklichen Schwimmstunden am frühen Morgen mit den Pool-Nazis angemeldet.« Sie war trotz des kurzen Aussetzers, als er ihr die Medaille gegeben hatte, davon ausgegangen, dass sie ihm schlichtweg nichts bedeutete und er sie so oft wie möglich aus dem Haus haben wollte.
    Nun schaute Charles sie tatsächlich an. »Pool-Nazis?«
    »›Entschuldigen Sie, Herr Kommandant‹«, imitierte Kelly die Stimme eines kleinen Kindes. »›aber heute Morgen sind es gerade einmal fünfzehn Grad und das Wasser hat nur elf. Ich habe gehört, es gibt so etwas, das sich Hypothermie nennt …‹ – ›Du gehst jetzt ins Becken. Dir wird schon warm werden, wenn du zweihundert Bahnen Brust schwimmst, verstanden?‹«, äffte sie ihren Schwimmlehrer mit deutschem Akzent nach.
    Charles hustete. Vielleicht lachte er auch, Kelly war sich nicht sicher. »Davon wusste ich nichts.«
    »Als ich mein Schwimmabzeichen bekommen habe, war der Sommer vorbei. Und im Jahr darauf hast du das Segelboot verkauft.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe es nicht genutzt. Und da mir jemand ein Angebot gemacht hatte …«
    »Du warst nie damit draußen, weil du getrunken hast.«
    Nun ja, damit war die hässliche Wahrheit aus ihr herausgeplatzt und stand nun zwischen ihnen.
    Um die plötzlich eingetretene angespannte Stille zu überbrücken, begann Kelly erneut zu erzählen. »Den zweiten absolut tollen, perfekten Tag hatte ich, als ich mit meinem Fahrrad am Ende der High Meadow Road ausgerutscht bin und das Vorderrad komplett verbogen war.«
    Er brummte missbilligend. »Ich finde, da besteht ein beunruhigender Zusammenhang zwischen deinen perfekten Tagen und halben Katastrophen.« Sein Tonfall klang nicht freundlich, aber Gott, wenigstens redete er noch mit ihr. Nach ihrem Kommentar zu seiner Sauferei hatte Kelly fest geglaubt, er würde schweigen.
    »An dem Tag gab es eine Party, auf der ich mein erstes Bier getrunken habe«, gestand sie. »Ich dachte, ich müsste mich übergeben. Als ich von dort aufbrach, bin ich zu schnell den Hügel hinuntergefahren, in der Kurve weggerutscht und hab mir den Ellbogen aufgeschürft.«
    Er schnaufte. »Dann ist ja klar, dass du dich mit Freude daran erinnerst.«
    »Ich saß am Straßenrand, als Tom mit seinem Motorrad vorbeikam«, berichtete Kelly ihrem Vater. » Deshalb erinnere ich mich

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