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Tödlicher Irrtum

Tödlicher Irrtum

Titel: Tödlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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können als die Polizei?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Calgary. »Wahrscheinlich nicht, ich weiß nur eins: Ich muss es versuchen.«

5
     
    K riminaloberkommissar Finney bemühte sich vergeblich, die Augenbrauen bis zu seinem ergrauten Haaransatz hinaufzuziehen. Er blickte zur Decke empor, und dann wieder auf die Akten auf seinem Schreibtisch.
    »Es spottet jeder Beschreibung«, sagte er schließlich.
    »Sehr richtig, Sir«, erwiderte der junge Mann, dessen Aufgabe es war, dem Oberkommissar die gewünschten Antworten zu geben.
    »Verfluchte Geschichte«, zischte Finney und trommelte mit den Fingern auf der Schreibtischplatte. »Ist Superintendent Huish da?«
    »Jawohl, er ist vor fünf Minuten gekommen.«
    »Gut, schicken Sie ihn herein«, verlangte der Oberkommissar.
    Superintendent Huish war ein großer, etwas melancholisch aussehender Mann. Niemand sah ihm an, dass er oft witzig und amüsant war und eine ganze Gesellschaft bei guter Laune halten konnte.
    »Morgen, Huish«, brummte der Oberkommissar. »Schöne Bescherung – was halten Sie davon?«
    Huish ließ sich schweratmend auf den ihm angebotenen Stuhl fallen.
    »Nach den Aussagen dieses Dr. Calgary zu schließen, müssen wir vor zwei Jahren Fehler gemacht haben«, erwiderte er.
    »Es scheint so – aber vielleicht ist er ein zerstreuter Professor, der die Zeiten nicht so genau im Kopf hat«, bemerkte der Oberkommissar hoffnungsvoll.
    »Leider nicht, glaube ich«, meinte Huish. »Jedenfalls nimmt die Staatsanwaltschaft seine Aussagen sehr ernst.«
    »Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als dasselbe zutun«, sagte der Oberkommissar missmutig. »Es läuft also darauf hinaus, dass wir den Fall wieder aufnehmen müssen. Haben Sie die Gerichtsakten mitgebracht?«
    »Ja.«
    Der Superintendent breitete die verschiedenen Dokumente auf dem Tisch aus.
    »Haben Sie die Akten noch einmal durchgelesen?«, fragte der Oberkommissar.
    »Ja, ich hab sie gestern Abend noch mal genau studiert. Aber ich konnte mich sowieso noch recht gut erinnern – so alt ist der Fall ja nicht, und seinerzeit schien alles so klar und eindeutig.«
    »Bitte glauben Sie nur nicht, dass ich Ihnen Vorwürfe mache, auch ich hielt den Fall damals für geklärt«, beruhigte ihn Oberkommissar Finney.
    »Wir hätten auch kaum zu einem anderen Schluss kommen können«, meinte Huish nachdenklich. »Als wir von dem Mord hörten, erfuhren wir, dass der junge Mann seine Mutter bedroht hatte. Auf dem Feuerhaken und auf den Geldscheinen entdeckte man seine Fingerabdrücke. Als wir ihn verhafteten, fanden wir das Geld noch in seiner Tasche.«
    »Was für einen Eindruck hat er damals auf Sie gemacht?«
    Huish überlegte einen Augenblick.
    »Einen schlechten«, erwiderte er schließlich. »Zu frech, zu selbstsicher, und er hatte sein Alibi bis auf die Minute parat. Sein Benehmen war herausfordernd, und wie viele Verbrecher kam er sich klug vor. Zweifellos ein übler Bursche.«
    »Hm, das ging auch aus seiner Vergangenheit hervor, aber waren Sie fest davon überzeugt, dass er ein Mörder ist?«
    »Davon kann man niemals fest überzeugt sein«, meinte der Superintendent. »Meiner Ansicht nach war Clark Jackson der Typ, der sich leicht zu einem Mörder entwickeln kann.«
    »In diesem Fall scheinen wir uns nun mal geirrt zu haben«, stellte der Oberkommissar fest. »Aber wer hat sie getötet?«
    »Wer weiß, ob wir das jemals herauskriegen werden«, sagte Superintendent Huish mit einem tiefen Seufzer.
    »Sie halten es also für schwierig?«
    »Ja, sogar für besonders schwierig, da alle Spuren längst verwischt sind, wird es schwer sein, Beweise zu finden. Ganz abgesehen davon, dass schon damals nicht sehr viel Material vorhanden war.«
    »Glauben Sie, dass es einer der Bewohner des Sonnenecks war oder jedenfalls jemand, der ihnen nahe stand?«
    »Ich kann es mir nicht anders vorstellen«, erwiderte der Superintendent. »Der Mörder muss sich entweder bereits im Haus befunden haben, oder er muss von Mrs Jackson hereingelassen worden sein. Bei den Jacksons gab es keine unverschlossenen Türen; nachdem in der Nachbarschaft einige Einbrüche verübt worden waren, hatten sie überall Riegel und Sicherheitsschlösser anbringen lassen.«
    Huish machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort: »Leider haben wir uns damals nicht weiter umgesehen, da Clark Jacksons Schuld anscheinend feststand; jetzt wird deutlich, dass der Mörder daraus Vorteil zog.«
    »Sie meinen, er machte sich die Tatsache zunutze, dass Clark im

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