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Toedlicher Irrtum

Toedlicher Irrtum

Titel: Toedlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
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für einen Moment, dann berührte sie sacht seine Wange und ließ sich von ihrem Ehemann fortführen.
    Sie waren noch unterwegs zum Ausgang, als Sara aus dem Kühlraum kam und sich der traurigen Parade anschloss.
    Gemeinsam stiegen sie in den Taurus und machten sich auf den langen Weg zurück zum Haus der Deans. Der Verkehr hatte zugenommen, sodass sie nur langsam vorankamen. Brass beobachtete im Rückspiegel, wie die Deans sich auf der Rückbank zusammengekauert hatten. Inzwischen schien sich Mr Dean ganz in sich selbst zurückgezogen zu haben, während seine Frau aus dem Fenster starrte.
    Endlich drehte sich Mrs Dean um und sah Brass im Rückspiegel an. »Ich weiß nicht, was wir Ihnen erzählen könnten, das wir nicht bereits den anderen Beamten erzählt haben, als Kathy vermisst wurde.«
    Brass lächelte milde. »Gehen wir es einfach noch einmal durch und sehen, was dabei herauskommt.«
    Mrs Dean nickte vage. »Was wollen Sie wissen?«
    »Wie steht es mit ihrem Job in Habinero’s Cantina? Wie ist sie zur Arbeit gekommen?«
    »Sie hatte einen eigenen Wagen.«
    »Einen 2003er Corolla«, fügte ihr Mann hinzu. »Ihre Tatortspezialisten haben ihn nach ihrem Verschwinden beschlagnahmt.«
    Sara fing Brass’ Blick ein und formte mit den Lippen das Wort »Tagschicht«.
    »Kathys Corolla wurde verlassen auf einem Parkplatz am Maryland Parkway gefunden«, fuhr Dean fort. »Wir haben ihn noch immer nicht zurückbekommen.«
    Brass ging nicht auf die kleine Spitze ein. »Wie hat Kathy der Job gefallen? War sie schon lange dort?«
    Mrs Dean dachte kurz nach und sagte: »Sie hat dort etwa zwei Jahre gearbeitet. Kurz vor ihrem siebzehnten Geburtstag hat sie angefangen.«
    »Hat es ihr dort gefallen?«
    »Meistens.«
    »Aber nicht immer?«
    Im Spiegel sah Brass, dass sich Mrs Dean die Nase mit einem Taschentuch abwischte. »Sie hatte ein bisschen Ärger … mit einem Jungen, mit dem sie eine Weile ausgegangen ist.«
    »Welche Art Ärger?«
    »Ich sagte doch, es ging um einen Jungen.«
    Mr Dean ging dazwischen. »Er hat einfach nicht kapieren wollen, dass sie andere Prioritäten im Leben hatte als Ausgehen.«
    Das war ganz bestimmt nicht der richtige Tag, um den Deans zu erzählen, dass sie beinahe Großeltern geworden wären.
    »Welche Art Ärger genau?«, hakte Brass nach.
    »Er hat sie ständig angerufen«, sagte Mrs Dean. »Das war kurz nachdem sie in dem Restaurant angefangen hatte. Sie war nur etwa einen Monat dort, als sie angefangen haben, mitein ander auszugehen, und das Ganze hat nicht länger gedauert als … hm … zwei Monate?«
    »Haben Sie den Beamten der Vermisstenstelle davon erzählt?«
    Mrs Dean überlegte kurz. »Vielleicht habe ich es erwähnt, aber vielleicht auch nicht – das war so eine alte Geschichte.«
    An einer roten Ampel musste Brass halten, und er drehte sich um, um Mrs Dean anzusehen. »Wissen Sie, ob die Detectives in dieser Richtung ermittelt haben?«
    »Gesagt haben sie nichts.«
    »Der Name des Jungen?«
    Die Ampel schaltete auf Grün, und Brass fuhr weiter.
    »Gerardo Ortiz.«
    »Hat sich der Ärger mit dem Jungen irgendwann in irgendeiner Weise zugespitzt?«
    Mr Dean antwortete mit einem aufgebrachten Schnauben. »Der Knabe muss es wohl irgendwann doch begriffen haben. Jedenfalls hat er nicht mehr angerufen. Ich war schon so weit, dass ich ihn mir schnappen und ihm die Scheiße aus dem Leib prügeln wollte.«
    Brass sah in den Spiegel und erkannte, dass Dean die Zornesröte ins Gesicht gestiegen war. »Aber darüber sind Sie weg, oder …?«
    Dean rieb sich die Stirn und zwang sich, sich zu beruhigen. »Ja, ja, darüber bin ich weg. Jedenfalls hat der Knabe in dem Restaurant gekündigt und ist, soweit ich weiß, verschwunden.«
    »Sie haben keine Ahnung wohin?«
    »Nein! Hauptsache, er ist weg!«
    Brass steuerte den Wagen in die Auffahrt der Deans, und sie stiegen aus.
    Als sie den Gehweg zur Tür hinaufgingen, blieb Brass neben Dean, der seine Frau im Arm hielt, stehen. »Denken Sie, dieser Ortiz wäre im Stande gewesen, Ihrer Tochter etwas anzutun?«
    Dean hielt inne und maß Brass mit einem harten Blick aus funkelnden Augen. »Um seinetwillen hoffe ich bei Gott, dass er das nicht ist.«
    Sie gingen ins Haus und setzten sich ins Wohnzimmer. Die Deans nahmen wieder auf dem Sofa Platz, während sich Brass und Sara auf zwei Schwingsessel setzten, die in einem schrägen Winkel vor der Couch standen. Die Anordnung war hervorragend, wollte man gemeinsam fernsehen, aber sie war weniger geeignet,

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