Toedlicher Irrtum
fest. »Hat Vegas heute Morgen keine Glückssträhne zu bieten?«
Grissom trank gerade einen tiefen Schluck aus der Flasche, und Brass rührte in seiner Tasse. »Nichts auf dem Friedhof und noch weniger im Beerdigungsinstitut«, berichtete er.
»Kommen Sie«, sagte Nick. »Jemand muss irgendwas wissen.«
Brass bedachte ihn mit einem verunglückten Lächeln. »Sie wissen alles Mögliche. An beiden Orten. Nur nichts, was uns nützen würde.«
»Wir haben nicht genug, um sicher zu sein«, gab Grissom zu. »Ein wichtiges Detail könnte direkt vor uns liegen, aber uns fehlt der Kontext, um einen Sinn darin zu erkennen.«
»Es wäre nett«, sagte Brass, »wenn wir wenigstens wüssten, wer das Mädchen im Sarg ist.«
»Dann kann ich Ihre Stimmung ein wenig aufhellen«, verkündete Sara und wedelte mit einem Foto. »Darf ich vorstellen, Kathy Dean. Bevor sie in Rita Bennetts Sarg gelandet ist.«
Grissom und Brass eilten zu ihr, um sich das Foto eines lächelnden, hübschen jungen Mädchens anzusehen.
»Ist vor ein paar Minuten gekommen«, sagte Sara.
»Fingerabdrücke auch?«, fragte Grissom.
»Nein«, sagte Nick. »AFIS hat uns nicht weitergebracht. Die Vermisstenstelle hat unser Foto aus dem Autopsiesaal diesem hier zugeordnet.«
»Und wer genau ist Kathy Dean?«, fragte Brass.
»Eine Neunzehnjährige, gerade fertig mit der High School und bereit für das College.«
»Ohne je dort anzukommen.«
»Richtig. Sie ist vor drei Monaten verschwunden.«
Grissoms Augen weiteten sich. »Zu der Zeit, als Rita Bennett beerdigt wurde?«
Sara nickte. »Exakt? Innerhalb von vierundzwanzig Stunden vor Rita Bennetts Beerdigung.«
»Von wo ist sie verschwunden?«, fragte Grissom.
Sara warf einen Blick auf den Bericht, ehe sie antwortete. »Sie ist vom Babysitten nach Hause gekommen, hat ein paar Minuten mit ihren Eltern geredet … beide haben gesagt, sie hätte sich ganz normal verhalten … dann ist sie nach oben ins Bett gegangen. Als ihre Eltern am nächsten Morgen aufgestanden sind, war ihr Bett leer. Die Kleidung, die sie getragen hat, lag im Wäschekorb und ihr Nachthemd im Bett, aber Kathy war verschwunden.«
»Als wir sie fanden«, sagte Grissom, »war sie voll bekleidet. Hat sie sich frische Sachen angezogen, um sich rauszuschleichen, oder wurde sie entführt, und man hat sie gezwungen, sich anzuziehen?«
Sara zog eine Braue hoch. »Die Eltern sagen, sie hätten während der Nacht nichts gehört.«
»Und was sagen die Beweise?«
»Wir haben gerade erst angefangen, den Bericht im Detail zu studieren, aber es sieht aus, als hätte sie sich rausgeschlichen. An den Fenstern in ihrem Zimmer waren keine Spuren eines gewaltsamen Eindringens erkennbar. Und der einzige Hinweis auf die Anwesenheit eines Fremden im Haus war ein Spermafleck in ihrem Bett.«
Das fand Grissoms Interesse. »Frisch?«
»Nein, älter als ihr Verschwinden.«
»Also gibt es einen Freund«, konstatierte Brass.
»Schwer zu sagen«, entgegnete Nick mit einem Schulterzucken.
Brass’ Brauen wanderten gen Haaransatz. »Es war Sperma in ihrem Bett, aber es ist schwer zu sagen, ob sie einen Freund hatte?«
»Die Eltern glauben nicht, dass sie einen richtigen Freund hatte. Sie denken sogar, ihre Tochter wäre noch Jungfrau.«
Sara griff den Faden auf. »Mom und Dad haben keine Ahnung, wen ihr Töchterlein traf und seit wann.«
Nick wog seinen Kopf. »Das ist die Sorte Eltern, die ihr Kind an der kurzen Leine halten.«
»Sie war neunzehn«, sagte Grissom.
»Und hatte gerade die High School hinter sich und war ein Einzelkind, das noch zu Hause gelebt hat. Gris, Eltern eines Mädchens in diesem Alter wissen nicht immer, was ihr kleiner Schatz so treibt.«
»Erzählen Sie mir mehr davon«, sagte Brass.
»Es wird schlimmer«, entgegnete Sara. »Während der Autopsie hat Doktor Robbins eine Schwangerschaft festgestellt. Sie war gerade im dritten Monat.«
»Nur, um das noch mal zu ordnen. Sie ist wann verschwunden? Etwa zum Zeitpunkt des Volkstrauertags?«
»Am neunundzwanzigsten Mai«, bestätigte Nick.
»Und sie wurde beerdigt …«
»Am gleichen Tag. Das ist ebenfalls der Tag, an dem Rita Bennett beerdigt worden ist.«
»Aber sie war schwanger seit …?«
»Etwa Ende März«, beendete Sara den Satz.
Brass schüttelte den Kopf. »Und ihre Eltern wussten nicht einmal, dass sie sich mit jemandem trifft?«
Nick bedachte ihn mit einem schiefen Lächeln. »Sie wissen doch, wie das ist.«
»Ja«, stimmte Brass finster zu. »Nur zu
Weitere Kostenlose Bücher