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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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über ihn berichtet hatte, der Typ hatte schon genau gewusst, wie er dicke Schlagzeilen und schöne Bilder produzierte. Mit dem Augenzwinkern hatte er dem Thema Homophobie im Fanclub die Aufmerksamkeit verschafft, die Wöhler sich gewünscht hatte.
    BOCHUM TRAUT SICH AUCH
    Heidi M. und Elsi G. sorgen als erste, offen lesbische Mitglieder des traditionsreichen Fanclubs
Blue Hope – Die Hoffnung stirbt zuletzt
für Wirbel. Obwohl längst bekannt ist, dass Homosexualität auch im Profifußball ihren Platz hat, ist Homophobie oft noch ein Problem. Bochums Nachwuchsstürmer Oran Mongabadhi kann das nicht verstehen: »Ob die Fans mit ihrem Mann oder ihrer Frau zum Spiel kommen, ist mir ehrlich gesagt scheißegal«, findet der junge Spieler deutliche Worte. »Hauptsache, sie stehen hinter uns!«
    Mongabadhi zumindest hatte hinter seinem alten Kumpel Dietmar Wöhler gestanden.
    »Voraussetzung für die Aufnahme in unserem Fanclub ist die Liebe zum
VfL,
nicht die zu einem heterosexuellen Partner«, betont auch Vereinschef Dietmar Wöhler. »Ich werde alles dafür tun, dass das auch in Zukunft so bleibt.«
    Dieser Fanclub zeigt, wie es gehen kann.
    Während Danner und Wöhler sich in ein Gespräch über Mongabadhis fußballerische Gehversuche im Hiltroper Ballspielverein vertieften, listete die Internetsuchmaschine weitere Zeitungsartikel über Mongabadhi auf.
    Das Schlagwort war immer das gleiche: Sex, Sex, Sex und Sex. Sex, Drugs and Rock   'n'   Roll nach Auswärtssieg – »Meine Jungs haben sich eine große Sause verdient«, sagt Trainer Goldstein – »Andere in meinem Alter saufen sich ins Koma« – Nachwuchsspieler Mongabadhi vergnügt sich lieber mit schönen Frauen.
    Dass er Frauen mit Schnaps verglich, machte Mongabadhi nicht gerade zu meinem persönlichen Sympathieträger. Wie konnte der Typ mit knapp neunzehn so abgefuckt sein?
    »Ja, hier hab ich also den Jungen entdeckt.« Dietmar Wöhlers Blick schweifte über den leeren Bolzplatz, der vor den Toren abgewetzt und erdig war.
    Danner und der Fanclubvorsitzende waren sich inzwischen einig, dass es sich bei Oran Mongabadhis Tod um eine Sauerei handelte, bei deren Aufklärung die Polizei unterstützt werden müsse.
    Bereitwillig erzählte Wöhler von seinem Schützling: »Oran war mit Abstand der Beste in seinem Jahrgang. Nur Ricardo konnte ansatzweise mithalten, aber er hatte es technisch lange nicht so drauf.«
    »Sind denn Orans Eltern auch fußballbegeistert?«, tastete Danner sich an Mongabadhis sorgfältig privat gehaltene, familiäre Situation heran. »Haben die ihn gleich als Zwerg angemeldet, damit er die ganz große Karriere machen kann?«
    Wöhler grinste schief. Diesmal war sein Lächeln echt. »Nee, zum Glück nicht. Als Trainer schlägst du dich ja mehr mit den Vätern als mit den Kindern rum. Die drohen vom Spielfeldrand aus Sechsjährigen Schläge an, wenn einer dem eigenen Söhnchen den Ball abluchst. Aber Orans Eltern sind nie aufgetaucht. Nicht mal bei den wichtigen Spielen haben die sich blicken lassen.«
    Wöhler verstummte, offenbar fiel ihm in diesem Moment wieder ein, dass der kleine Oran aus seiner Erinnerung nicht mehr lebte.
    »Oran ist von selbst gekommen. Schon als Knirps hat er bis spät abends beim Training zugesehen.« Wöhler deutete an den Spielfeldrand gegenüber, als könnte er dort noch immer einen schmächtigen, glutäugigen Jungen hocken sehen. »Die Südländer sehen das mit der Bettruhe ja oft nicht so eng. Irgendwann hab ich ihn mitkicken lassen. Seine Eltern haben immer brav den Beitrag gezahlt. Aber aufgetaucht sind sie nie, obwohl sie gleich dahinten wohnen.«
    Wöhler deutete auf einen hellblauen Wohnblock, der die Reihenhäuser der ehemaligen Zechensiedlungen überragte.
    »Hatte Oran heute noch Freunde hier im Verein?«, erkundigte sich Danner.
    Wöhler rieb sich grinsend den Bauch: »Freundinnen würde ich eher sagen. Ich schätze, jedes kleine Mädel hier hat ein Poster von ihm über dem Bett hängen.«
    »Hatte er denn eine feste Freundin, als er noch in Hiltrop gespielt hat?«, hakte ich nach.
    »Sicher.« Wöhler schüttelte den Kopf. »Deswegen begreife ich nicht, was der Quatsch mit der Nutte sollte. Bezahlen musste Oran garantiert nicht, um Spaß zu haben.«
    Wöhler hatte recht. Die Bordellbesuche waren ein Rätsel, Ali Baba hätte problemlos jeden Abend ein anderes Fußballgroupie abschleppen können. Wieso hatte er trotzdem für Frauen bezahlt? Stand er drauf, wenn sie wie ein Huhn gackerten, ihm den

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