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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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reden, Günni.«
    Doch Günni war offensichtlich nicht der Typ für ruhige Gespräche.
    »Du stehst auf die Lesben? Dann kannste ja ein Ali werden wie dein Kumpel Monkanaki. Die dürfen mehrere Weiber gleichzeitig halten. Aber nicht vergessen: Für deinen Kumpel ist es nicht so gut gelaufen. Würde mich nicht wundern, wenn seine kleine Freundin ihn auf dem Gewissen hat, wegen seiner Rumhurerei.«
    Wöhler holte aus.
    Günni taumelte zurück, griff sich mit beiden Händen an die Nase.
    Verspätet gab die blonde Bedienung ein Quietschgeräusch von sich, das nur entfernt einem Protest ähnelte.
    Respekt. Zehn Jahre Karatetraining verrieten mir, dass Wöhler Übung im Zuschlagen haben musste. Ein solches Tempo hatte ich nicht erwartet. Durch seine Größe und Masse wirkte er im ersten Moment eher schwerfällig, aber das war offensichtlich eine optische Täuschung.
    Wöhler nahm eine Handvoll Servietten von der Theke und drückte sie Günni ins Gesicht: »Sorry. Reich fristgerecht einen Antrag ein, dann setzen wir das Thema in der Jahreshauptversammlung noch mal auf die Tagesordnung.«
    Schimpfend trollte sich der Unruhestifter.
    Ich betrachtete Wöhlers blaues Trikot genauer. Die Rückenmuskulatur des Mannes zeichnete sich V-förmig unter dem Stoff ab. Der war ganz gut im Training.
    »Gar nicht so leicht, unter den Leuten für Ruhe zu sorgen, hm?«, stellte Danner fest.
    Wöhler strich sich die Haarfransen aus der Stirn »Wir sind alle gerade ein bisschen durch den Wind. Im Radio haben sie behauptet, Oran Mongabadhi wäre tot.«
    »Da ist was dran«, bestätigte Danner. »Ich hab es von einem Kumpel gehört, der bei den Bullen ist.«
    Unter Wöhlers linkem Auge fing ein Muskel an zu zucken.
    »Kanntest du Oran Mongabadhi denn persönlich, Diet?«, erkundigte ich mich mitfühlend.
    Wöhler ließ sich seufzend auf einen Stuhl fallen und stützte das Gesicht in die Hände: »Logisch. Ich kannte ihn, seit er ein Knirps war. Ich trainiere doch schon ewig die Kids in Hiltrop.«
    »Dann hast du ihn entdeckt?«, staunte ich.
    »Sozusagen.« Wöhler richtete sich wieder auf. Seine Brust schwoll an vor Stolz. »Der wollte unbedingt spielen. Und der hatte das Zeug dazu, das hab ich sofort gesehen. Ich hab ihn fit gemacht für die Bundesliga. Als ich gehört habe, dass der Goldstein diese Saison nach Bochum kommt, wusste ich, dass das Orans Chance ist. Goldstein und ich kennen uns noch vom Studium, gleiche Studentenverbindung, ihr wisst schon.«
    Klar. Das gute alte Vitamin B, das mir um ein Haar ein Jurastudium beschert hätte. Bei meinem Vater gesellten sich zu den alten Studienkollegen noch die Rotarier-Freunde, die Samstagsnachmittagsgolfpartie und die Herrenabende in der Sauna. Es hatte mich einige Mühe gekostet, meine Karriere als Staranwältin abzuwenden.
    Und auch im Sport brachte man es mit Talent allein offenbar auch nicht weit.
    »Auf meine Empfehlung hin hat Goldstein Oran zum VfL geholt«, erklärte Wöhler. »Nach einem halben Jahr war er in der Stammelf.«
    Wöhler verstummte. Wieder fing sein Auge an zu zucken. »Hätt ich gewusst, wie es ausgeht, hätt ich’s bleiben lassen.«
    12.
    »Und was hatte Oran Mongabadhi mit deinem Fanclubstreit wegen der lesbischen Mitglieder zu tun, Dietmar?«
    Wöhler saß neben Danner im Spitfire, ich hatte mich auf den Notsitz gequetscht. In dem engen Oldtimer erinnerte der Fanclubvorsitzende an einen blauen Oger auf einem Bobbycar.
    Den Zeitungsbericht über die Sache hatte mein Smartphone schnell parat: Regenbogen statt blauer Hoffnung? – VfL-Nachwuchs Mongabadhi unterstützt lesbische Fans , lautete die Schlagzeile.
    »Na ja, bei der Sache hat er mir eben mal geholfen. Eine Hand wäscht die andere.« Wöhler versuchte, sich auf dem schmalen Sitz umzudrehen, um mich anzusehen, während er sprach. Es klappte nicht.
    »Der Günni hat den älteren Mitgliedern weisgemacht, Heidi und Elsi wären bei einem Homostammtisch besser aufgehoben.« Wöhler tippte sich an die Stirn. »Ich musste mir was einfallen lassen, um ihn zum Schweigen zu bringen, also hab ich Oran um Hilfe gebeten. Wozu kenn ich denn einen VfL -Spieler? Nach dem Zeitungsartikel hat es keiner mehr gewagt, Heidis Rausschmiss zu fordern.«
    Kein Wunder. Mein Handy zeigte mir inzwischen das zum Artikel gehörige Foto: Zwei Frauen Mitte fünfzig küssten Ali Baba rechts und links auf die babyarschglatten Teenagerwangen, während er verschmitzt in die Kamera zwinkerte. Ein Superbild. Kein Wunder, dass die Presse so gern

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