Toedlicher Irrtum
hatte. »Die Nachbarin zur Linken sagt, Vivian wäre die netteste Person gewesen, die sie je getroffen hat. Sie ist übrigens auch Witwe. Ihr Name ist Mabel Hinton. Sie ist diejenige, die sich um das Haus gekümmert hat.«
Angetrieben von dieser Neuigkeit fragte Catherine: »Hat sie Vivian heute am frühen Morgen besucht?«
»Kurz bevor sie den Herzanfall hatte?«, fügte Warrick hinzu.
»Sie sagt nein«, entgegnete Vega. »Aber kaufen wir ihr das ab?«
Catherine streckte die Hände aus, beide Handflächen nach oben gerichtet. »Wer sonst könnte unsere mysteriöse Frau sein? Jetzt haben wir auch eine Verdächtige.«
»Ja, die haben wir«, stimmte Warrick zu.
»Immer langsam mit den jungen Pferden, Leute«, mahnte Vega. »Sie hatte noch nicht von Vivians Tod erfahren, bis ich ihr davon erzählt habe. Danach war sie völlig am Ende.«
»Das könnte sie vorgetäuscht haben«, wandte Warrick ein.
»Wenn sie das getan hat, könnte sie Merryl Streep ein paar Lektionen erteilen.«
Aber Warrick war nicht zufrieden. »Sollte diese Hinton was von dem Geld erben?«
»Nein! Das ist das Verrückte – niemand sollte erben. Mehrere Nachbarn haben mir erzählt, dass Vivian alles irgendeinem wohltätigen Verein hinterlassen wollte.«
»Das müssen wir überprüfen«, murmelte Warrick.
»Hat irgendjemand erzählt, welcher Verein erben soll?«, fragte Catherine knapp.
Vega schüttelte den Kopf. »Keiner wusste es so genau.«
»Noch ein Grund, den Anwalt anzurufen«, sagte Catherine zu sich selbst.
Vega warf die Hände in die Luft. »Jeder sagt, Vivian wäre die Großmutter der ganzen Nachbarschaft gewesen! Alle Kinder waren bei ihr willkommen, und sie war überall respektiert. Sie hat mehr Kekse gebacken als Mrs Fields.«
»Tooooll«, kommentierte Warrick.
»Tja, irgendjemand hat sie aber nicht respektiert«, warf Catherine ein, die Hände in die Hüften gestemmt. »Wo ein Mörder ist, da ist auch ein Motiv.«
»Die Beweise werden uns zum Motiv führen.«
»Stimmt.«
Die Skepsis von Vega und Warrick war Catherine verständlich. Alles sah nach einem Verbrechen aus – irgendjemand musste Vivian den tödlichen Schuss Luft verpasst haben … aber wer zum Teufel sollte schon die Oma des ganzen Viertels ermorden wollen?
Und warum?
5
Dustin Black war etwa so farblos wie seine Klienten vor dem Make-up. Im Gegensatz zu den Toten schwitzte er jedoch.
Augenblicklich führte der entgegenkommende Bestatter Grissom und Brass einen Korridor des Desert Haven Mortuary hinunter und versicherte immer wieder, er könne nicht verstehen, wie die Ermittler auf den Gedanken kämen, die Leichen wären im Desert Haven ausgetauscht worden.
»Meine Herren!«, sagte Black und hielt eine Tür für sie auf. »Das ist unser Waschraum.«
Sie betraten einen großen Raum, der an einen Autopsiesaal erinnerte – drei Stahltische in der Mitte, Arbeitstische, Regale und Einbalsamierungsgeräte an den Wänden. Außerdem gab es eine Flügeltür, die zur anderen Seite hinausführte.
»Wie genau läuft das ab?«, fragte Brass.
Black runzelte die Stirn. »Ich bin nicht sicher, ob ich Ihre Frage verstehe.«
»Die ganze Geschichte – die Bestattungsroutine.«
»Wir bezeichnen das nicht als ›Routine‹, Captain.«
Unangenehm berührt, versuchte Brass es noch einmal. »Was passiert, wenn, sagen wir, meine Ex-Frau stirbt?«
Grissom beäugte Brass kurz unter hochgezogenen Brauen, als wollte er fragen: Wunschdenken?
Der Bestatter legte die Fingerspitzen aneinander, seine Stimme erklang in einem ruhigen, besänftigenden Tonfall. »Natürlich würden Sie uns anrufen. Wir würden den Transport des Körpers der Verstorbenen organisieren, wo immer der Tod sie auch ereilt haben mag – zu Hause oder im Krankenhaus …«
»Bitte weiter, Mr Black.«
»Gut. Wir würden Ihre Ex-Frau herbringen … wollen Sie sich trotz der Scheidung persönlich um die Arrangements kümmern?«
»Nehmen wir an, wir wären nicht geschieden.«
Wieder legte Black die Stirn in Falten. »Aber Sie sagten doch, es ginge um Ihre Ex-Frau …«
Brass kämpfte schwer gegen den aufkeimenden Groll an. »Hypothetisch gesprochen, Mr Black. Stellen Sie sich vor, es ginge um meine Frau.«
»Tut mir Leid … in diesem Fall würden Sie und ich oder einer meiner Mitarbeiter gemeinsam die Entscheidung über die Verfahrensweise treffen.«
»Verfahrensweise? Bezüglich des Leichnams, meinen Sie?«
Ein feierliches Nicken. »Sie können zwischen einer Beerdigung oder einer Einäscherung
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