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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Nacken zusammengebunden hat. Sie riechen nach kaltem Rauch. Vom Duschen hält der nicht viel. Und er hat Pickel auf dem Rücken.
    Ich stelle mir vor, ich würde neben dem Bett stehen und zusehen, wie er auf mir rumrammelt. Er bewegt sich ruckartig und schnell. Wie ein Karnickel. Wahrscheinlich wird es bluten. Aber er müsste gleich fertig sein. Hoffentlich tauchen meine Eltern rechtzeitig auf, damit sich die Scheiße wenigstens lohnt.
    Hatte ich das wirklich getan?
    Dutzendfach. Ohne mit der Wimper zu zucken.
    Warum wurde mir heute schon bei dem Gedanken daran übel? Ich hatte meinen eigenen Körper benutzt wie eine Puppe zum Aufpusten. Nur, um meine Eltern zu schockieren.
    »Nach deiner ersten Flatrate-Nacht kannst du nie wieder lachen.« Curly machte einen Schritt auf mich zu. Sie merkte genau, dass ihre Worte ihre Wirkung nicht verfehlten. »Nach sechs Stunden weißt du nicht mehr, wie viele es waren.«
    Ich musste würgen.
    »Nach einer Woche fühlst du dich wie ein öffentliches Klo.«
    Ich wich vor ihr zurück.
    »Und nach einem Monat verlässt deine Seele deinen Körper. Du kannst danebenstehen und zusehen, ohne dass du etwas spürst. Dann bist du tot.«
    Mit einem Satz sprang ich auf und rannte ins Badezimmer.
    »Und du weißt, dass du nie wieder irgendetwas fühlen kannst«, schrie Curly mir hinterher.
    Ich kotzte ins Klo.
    Immer hatte ich meinen prügelnden Vater für alles verantwortlich gemacht. Für meine Unfähigkeit, etwas zu fühlen, für meine jahrelange Überzeugung, frigide zu sein.
    Dabei hatte ich mich selbst kaputtgemacht.
    Das Intimste, was zwei Menschen miteinander anstellen konnten, hatte ich als Mittel zum Zweck betrieben. Ekel und Schmerz hatte ich einfach ausgeblendet, Geist und Körper getrennt, wie Curly es beschrieben hatte.
    Bittere Galle prickelte auf meiner Zunge.
    Meinen emotionalen Schaden hatte ich mir größtenteils selbst zugefügt. Absichtlich. Denn ein Geist ohne Körper war eben dummerweise nur ein Gespenst. Um ein Haar wäre ich zum Totalschaden geworden.
    Ich lehnte meinen Rücken an unsere altertümlichen Fliesen. Über dem Waschbecken starrte mich mein Spiegelbild an. Ich sah untot aus, kreideweiß, mit ins Gesicht hängenden, blonden Haaren und dem mittlerweile grünlichen Bluterguss am Kinn.
    Es klopfte an der Klotür. Ich fuhr zusammen. Curly musste gehört haben, dass ich mich übergab.
    »Lila?« Sie steckte ihren Lockenkopf herein. »Sorry, ich wusste nicht, dass dir das so nahegeht.«
    Von wegen! Sie hatte doch genau gespürt, dass sie mich mit ihren Worten treffen konnte, und hatte mich fertiggemacht.
    Gut, ich hatte angefangen. Trotzdem. Und jetzt lauerte sie neugierig auf meine Reaktion.
    Na warte.
    Schnell spülte ich mir den Mund aus, hielt ein Handtuch unter den Wasserhahn, presste es mir in den Nacken und rubbelte ein wenig Farbe in meine Wangen zurück.
    »Wenn du es so gehasst hast, wie konntest du dann mit Oran Mongabadhi zusammen sein?«, attackierte ich sie erneut. »Mit einem Typen, der denkt, dass er dich bezahlen kann?«
    »Das hat er nicht«, murmelte sie. »Oran war ganz anders als die übrigen Kerle.«
    »Ach ja!« Ich klatschte mir die flache Hand gegen die Stirn. »Der war ja der Prinz aus dem Märchen.«
    Curly hob abwehrend die Hände. »Oran ist nur im Esmeralda gewesen, weil er vor Gutschenk und Goldstein nicht als Feigling dastehen wollte. Wir haben uns sofort verstanden, in meinem Zimmer eingeschlossen und die ganze Nacht gequatscht.«
    Ich runzelte ungläubig die Stirn.
    »Wenn einer geklopft hat und auch mal ranwollte, hab ich laut gestöhnt und er hat sich halb totgelacht«, fuhr Curly fort. »Er hat mir gestanden, dass er noch Jungfrau war. Er war total erleichtert, weil nun alle glaubten, er würde mit mir den wilden Hengst machen. Aber er war nicht halb so erleichtert wie ich über die unverhoffte Pause, die er mir verschaffte. Als ich das gesagt habe, war er entschlossen, mir beim Ausstieg zu helfen.«
    »Wie bitte?«
    »Er hat gesagt, ich könne so lange bei ihm wohnen, bis Stani sich beruhigt hat.«
    »Ihr wart gar nicht zusammen?«
    »Er war mein bester Freund. Aber er hat nicht mit mir geschlafen.«
    »Das kann die einem Bescheuerten erzählen.« Danner zeigte mir einen Vogel.
    Nachdem Curly vor dem Fernseher eingeschlafen war, war ich in die Kneipe hinuntergeschlichen.
    »Der hat sie doch nicht mit in seine Wohnung genommen und sie durchgefüttert, ohne eine Gegenleistung zu verlangen.«
    »Du hast mich auch auf deinem Sofa

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