Toedlicher Irrtum
Todesfälle in einer Familie? Beide verursacht durch Fahrer, deren Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt war?«
»Ich habe schon seltsamere Dinge erlebt«, gab Vega zurück.
Das hatten sie alle, also ließen sie das Thema fallen. Jedenfalls für den Augenblick.
»Also, Vivian war nicht das Ziel eines fingierten Verkehrsunfalls«, hielt Warrick fest. »Könnte sie versucht haben, Selbstmord zu begehen, um so wie ihre Tochter zu sterben?«
»Das ist krank«, kommentierte Vega.
»Ich habe schon Schlimmeres erlebt«, konterte Warrick.
»Was stellst du dir vor?« Catherine fragte mit einem merkwürdigen Lächeln, während sie gleichzeitig den Kopf schüttelte. »Denkst du, Vivian hat gewartet, bis ein Betrunkener vorbeigekommen ist, um einen Unfall zu initiieren?«
Damit ließen sie auch dieses Thema fallen.
»Vielleicht war es einfach Pech.«
»Nur hat Vivians Pech katastrophale Folgen gehabt«, erinnerte Catherine.
»Allerdings.« Warrick nickte.
»Da sind wir einer Meinung«, schloss sich Vega an. »Was jetzt?«
»Jetzt«, entgegnete Catherine mit einem Blick auf Warrick, »legen wir richtig los.«
»Ich übernehme das Wohnzimmer«, sagte Warrick. »Willst du in Vivians Schlafzimmer anfangen?«
»Das scheint mir am besten zu sein, ja.«
»Ich spreche mit den Nachbarn und sehe, was da zu finden ist«, verkündete Vega.
»Vielleicht eine beste Freundin«, meinte Catherine.
»Vielleicht.«
Die beiden Kriminalisten luden ihre Ausrüstung aus und gingen zurück ins Haus, während Vega auf die Eingangstür der Nachbarn zusteuerte. Warrick übernahm das Wohnzimmer, Catherine machte sich mit ihren Gerätschaften auf den Weg ins Schlafzimmer.
Zunächst konzentrierte sich Catherine auf das Badezimmer der toten Frau und schaute in das Medizinschränkchen. Abgesehen von Paxil, einem Medikament gegen Angststörungen, fand sie nichts, was stärker gewesen wäre als Ibuprofen. Das Paxil erschien ihr angemessen für eine einundsiebzigjährige Frau, die allein in einem Haus lebt, das ein Schrein der Familie war, die sie verloren hatte, und deren einziges Kind in sehr jungen Jahren ums Leben gekommen war. Wer zum Teufel hätte da nicht mit Panikattacken zu kämpfen gehabt?
Im Schlafzimmer durchsuchte Catherine die Frisierkommode, fand jedoch nichts Besonderes, worauf sie sich dem Schrank widmete, in dem sie einige von Teds alten Kleidungsstücken entdeckte. Fernsehtischchen und Bett brachten sie auch nicht weiter, deshalb ging sie in das andere, größere Badezimmer, in dem sie ebenfalls nichts Sachdienliches aufspüren konnte. Im Nähzimmer, dem Zimmer der Tochter, war auch nichts zu entdecken, und so widmete sie sich schließlich dem Büro.
Auch wenn sie sich von dem Computer keine große Hilfe versprach, wusste man doch nie, was sich im Innern dieser heimtückischen kleinen Kisten verbarg. Sie fotografierte das Gerät mit sämtlichen Anschlüssen und rief Tomas Nunez an, einen Computerspezialisten, der zusammen mit ihr und Nick schon an mehreren Fällen gearbeitet hatte – kein Cop, aber ein Experte.
Als sie ihn erreicht hatte, sagte Tomas: »Hola, Catherine, schön, Ihre Stimme zu hören!«
»Das liegt daran, dass meine Stimme nach Geld klingt. Wo sind Sie überhaupt? Der Krach im Hintergrund hört sich nach Zirkus an!«
»Sportsbar im Sphere. Muss einem Freund einen Gefallen tun.«
»Wie lange werden Sie dort beschäftigt sein?«
»Haben Sie Arbeit für mich?«
»Ja.«
»Tja, Arbeit schlägt Gefallen. Worum geht es?«
Sie erklärte es ihm und nannte ihm die Adresse.
»Fünfundzwanzig Minuten«, sagte er.
Er brauchte zwanzig.
Sollten die Nachbarn Tomas Nunez gesehen haben, so waren sie nun damit beschäftigt, sich in ihren Häusern einzuschließen, weil sie fürchteten, die Hell’s Angels hätten sich ihrer stillen, respektablen Nachbarschaft bemächtigt. Der beste Computerspezialist von ganz Vegas war gut einsachtzig groß und breitschultrig, hatte einen Schnurrbart, der aussah wie ein alter Schnürsenkel, und ein Gesicht, das in Farbe und Glanz mit jedem guten braunen Lieblingsgürtel konkurrieren konnte. Er trug schwarze Motorradstiefel, schwarze Jeans, eine schwarze Lederweste und ein schwarzes T-Shirt mit dem Logo und dem Namen einer Band, die sich, was provozierend genug sein sollte, Molotov nannte.
Als sie ihn in das Büro führte, sah er sich neugierig um.
»Sie sagen, sie hat hier ganz allein gelebt?«, fragte Nunez.
»Ja. Ihr Mann ist vor fast einem Jahr abgetreten.«
Nunez warf einen Blick
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