Tödlicher Irrtum
fünf Minuten nach sieben und halb Acht ermordet haben könnte. Gwenda Smith hätte die Gelegenheit um fünf Minuten nach sieben gehabt, Hester kurz vorher und Kirsten Lindstrom etwas später – sagen wir kurz vor halb Acht, als sie nach Hause kam. Durrant hat ein Alibi – er ist gelähmt –, aber das Alibi seiner Frau stützt sich lediglich auf seine Aussage. Sie hätte zwischen sieben und halb Acht heruntergehen können, um ihre Mutter zu ermorden, falls sie es im Einverständnis mit ihrem Mann getan hätte. Allerdings wüsste ich nicht, aus welchem Grund sie den Mord begangen haben sollte.
Meiner Ansicht nach haben nur zwei Menschen ein Motiv für die Tat: Leo Jackson und Gwenda Smith.«
»Sie glauben, dass es einer von ihnen war – oder beide?«
»Ich glaube nicht, dass sie es gemeinsam taten. Ich bin davon überzeugt, dass es kein vorbedachtes Verbrechen war, sondern dass der Mörder einem plötzlichen Impuls folgte:
Mrs Jackson betritt die Bibliothek und erzählt den beiden von Clarks Drohung und Geldforderung.
Nehmen wir an, dass Leo Jackson etwas später hinuntergeht, um mit ihr über Clark zu reden. Niemand ist zu sehen, das Haus ist still. Er geht ins Wohnzimmer. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch, mit dem Rücken zu ihm, und der Feuerhaken mag noch da liegen, wo Clark ihn nach seiner Drohung hingeworfen hat.
Diese ruhigen, gehemmten Menschen überkommt es manchmal ganz plötzlich… er mag ein Taschentuch um die Hand gewunden haben, um Fingerabdrücke zu vermeiden, bevor er den Feuerhaken ergriff und ihn auf ihren Kopf sausen ließ… Dann öffnete er ein paar Schubladen, um einen Einbruch vorzutäuschen. Schließlich ging er schnell hinaus und wartete, bis jemand die Leiche fand…
Es wäre natürlich auch möglich, dass Gwenda Smith, als sie an Mrs Jacksons Zimmer vorbeikam, plötzlich den unwiderstehlichen Drang verspürte, sie zu töten und Clark zum Sündenbock zu machen, weil ihrer Heirat mit Leo Jackson dann nichts mehr im Wege stehen würde.«
Finney nickte nachdenklich.
»Schon möglich. Jedenfalls waren sie klug genug, ihre Verlobung noch nicht offiziell bekannt zu geben.
Ja, es wäre durchaus möglich. Verbrechen sind sehr langweilig – entweder ist es der Ehemann und eine andere Frau oder die Ehefrau und ein anderer Mann.
Aber was hilft uns das, Huish?«
»Es hilft uns in der Tat nicht viel, Sir. Und selbst wenn wir persönlich ganz sicher wären – der Staatsanwalt verlangt Beweise.«
»Selbstverständlich, aber sind Sie persönlich ganz sicher?«
»Leider nicht«, erwiderte Superintendent Huish betrübt.
»Nein? Warum nicht?«
»Weil ich es Mr Jackson nicht zutraue – ich spreche nicht von dem Mord selbst, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er seinen Sohn dafür hätte büßen lassen.«
»Sie dürfen nicht vergessen, dass Clark nicht sein eigener Sohn war. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Mr Jackson seit langem auf die große Liebe und Fürsorge eifersüchtig war, die seine Frau Clark entgegenbrachte.«
»Das ist möglich, obwohl ich den Eindruck habe, dass Mr Jackson alle seine Kinder sehr liebte.«
»Und was halten Sie von Miss Smith, der Sekretärin?«
»Falls sie es getan haben sollte, hätte sie wahrscheinlich auch keine Skrupel gehabt, Clark zu opfern. Frauen gehen über Leichen.«
»Jedenfalls besteht Ihrer Ansicht nach die Möglichkeit, dass Mr Jackson oder Gwenda Smith den Mord begangen haben.«
»Die Möglichkeit besteht«, erwiderte Huish zögernd, »aber irgend etwas schwelt dort unter der Oberfläche… Wenn ich nur wüsste, was die Einzelnen denken, was sie voneinander halten.«
»Wenn ich Sie recht verstehe, fragen Sie sich, ob der Familie der Täter bekannt ist, nicht wahr?«
»Ja, und ich komme mit dem Problem nicht zu Rande. Wissen sie es alle? Sind sie übereingekommen, es für sich zu behalten? Eigentlich glaube ich es nicht, ich halte es sogar für möglich, dass sie alle völlig verschiedene Vermutungen haben.
Auch über die schwedische Haushälterin bin ich mir nicht recht im Klaren, sie scheint ein Nervenbündel zu sein; immerhin ist sie in einem Alter, in dem viele Frauen unter Depressionen leiden. Sie mag Angst um ihre eigene Sicherheit haben oder um die Sicherheit eines anderen. Ich glaube eher, dass es sich um einen anderen handelt.«
»Um Leo?«
»Nein, ich nehme an, dass sie sich um das junge Mädchen Sorgen macht – um Hester.«
»Hester? Halten Sie es für möglich, dass Hester den Mord begangen hat?«
»Ich
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