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Toedlicher Irrtum

Toedlicher Irrtum

Titel: Toedlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
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wählen. Wir bieten beide Möglichkeiten an.«
    »Immer gut, wenn man wählen kann«, sagte Grissom in freundlichem Ton.
    Brass verzog das Gesicht. Seine Kopfschmerzen kehrten zurück. »Sagen wir, ich möchte sie hier beerdigen lassen«, brachte er mühsam hervor.
    »Dann«, antwortete der Bestatter, »wäre der nächste Schritt die Einbalsamierung, die in diesem Raum stattfinden würde. Möchten Sie, dass ich Ihnen den Prozess im Einzelnen erkläre?«
    Brass hielt eine Hand hoch. »Nein.«
    Black nickte, atmete tief durch und deutete auf die Tische. »Nach der Einbalsamierung würden Ihrer Frau die Kleidungsstücke angelegt werden, die Sie oder andere Familienmitglieder ausgesucht haben. Dann bereitet unser Kosmetiker sie für die Aufbahrung vor, zumeist sind Fotos die Grundlage dafür. Darf ich davon ausgehen, dass die Verblichene für Besucher aufgebahrt werden soll?«
    »Sie dürfen.«
    »Die Besucher würden vermutlich am Nachmittag oder am Abend vor der Beerdigung empfangen werden. Die Trauerfeier fände dann am Morgen oder am Nachmittag statt. Danach würde Ihre Frau zur ewigen Ruhe gebettet werden.«
    Das Einzige, was Brass mehr Schaudern machte als das Addams-Family -Gehabe des Bestatters war Grissoms sichtbares Lächeln. Der Kriminalist stand einfach da, die Arme vor der Brust verschränkt, und sog die Informationen auf.
    »Wie Sie sehen, meine Herren«, sagte Black, »es wäre ständig jemand in der Nähe der Verblichenen … und offen gestanden kann ich mir nicht ansatzweise vorstellen, wie jemand in dieser kontrollierten Umgebung die Verblichenen austauschen sollte.«
    Grissoms Lächeln erstarb. »Bei dem ganzen Prozess bleibt die Leiche auch nicht für einen kurzen Zeitraum allein?«
    »Wir sprechen in dieser Einrichtung nicht von ›Leichen‹, Doktor Grissom. Das ist unhöflich.«
    Grissoms Brauen sträubten sich. »So?«
    »Würden Sie bitte Doktor Grissoms Frage beantworten, Mr Black?«, bat Brass.
    »Gewiss. Ich kann keinen Zeitraum nennen, in dem sich ein solch abscheulicher Akt zugetragen haben könnte.«
    »Während der Besuchszeit sehen also Freunde und Familienmitglieder den … Verstorbenen im offenen Sarg? Demzufolge kann der Austausch erst danach stattgefunden haben?«, hakte Grissom nach.
    »Ja, natürlich.«
    »Also muss der Austausch danach erfolgt sein. Die Gäste von Rita Bennett waren am Abend vor der Beerdigung hier?«
    »Ja.«
    »Ist während der Nacht irgendjemand hier?«
    Black wirkte verlegen. »Nein, aber das Institut ist während der Nacht verschlossen, und unsere Sicherheitsmaßnahmen sind auf dem neuesten Stand.«
    »Beschäftigen Sie einen Sicherheitsdienst?«
    »Ja. Wir haben einen Vertrag mit Home Sure Security. Sie fahren regelmäßig am Gebäude vorbei … und alle Fenster und Türen sind vergittert. Ohne Geheimzahl kommt hier niemand rein.«
    »Wer hat die Geheimzahl?«
    »Ich und fünf meiner Mitarbeiter.«
    »Womit uns mindestens sechs Verdächtige bleiben«, sagte Grissom wie im Selbstgespräch.
    »Verdächtige?« Blacks Augen funkelten, und seine Nasenflügel bebten. »Ich unterstütze Sie nach Kräften, und Sie nennen mich und meine Leute Verdächtige?«
    »Ja«, entgegnete Grissom unschuldig. »Gilt das in diesem Institut auch als unhöfliche Vokabel?«
    »Sie haben kein Recht …«
    »Wir haben jedes Recht, Mr Black«, fiel ihm Grissom ins Wort. Sein Ton war sanft, seine Worte weniger. »Jemand hat diese Leichen ausgetauscht, und die beste Gelegenheit dazu bestand hier in diesem Laden. Die Leiche, die durch diejenige von Rita Bennett ersetzt wurde, ist ein Mordopfer, und damit ist das hier eine Ermittlung in einem Mordfall. Folglich sind Sie und Ihre Leute alle verdächtig.«
    Blacks Augen huschten hin und her, als wollte er sich vergewissern, dass niemand Grissoms Worte hatte anhören können.
    »Können wir uns jetzt wieder der Frage widmen, wie und wann die Leichen hätten ausgetauscht werden können?«, fragte der Kriminalist.
    »Ich … ich sehe immer noch keine …«
    »Die Gäste kommen üblicherweise am Abend vor der Beerdigung, und so war es auch bei Rita Bennetts Begräbnis?«
    »Ja.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut.«
    »Das bedeutet, ihre Leiche hat die Nacht hier verbracht, ohne dass jemand auf sie aufgepasst hätte.«
    Black zuckte abwehrend mit den Schultern. »Das ist eine Frage der Betrachtung. Niemand war im Gebäude, richtig, aber Home Sure Security war jederzeit verfügbar. Außerdem wurden in Ritas Fall noch eine Stunde vor der Trauerfeier

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